Kein Alibi: Roman (German Edition)
finden, das Alex Ladd entlasten und möglichst jemand anderen belasten würde. Völlig irrational fühlte er sich verpflichtet, eine Frau zu beschützen, die sich als ausgekochte und unerhörte Lügnerin entpuppt hatte.
Es war nicht leicht gewesen, diese Zimmerflucht wieder zu betreten, in der er sich letzten Samstag mit Lute zu einem hitzigen Wortwechsel getroffen hatte. Er war über den Salon nicht hinausgekommen, ja nicht einmal viel weiter als über die Türschwelle. Gleich hinter der Tür hatte er Lute gesagt, weswegen er da war.
Wie ein Muster an Selbstgefälligkeit hatte Lute mit einem Drink auf dem Sofa gesessen und Hammond gewarnt, er müsse sich darauf einrichten, auch seinen eigenen Vater anzuklagen, falls er ihn, Lute, unbedingt vor ein großes Schwurgericht bringen wolle.
»Natürlich«, hatte Lute lächelnd hinzugefügt, »gibt es einen Weg, all diese hässlichen Dinge zu vermeiden. Wenn du dich meinem Vorgehen anschließt, bekommt jeder, was er will, und geht fröhlich nach Hause.«
Sein Vorschlag lief darauf hinaus, dass Hammond seine Seele
dem Teufel verkaufte. Er hatte das Angebot ausgeschlagen, und Pettijohn hatte nicht gerade freundlich auf seine Weigerung reagiert.
Verstört trat Hammond zum Schrank, dem einzigen Bereich im Schlafzimmer, den er noch nicht inspiziert hatte. Hinter den hohen verspiegelten Schiebetüren zeigten sich ein leerer Safe und leere Kleiderbügel. Auf einem hing, unangetastet, ein Bademantel aus weißem Frottee. Passende Badeschuhe waren noch immer in Zellophan verschweißt. Anscheinend war alles unverändert.
Erst als er die Türen zuschob, sah er etwas im Spiegel. »Suchen Sie etwas?«
Hammond fuhr herum. »Ich hatte keine Ahnung, dass noch jemand da ist.«
»Offensichtlich«, sagte Smilow, »denn Sie sind gehüpft, als ob man auf Sie geschossen hätte.« Nach einem schiefen Blick über die Schulter zu den Blutflecken auf dem Salonteppich fügte er hinzu: »Verzeihen Sie meine unpassende Wortwahl.«
»Sie sind ein Komiker, Rory«, sagte Hammond, wobei er seinen Unmut darüber, beim Herumschnüffeln ertappt worden zu sein, hinter Sarkasmus verbarg. »Sie haben doch noch nie Ihre Worte auf die Goldwaage gelegt.«
»Richtig, habe ich nicht. Also, verdammt noch mal, was machen Sie hier?«
»Was geht Sie das an, verdammt noch mal?«, schoss Hammond im selben zornigen Ton wie der Detective zurück.
»Die Tür ist versiegelt, damit alle draußen bleiben.«
»Ich bin berechtigt, den Tatort des Verbrechens aufzusuchen, wegen dem ich Anklage erheben werde.«
»Aber die Vorschrift fordert, dass Sie mein Büro darüber informieren und sich von jemandem begleiten lassen.«
»Ich kenne die Vorschrift.«
»Also?«
»Ich war aus«, meinte Hammond kurz angebunden. Obwohl Smilow Recht hatte, wollte er nicht sein Gesicht verlieren. »Es ist spät, und ich sah keine Veranlassung, einen Polizisten hierher zu schleppen. Ich habe nichts angefasst.« Er schwenkte das Taschentuch,
das er noch immer in der Hand hielt. »Ich habe nichts weggenommen. Außerdem dachte ich, Sie seien damit fertig.«
»Sind wir.«
»Was tun Sie dann hier? Suchen Sie Beweise? Oder wollen Sie welche hinterlegen?«
Wütend starrten beide Männer einander an. Smilow hatte seine Wut als Erster im Griff. »Ich bin hier, um einige Aspekte zu überdenken, die bei der Autopsie aufgetaucht sind.«
Gegen seinen Willen war Hammond interessiert. »Und die wären?«
Smilow begab sich wieder in den Salon, gefolgt von Hammond. Der Detective stellte sich über den Blutfleck auf dem Boden. »Die Wunden. Anhand des verletzten Gewebes lässt sich die Schussbahn der Kugeln nur schwer bestimmen, aber Madison vermutet stark, dass der Lauf der Waffe von oben auf ihn gerichtet war, aus einer Entfernung zwischen dreißig Zentimetern und maximal einem halben Meter.«
»Der Killer konnte ihn also nicht verfehlen.«
»Dafür hat er schon gesorgt.«
»Aber als er kam, wusste er nicht, dass Lute einen Schlaganfall gehabt hatte.«
»Trotzdem ist er gekommen, um ihn zu töten.«
»Aus nächster Nähe.«
»Was bedeutet, dass Pettijohn seinen Killer gekannt hat.« Einen Moment betrachteten sie den hässlichen dunklen Fleck auf dem Teppich. »Mir ist etwas durch den Kopf gegangen«, meinte Hammond nach einiger Zeit, »und jetzt wird mir klar, was. Lärm. Wie kann man einen mit einer .38er abknallen, ohne dass es jemand hört?«
»Nur wenige Gäste waren auf ihren Zimmern. Der Abendservice kommt erst nach sechs Uhr, die
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