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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Zimmermädchen befanden sich noch nicht auf der Etage. Der Schütze könnte einen Schalldämpfer benützt haben, vielleicht sogar einen provisorischen. Obwohl Madison weder um noch in den Wunden irgendwelche Fetzen gefunden hat, die darauf hindeuten. Ich vermute, dass die schalldichten Räume, mit denen Pettijohn geprahlt hat, im Gegensatz
zu seinem erstklassigen Videoüberwachungssystem keine Scharade waren.«
    »Gerade kommt mir noch ein Gedanke.« Smilow schaute zu ihm hinüber und forderte ihn mit einer Handbewegung zum Weiterreden auf. »Egal, wer Lute abgeknallt hat, er hat nicht nur ihn gut gekannt, sondern auch sein Hotel. Es sieht so aus, als hätte sich der Killer mit allem, was Pettijohn tat, bestens vertraut gemacht. Als ob er von ihm besessen gewesen wäre.« Er bohrte sich in Smilows kalte Augen. »Verstehen Sie, was ich damit meine?«
    Zehn Sekunden hielt Smilow seinem Blick stand, ehe er mit dem Kinn auf die Tür deutete. Er wollte sich nicht provozieren lassen. »Nach Ihnen, Herr Anwalt.«

DIENSTAG

19
    Lute Pettijohn hatte testamentarisch seine Einäscherung verfügt. Kaum hatte Dr. John Madison die Leiche am Montagnachmittag freigegeben, brachte man sie zur Leichenhalle. Die Witwe hatte bereits alle Vorkehrungen getroffen und sich um die notwendigen Papiere gekümmert, weigerte sich jedoch, den Körper vor der Verbrennung noch einmal zu sehen.
    Für Dienstagvormittag war ein Gedenkgottesdienst angesetzt worden, was einige als ungebührlich früh ansahen, besonders im Hinblick auf die Umstände von Pettijohns Ableben. Aber angesichts des exaltierten Verhaltens, das die Witwe auch sonst an den Tag legte, war niemand überrascht, als sie sich über ein altehrwürdiges Ritual hochnäsig hinwegsetzte.
    Der Morgen dämmerte diesig und heiß herauf. Gegen zehn Uhr war die Episkopalkirche von St. Philip bis zum Bersten gefüllt. Die Berühmten und die Berüchtigten waren genauso vertreten wie alle, die nur kamen, um die Berühmten und Berüchtigten anzugaffen, darunter den ehrwürdigen Senator von South Carolina sowie einen Filmstar, der in Beaufort lebte.
    Einige waren Pettijohn nie begegnet, hielten sich aber für wichtig genug, um am Begräbnis eines wichtigen Mannes teilzunehmen. Bis auf wenige Ausnahmen hatten die meisten Anwesenden den Verstorbenen zu seinen Lebzeiten verachtet. Nichtsdestotrotz spazierten sie nacheinander zur Kirche herein und beklagten kopfschüttelnd seinen tragischen vorzeitigen Tod. Der große Altar konnte die überbordenden Trauergebinde kaum fassen.
    Um Punkt zehn Uhr wurde die Witwe zur vordersten Reihe geleitet. Sie trug von Kopf bis Fuß Tiefschwarz, unterbrochen lediglich
von ihrem Markenzeichen, der Perlenkette. Die Haare hatte sie zu einem schlichten Pferdeschwanz zurückgebunden, über dem sie einen breitkrempigen Strohhut trug, der ihr Gesicht verdeckte. Den ganzen Gottesdienst über behielt sie eine schwarze undurchsichtige Sonnenbrille auf.
    »Versteckt sie ihre Augen, weil sie vom Weinen geschwollen sind? Oder vielleicht gerade nicht?«
    Steffi Mundell saß neben Smilow. Ihre Frage wurde mit einem Stirnrunzeln beantwortet. Er hielt den Kopf gesenkt und schien tatsächlich dem Eingangsgebet zu lauschen.
    »’tschuldigung«, flüsterte sie, »ich wusste nicht, dass du eine religiöse Ader hast.«
    Den restlichen Gottesdienst verhielt sie sich respektvoll schweigend, obwohl sie selbst sich zu keiner Religion bekannte. Das Leben nach dem Leben interessierte sie weit weniger als das vorher. Sie wollte ihre ehrgeizigen Pläne hier auf Erden verwirklicht sehen. Sterne in einer Himmelskrone deckten sich nicht mit ihrer Vorstellung von Belohnung.
    Deshalb schaltete sie während der Lesungen und Gedenkreden ab und nützte die Stunde zum Nachdenken über die relevanten Aspekte dieses Falles, insbesondere, wie sie sie zu ihrem Vorteil verwenden könnte.
    Obwohl man Hammond mit dem Fall beauftragt hatte, war sie und nicht er es gewesen, die gestern Abend noch Staatsanwalt Mason angerufen hatte. Sie hatte sich entschuldigt, weil sie ihn beim Abendessen störte, aber als sie ihm erzählte, dass Alex Ladd bezüglich ihres Aufenthalts am Samstagabend gelogen hatte, bedankte er sich bei ihr, weil sie ihn auf dem Laufenden hielt. Damit war sie zufrieden. Der Anruf hatte ihr ein paar Fleißpunkte eingebracht. Aber sie war noch einen Schritt weitergegangen und hatte ihrem Chef versichert, Hammond werde ihm vermutlich irgendwann im Laufe des heutigen Tages – sobald er Zeit dazu fand

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