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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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in Memphis untergetaucht. Da die fest angestellten Detektive bereits mit anderen Fällen betraut waren, zog Hammond Loretta hinzu, gab ihr im Voraus Geld für ihre Spesen und schickte sie nach Memphis auf die Suche nach dem Cousin.
    Aber nicht nur sein Augenzeuge verschwand spurlos, sondern auch Loretta.
    Später erfuhr er, dass sie das Spesengeld in eine Sauftour investiert hatte. Der Richter, der für Hammonds Misere kein Verständnis zeigte, hatte seine Bitte um Aufschub abschlägig beschieden und angeordnet, das Verfahren mit dem einzigen Beweismittel weiterzuführen, das er hatte: die Aussage der geprügelten Mutter. Da auch sie die Rache ihres gewalttätigen Sohnes fürchtete, hatte sie im Zeugenstand ihre Aussage geändert und geschworen, sie hätte sich die Verletzungen bei einem Sturz vom hinteren Balkon zugezogen.
    Die Jury bestand auf Freispruch. Drei Monate später war derselbe Kerl auf ähnliche Weise über seinen Nachbarn hergefallen. Das Opfer starb zwar nicht, behielt aber schwere irreparable Gehirnschäden zurück. Diesmal wurde der Verbrecher überführt und zu jahrelanger Haft verurteilt. Aber der Staatsanwalt hieß – Steffi Mundell.
    Auch heute noch, Monate später, hatte Hammond Loretta diesen Vertrauensbruch nicht verziehen, insbesondere zu einem Zeitpunkt, als ihr sonst niemand Arbeit gegeben hatte. Sie hatte ihn im Stich gelassen, als er sie am meisten brauchte, und ihn im Gerichtssaal zum Narren gestempelt. Und das Schlimmste war: Ihre Pflichtvergessenheit hatte dazu geführt, dass ein Mann brutal zusammengeschlagen wurde und deshalb mental und physisch für den Rest seines Lebens behindert war.
    In nüchternem Zustand war Loretta die Beste ihres Fachs. Sie hatte den Instinkt eines Bluthundes und eine schier unheimliche Fähigkeit, Informationen aufzustöbern. Wenn es darum ging, wohin man gehen und wen man fragen musste, schien sie einen sechsten Sinn zu besitzen. Ihre eigenen menschlichen Schwächen waren so klar zu erkennen, dass andere sie als entwaffnend und Vertrauen erweckend empfanden. Sie ließen jede Vorsicht außer Acht und redeten offen mit ihr. Außerdem war sie schlau genug, um zwischen wichtigen und anderen Informationen unterscheiden zu können.
    Dennoch hatte Hammond angesichts ihrer eingeschränkten Verfassung heftige Zweifel, ob es klug sei, sie wieder zu beschäftigen. Nur ein Verzweifelter würde bei einer chronisch Alkoholsüchtigen Hilfe suchen, die schon einmal ihre Unzuverlässigkeit unter Beweis gestellt hatte.
    Aber beim Gedanken an Alex Ladd wurde ihm bewusst, dass er genau das war: verzweifelt.
    »Loretta, ich habe Arbeit für dich.«
    »Was haben wir heute? Ersten April?«
    »Nein, aber vermutlich bin ich trotzdem ein Narr, weil ich dir überhaupt eine Aufgabe anvertraue.«
    Tiefe Emotion verzerrte ihre Gesichtszüge. »Hammond, du tätest gut daran, sofort zu gehen. Wenn ich die Chance hätte, das wieder gutzumachen, was ich letztes Mal verpatzt habe, würde ich sofort zugreifen, aber du bist verrückt, wenn du dich noch mal auf mich verlässt.«
    Er lächelte grimmig. »Nun, man hat mich schon früher verrückt geschimpft.«
    Obwohl ihr Tränen in die Augen stiegen, räusperte sie sich und setzte sich gerade hin. »Woran… Woran hast du gedacht?«
    »Du hast von Lute Pettijohn gehört.«
    Ihr sackte der Unterkiefer weg. »Du willst, dass ich bei so was Wichtigem mitmache?«
    »Indirekt.« Unruhig rutschte er auf der harten Bank herum. »Was ich von dir will, hat offiziell mit der Bezirksstaatsanwaltschaft nichts zu tun. Das ist ganz vertraulich. Zwischen dir und mir. Das darf sonst niemand wissen. Okay?«
    »Hammond, ich bin ein Arschloch, das habe ich zur Genüge bewiesen. Aber ich habe dich immer gemocht. Ich bewundere dich. Du bist einer von den Guten, und der Gedanke, dass du mein Freund bist, schmeichelt mir. Du bist gut zu mir gewesen, als die Leute eine Hundertachtziggradwendung gemacht haben, um nicht mit mir reden zu müssen. Vielleicht enttäusche ich dich, vielleicht sogar ganz sicher, aber man müsste mir schon die Zunge herausschneiden, ehe ich dein Vertrauen verrate.«
    »Das glaube ich.« Er schaute ihr tief in die Augen. »Wie betrunken bist du?«
    »Ich werde mich morgen daran erinnern, obwohl ich schon ganz schön angesäuselt bin.«
    »Okay.« Er hielt inne, um tief Luft zu holen. »Ich möchte, dass du über etwas so viel wie möglich herausfindest. Soll ich’s aufschreiben?«
    »Möchtest du vielleicht je damit in Verbindung gebracht

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