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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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musterte ihn, als ob sie ihm kein Wort glaubte, ging aber nicht näher darauf ein. »Nun, falls diese Dr. Ladd Pettijohn nicht umgebracht hat, dann gnade ihr Gott.«
    »Du meinst, gnade ihr Gott, falls sie’s getan hat?«
    »Nein, ich meine, was ich sage.«
    »Das kapiere ich nicht«, meinte Hammond verblüfft.
    »Falls Dr. Ladd am Tatort war, ihn aber nicht getötet hat, könnte sie eine Augenzeugin sein.«
    »Augenzeugin? Hätte sie uns das denn nicht gesagt?«
    »Nicht, wenn sie Angst hat.«
    »Was könnte sie mehr fürchten als eine Anklage wegen Mordes?«
    »Den Mörder«, erwiderte Loretta.

18
    Alex klebte beim Autofahren mit einem Auge am Rückspiegel. Obwohl sie ihre Symptome als paranoid erkannte, gestand sie sich ein Recht darauf zu, nachdem sie die meiste Zeit des Tages bei einem Verhör in Verbindung mit einem Mordfall verbracht hatte. Mit Hammond Cross im selben Raum. Der genau wusste, dass sie log.
    Natürlich hatte auch er gelogen, indem er Dinge verschwieg. Aber warum? Aus Neugierde? Vielleicht hatte er sehen wollen, wie weit sie, was den Samstagabend betraf, lügen würde. Als sie mit ihrem Märchen von Hilton Head fertig gewesen war, hatte sie erwartet, von ihm entlarvt zu werden.
    Er hatte es nicht getan. Für sie ein Hinweis darauf, dass er seinen eigenen Ruf schützte. Er hatte seine Kollegin, Miss Mundell, und diesen entsetzlichen Detective Smilow nicht wissen lassen wollen, dass er genau in der Mordnacht mit ihrer einzigen Spur im Mordfall Pettijohn geschlafen hatte. Wenigstens für heute war es ihm wichtiger gewesen, ihre Begegnung geheim zu halten, als sie als Verdächtige festzunageln.
    Aber das konnte sich ändern. Und damit war und blieb sie verwundbar. Bis sie absehen konnte, wie Hammond diese Partie zu Ende spielen wollte, musste sie alles Erdenkliche unternehmen, um sich gegen jede Beschuldigung zu schützen. Vielleicht würde es ja gar nicht dazu kommen, aber für den Fall der Fälle musste sie gewappnet sein.
    Am Ziel angekommen, mied sie die Auffahrt mit den Bediensteten und hielt stattdessen auf dem öffentlichen Parkplatz. Bobby war die Treppe hinaufgefallen. Der Mann, den sie früher gekannt hatte, war durchaus in billigen Absteigen bekannt gewesen. Jetzt hatte er sich in einer Hotelkette in Zentrumsnähe einlogiert. Sie hatte nicht vorher angerufen, um ihm mitzuteilen, dass sie zu ihm unterwegs war. Vielleicht lieferte ihr das Überraschungselement einen kleinen Vorteil bei einer Konfrontation, die zweifelsohne unangenehm würde.
    Im Aufzug schloss sie die Augen und kreiste den Kopf über den
Schultern. Sie war erschöpft und hatte schreckliche Angst. Wie gerne hätte sie die Uhr zurückgedreht und den Tag ausgelöscht, an dem Bobby Trimble nach zwanzig Jahren Freiheit wieder in ihr Leben getreten war. Wie gerne hätte sie diesen und alle folgenden Tage ausradiert.
    Aber damit müsste sie auch ihre Nacht mit Hammond Cross löschen.
    Sie hatte im Leben nicht viel Glück kennen gelernt, nicht einmal als Kind. Damals schon gar nicht. Weihnachten war ein ganz normaler Kalendertag gewesen. Für sie hatte es nie einen Geburtstagskuchen, ein Osternest oder ein Halloweenkostüm gegeben. Erst als Jugendliche hatte sie begriffen, dass auch ganz normale Leute Festtage feiern durften und nicht nur Menschen in Zeitschriften und im Fernsehen.
    Als junge Erwachsene hatte sie die Schäden der Vergangenheit wettmachen müssen und ein neues Individuum kreiert. Gierig hatte sie alles aufgesogen, was man ihr bisher verwehrt hatte. Auf der Universität hatte sie sich mit solchem Feuereifer ihrem Studium gewidmet, dass nur wenig Zeit für Rendezvous blieb. Und als sie endlich ihre eigene Praxis hatte, konzentrierte sie ihre gesamte Energie darauf. Bei ihrer freiwilligen Tätigkeit für karitative Organisationen hatte sie begehrte Männer kennen gelernt. Mit einigen hatte sie Freundschaft geschlossen, aber Romantik hatte in diesen Beziehungen keinen Platz gehabt, und das war ihre Entscheidung gewesen.
    Allmählich begnügte sie sich mit dem Erreichten und zog ihre innere Befriedigung daraus, dass sie Menschen in Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung ihrer Probleme helfen und ihnen ihren eigenen Wert deutlich machen konnte.
    Echtes Glück hatte einen Bogen um sie gemacht, Schwindel erregende überschäumende Freude, wie sie sie in jener Nacht mit Hammond erlebt hatte. Dieses Gefühl war für sie bis jetzt etwas so unerreichbar Fremdes gewesen, dass sie sich seinen süchtig machenden Sog nicht hatte

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