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Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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wurde.
    »Bleib sofort stehen!« Es war Will, der das gerufen hatte.
    Nina sog hörbar die Luft ein.
    Will zeigte mit dem Finger auf seinen Vater und stellte dabei erschrocken fest, dass seine Hand zitterte.
»Kannst du nicht mal eine Minute mit dem Unsinn aufhören?«
    »Ich sagte, dass ich arbeite «, sprach Carl Thompson zur Tür seines Arbeitszimmers. Er hatte sich nicht wieder umgedreht.
    Nina öffnete den Mund, als wolle sie etwas zu Carls Verteidigung sagen. Dann besann sie sich offenbar eines Besseren und klappte den Mund wieder zu.
    »Du arbeitest also? Wie schön für dich! Weißt du was, Dad? Ich habe auch gearbeitet. Bis heute Morgen. Aber ich musste meine Arbeit unterbrechen , um den weiten Weg hier rauszufahren.«
    »Wie schön für dich«, erwiderte sein Vater mit leiser Stimme.
    »Ich hatte keine andere Wahl!«
    Langsam drehte sich sein Vater um und sah ihn an. Sein blasses, ernstes Gesicht und die Augen, die denen von Will so ähnlich waren, blieben undurchdringlich.
    »Man hat im Leben immer eine Wahl, Will …«
    »Hat man nicht«, unterbrach Will seinen Vater. »Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Verpflichtungen, und zumindest ich weiß, wie man sich ihnen stellt!«
    »Bitte!«, flehte Nina. »Beruhigt euch doch, alle beide.«
    »Ist schon gut, Nina«, sagte Carl. »Mach dir keine Sorgen.« Er sah seinem Sohn direkt in die Augen. »Du stellst dich also deinen Verpflichtungen.«
    »Allerdings. So wie ich es schon immer getan habe.« Wütend zog er Lauras Vertrag aus der Tasche. »Was soll das?«
    »Was ist damit?« Carls Stimme klang bockig. An seiner
defensiven Körperhaltung konnte Will ablesen, dass sein Vater verdammt genau wusste, was mit dem Vertrag nicht stimmte.
    »Ronald Reagan, Dad? Dieser Stinkstiefel?«
    Sein Vater zuckte mit den Schultern.
    »Du wählst die Republikaner doch nicht mal!«
    »Was soll ich sagen? Mir haben seine Filme gefallen.«
    »Etwas Besseres fällt dir nicht ein?«
    »Das ist doch nur ein Stück Papier.«
    »Dad! Ich bin den ganzen Weg hier rausgefahren, um den Verkauf von Großvaters Haus zu regeln - während du den ganzen Tag hier sitzt, mit deinen … deinen Gedichten und deiner Assistentin! Du überlässt den ganzen Mist einfach mir. Unterschreibst du überall mit Ronald Reagan? Ich wette, dass sich deine Bank, die Versicherungen und Anwälte vor Begeisterung nicht mehr einkriegen, Dad. Du und dein schräger Humor.«
    »Jetzt beruhige dich, Sohn.« Carl machte einen Schritt auf Will zu und blieb dann wieder stehen. »Das ist doch nur Bürokratie.«
    »Nein, Dad, es ist wichtig ! Und es muss erledigt werden! Aber du hast dich ja nie um solche Sachen gekümmert. Seit Moms Tod hab immer ich das getan.«
    Will brach keuchend ab. Seine Mutter zu erwähnen, versetzte ihm einen Stich. Sie war seit fast fünfzehn Jahren tot, aber es würde nie aufhören wehzutun. Er holte tief Luft und fuhr dann fort:
    »Fünfzehn Jahre lang habe ich mich um alle banalen Dinge deines Lebens gekümmert, damit du dich auf deine Arbeit konzentrieren konntest.«

    »Ach ja? So siehst du das also?«, schnauzte sein Vater zurück.
    »Was denkst du wohl, wie die Gärtner und Reinigungskräfte und Klempner bezahlt wurden? Meinst du, die hätten ihre Arbeit aus Liebe zu deiner Poesie gemacht? Ich kannte mich schon mit dreizehn mit Personalabrechnungen aus. Und ich war auch derjenige, der den Müll rausgebracht hat. Stell dir vor Dad, das waren gar nicht die Heinzelmännchen!«
    »Und jetzt willst du dafür Dankbarkeit?«
    Will ließ die Schultern hängen. Das führte zu nichts. All seine Erfahrung im Personalmanagement nützte ihm nichts, sobald er mit einem aufgeblasenen Egoisten, wie Carl Thompson einer war, konfrontiert wurde.
    »Dad«, setzte er von neuem an, »ich will keine Dankbarkeit. Die werde ich so sicher wie das Amen in der Kirche sowieso nicht kriegen. Ich will nur, dass du mich bei dieser Sache unterstützt. Um die Details kann ich mich kümmern. Das mach ich schließlich schon mein ganzes Leben …«
    »Details« , ertönte ein verächtliches Zischen. »Aber du hast nie aufs Ganze geschaut, stimmt’s Will?«
    Will fühlte sich, als würde ihm der Lufthahn abgedreht. »Was willst du damit sagen?«
    »Genau das, mein Sohn. Genau das. Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich arbeite an etwas außerordentlich Wichtigem.« Langsam wandte sich Carl wieder seinem Arbeitszimmer zu.
    »Zur Abwechslung mal!«, schoss Will zurück. »Ich darf also annehmen, dass der

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