Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
da sah sie, dass der alte Mann lächelte.
»Und wissen Sie, was ich dabei gelernt habe? Wenn der Kunde einen idiotischen Weg fahren will, dann tue ich das. Für mich zählt, was auf dem Taxameter steht. Von mir aus können wir auch im Kreis fahren.«
Christy war erleichtert, dass er nicht mit ihr diskutieren wollte. So wie sich ihr Tag bisher gestaltete, war seine Vernünftigkeit geradezu ein Schock.
»Er soll über die Fifth Avenue fahren und nicht über die Third«, befahl Will durchs Telefon.
Christy wiederholte dem Fahrer die Anweisung. Der nickte kaum merklich, packte mit seinen alten, knochigen Händen das Lenkrad und setzte den Blinker, um sich in den Verkehr einzureihen.
Christy presste den Hörer fest an den Mund. »Warum dort lang?«, zischte sie.
»Weniger Ampeln. Außerdem kommt man so direkt zur Avenue of the Americas. Okay?«
Zum ersten Mal seit einer scheinbaren Ewigkeit lockerte Christy die Schultern und entspannte sich. »Verstehe.« Sie lächelte. Der Fahrer warf ihr über den Rückspiegel einen Blick zu. Obwohl sie schon oft in Talia Popovs Salon gewesen war und das verwöhnte Hündchen abgeholt hatte, hatte sie nie besonders auf den Weg oder die Umgebung geachtet. Es tat gut, ausnahmsweise nicht alle Entscheidungen selbst treffen zu müssen.
Der Verkehr hätte schlimmer sein können, und so bewegten sie sich zügig durch das Zentrum von Manhattan.
Christy gab leise Standortberichte durch, und Will antwortete souverän mit weiteren Anweisungen.
Toni betrachtete durchs Fenster die vorbeiziehende Stadt. Sein Gesicht hatte einen verträumten, zufriedenen Ausdruck, ganz offenbar genoss er seine Tour durch Downtown New York City. Christy hatte sich für den Umweg entschuldigen wollen, aber dieser kurze Blick auf sein Gesicht zeigte ihr, dass es überflüssig war. Toni hatte sowieso nichts vorgehabt. Seinen nächsten Termin hatte er erst Ende der Woche. Ab und zu zeigte er auf ein Gebäude oder rief begeistert etwas auf Italienisch, wenn sie an einem historischen Denkmal vorbeifuhren. Christy entschied, dass sie sich wenigstens um ihn momentan keine Sorgen machen musste.
Schneller als gedacht erreichten sie die 34th Street - dank Wills konstanter Anweisungen, die sie durch schmale Gassen und unbekannte Nebenstraßen führten. Erleichtert atmete Christy auf.
»Wir sind auf der 34th! Danke Will!«, rief sie froh. »Ich rufe wieder an, sobald ich Bouvier abgeholt habe!«
»Bestellen Sie ihr einen schönen Gruß von Onkel Will«, sagte er in neckendem Ton. »Sagen sie ihr, dass Onkel Will ihre Nägel liebt so wie sie sind, und sie sich für niemanden verändern sollte!«
»Ich lege jetzt auf!« Christy kicherte. Sie fand es wunderbar, wie er versuchte, sie aufzuheitern. Sie legte auf und blickte aus dem Fenster. Das Taxi fuhr langsam am Eingang des Salons an der West 34th vorbei. Und dann sah Christy etwas, das sie sich kerzengerade aufrichten ließ.
Der Laden war geschlossen!
Knallbunt gestreifte Rollos waren über Fenster und die Tür gezogen. Unter dem goldfarbenen Schriftzug Nifty Naylz Pet Salon für die Stars hing ein schiefes Schild mit der Aufschrift: »Sorry, wir haben geschlossen.« Christy war zu spät gekommen.
»Das glaube ich einfach nicht«, jammerte sie. »Toni - der Laden hat zu!«
Verzweifelt blickte sie sich um. Ein Stück weiter die Straße hinunter entdeckte sie eine vertraute Gestalt, die auf schwindelerregend hohen Absätzen den Bürgersteig entlangklackerte.
»Da ist Talia Popova!«, rief sie. »Halten Sie an!«
Der Fahrer trat so heftig in die Bremsen, dass Toni nach vorn rutschte und sich das Knie stieß. Der Fahrer schüttelte den Kopf. »Hey Sweetheart! Wollen Sie mich umbringen? Ich trage einen Herzschrittmacher!«
»Tut mir leid, aber ich muss aussteigen, und zwar sofort!« Während der Fahrer den Wagen an eine sichere Stelle neben dem Bürgersteig steuerte, wühlte Christy in ihrer Handtasche nach dem Portemonnaie. Dann drückte sie Toni ein paar Geldscheine in die Hand und gab ihm zu verstehen, dass er den Fahrer bezahlen solle. Hastig stieg sie aus und lief den Bürgersteig entlang.
»Danke. Ich muss diese Frau einholen!«, rief sie Toni und dem Fahrer über die Schulter hinweg zu und deutete auf die stattliche Person in einiger Entfernung. »Sie haut mir ab!«
»Das ist die Geschichte meines Lebens, Sweetheart«, sagte der Fahrer trocken, während Christy losstürmte.
Christy lief so schnell sie konnte. Sie musste jedoch feststellen, dass sie mit
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