Kein Alibi: Roman (German Edition)
Hotels zu stehen und ihr Polizeiverhör zu diskutieren. Außerdem war es ihm in Wirklichkeit ziemlich egal, wie die Polizei sie in Verbindung mit Pettijohn gebracht hatte. Ihn interessierte nur eines. »Du wirst dein Geld bekommen«, sagte sie. »Ich werde mich bei dir melden, wenn ich das Gefühl habe, dass wir uns wieder in Sicherheit treffen können. Bis dahin hältst du dich von mir fern. Wenn nicht, geht der Schuss nach hinten los.«
Offensichtlich ließ die Wirkung der Droge nach, denn inzwischen mimte er nicht mehr den coolen Freund, sondern wirkte streitlustig. »Du musst mich wirklich für bescheuert halten. Glaubst du allen Ernstes, Alex, dass du mich loswirst, nur weil du es willst?«
Er schnippte nur Zentimeter vor ihrer Nase heftig mit den Fingern. »Denk noch mal nach. Bis ich meinen Anteil von dem Geld habe, bin ich dein Schatten. Das bist du mir schuldig.«
»Bobby«, sagte sie gelassen, »wenn ich dir das vergelten würde, was ich dir schulde, müsste ich dich umbringen.«
»Drohungen, Alex?«, meinte er aalglatt. »Das kann doch nicht wahr sein.« Dann stieß er ihr überraschend hart den Zeigefinger in die Brust, sodass sie ein paar Schritte zurücktaumelte. »Du bist nicht in der Position, mir zu drohen. Du bist diejenige, die am meisten zu verlieren hat. Denk daran. Und jetzt sag ich’s zum letzten Mal. Bring mir das Geld.«
»Begreifst du denn nicht, dass ich nicht kann? Nicht jetzt.«
»Und wie. Du hast ’nen wahren Rattenschwanz von Titeln vor
deinem Namen. Du hast doch Grips genug, um das auszubaldowern.« Seine Augen verengten sich zu bösen Schlitzen. »Du besorgst mir das Geld. Nur so verschwinde ich.«
Rot glühender Hass stieg in ihr auf. »Ist diesen Mädchen klar, dass sie morgen früh ohne Schmuck und Geld aufwachen werden?«
»Die bekommen dafür schon das, was sie wollen.« Er zwinkerte. »Und noch mehr.«
Angewidert drehte sich Alex um und ging auf den Aufzug zu. »Bleib mir vom Leib, bis ich dich benachrichtige.«
Leise rief er hinter ihr her: »Alex, dein Schatten. Sieh dich um. Ich werde da sein.«
Hammond knipste die Nachttischlampe an. Weiches Licht erhellte die pastellfarbene Streifentapete. Er sah sich um. Eines musste man Lute Pettijohn lassen: Für sein Charles Towne Plaza hatte er einen guten Innenarchitekten engagiert und an der Einrichtung nicht gespart. Zumindest nicht in der Penthouse-Suite.
Der großzügige Raum war benutzerfreundlich gestaltet. Hinter den Türen der Schrankwand verbarg sich ein Fernseher mit 70-Zentimeter-Bildröhre und Videorekorder, der jedes normale Gerät in Hotels oder Motels übertraf. Außerdem fand er einen CD-Player mit einer Auswahl an CDs, die aktuelle Ausgabe von TV heute und eine Fernbedienung vor. Sonst nichts.
Er ging weiter ins Bad. Offensichtlich unberührt hingen die Handtücher auf den hübschen Haltern, so, wie sie das Zimmermädchen platziert hatte. In einem Silberkörbchen auf der Marmorplatte lagen noch immer Fläschchen mit Shampoo und Pflegelotionen, ein winziges Nähetui, ein Schuhputzhandschuh und eine Duschhaube.
Er drehte das Licht aus und ging zurück ins Schlafzimmer. Der flauschige Teppichboden dämpfte seine Schritte. Zusätzlich zum Salon verfügte auch das Schlafzimmer über eine eigene Minibar, deren Inhalt die Spurensicherung bereits überprüft hatte. Trotzdem nahm er ein Taschentuch zur Hand und öffnete den Kühlschrank. Ein rascher Vergleich zwischen Inventarliste und tatsächlichem
Inhalt ergab, dass nichts fehlte. Als er die Tür wieder schloss, setzte summend der Motor ein.
Das Geräusch war ihm willkommen, denn trotz der luxuriösen Dekoration und aller Annehmlichkeiten handelte es sich bei der Suite inzwischen um einen Tatort, dessen gespenstische Stille von allen Seiten auf ihm lastete.
Nach seinem Besuch in der Shady Rest Lounge hatte er eigentlich vorgehabt, nach Hause zu gehen und diesen fürchterlichen Montag für beendet zu erklären. Stattdessen hatte es ihn magisch hierher gezogen. An diesem unwiderstehlichen Bedürfnis war nichts Geheimnisvolles. Lorettas letzte Bemerkung hatte sich in seinem Gehirn festgesetzt und wollte nicht weichen.
War Alex letzten Samstag hier gewesen? Hatte sie etwas beobachtet, was sie aus Angst, ihr Leben zu riskieren, nicht offenbaren wollte? Er zog diese Variante vor, statt sich auf die Idee zu versteifen, sie sei eine Mörderin. Trotzdem waren beide Varianten kein Grund zum Jubeln. Unbewusst war er in der Hoffnung hierher gekommen, etwas zu
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