Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie einem Mann am Telefon ihr Herz ausgeschüttet hatte, den sie genau genommen gar nicht kannte.
»Darf ich etwas vorschlagen?«, fragte Will.
»Ja bitte. Brauchen wir dafür einen Zauberstab?«
»Schaffen Sie sich Toni vom Hals.«
»Wie bitte?« Sie traute ihren Ohren nicht. Vorsichtig warf sie einen Blick hinüber zu Toni. Er war ein Stück weitergegangen, lehnte an einer Wand und studierte den
Zettel, den er bekommen hatte. Er wirkte so jung und verwundbar. Dennoch schaffte er es, bewundernde Blicke der Passanten auf sich zu ziehen. Einige erwiderte er mit diesem betörenden und doch bescheidenen Lächeln, von dem Christy wusste, dass es ihn eines Tages reich machen würde.
»Es klingt so, als hätten Sie ihm bereits mehr als genug geholfen.«
»Das kann ich nicht!« Christy war fassungslos. »Er ist ganz auf sich gestellt!«
Sie hörte, wie Will leise lachte. »Ich dachte mir schon, dass Sie etwas in der Art sagen würden. Na gut! Dann vergessen Sie den Hund.«
»Bouvier?« , rief Christy. »Soll ich ihn etwa in dem Salon lassen?«
»Warum nicht? Rufen Sie dort an und erklären Sie, was los ist. Vielleicht kann man dem Hund einen Knochen oder etwas in der Art geben.«
»Hören Sie, ich werde Bouvier nicht einfach dalassen. Der Hund kann schließlich nichts dafür. Außerdem ist er mein Kunde . Und ich trage ihm gegenüber Verantwortung.«
»Auch mit dieser Antwort habe ich gerechnet«, sagte Will.
»Warum schlagen Sie es dann vor?«
»Nur als Test. Sie sind die zweite Frau, der ich heute begegne, die mir eine Lektion in Sachen Loyalität erteilt.«
Christy fühlte sich geschmeichelt, aber ihr lief die Zeit davon. »Ich bin total durcheinander, Will. Völlig durchgedreht.
Alles, was ich bisher heute geschafft habe, war, einem Kunden seine Tickets zu bringen - und der Tag ist schon halb vorbei!«
»Etwas haben Sie also zumindest geschafft«, antwortete Will. »Darauf sollten Sie stolz sein und es sich merken …«
»Bitte, Will, für Motivationsgespräche habe ich jetzt wirklich keinen Kopf. Diesen Kurs habe ich schon vor langer Zeit gemacht.«
»Na schön.« Will lachte. »Okay. Dann lassen Sie uns davon ausgehen, dass die Motivation da ist. Hören Sie zu. Ich habe mir überlegt, wie Sie es schaffen können, all Ihre Aufträge zu erledigen.«
»Haben Sie?« Christy wagte kaum, das zu glauben.
»Ja, aber dafür müssen Sie sich den Rest des Tages mit mir herumschlagen.«
»Sind Sie wieder in Manhattan?«
»Noch nicht. Wir werden über Ihr schickes Bat-Phone kommunizieren. Die Frage ist nur: Vertrauen Sie mir?«
»Ja - das hängt natürlich davon ab, was Sie vorhaben.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr bewusst, wie provozierend das klingen musste. Wenn sie in einem Film wären, hätte sie geantwortet: Ja, Will Thompson, ich vertraue dir von ganzem Herzen , und mit Weichzeichner würde das Happy End eingeblendet. Das war verlockend. Christy war kurz davor, ihre Antwort umzuformulieren, als Will fortfuhr:
»Berechtigter Einwand. Sie wissen schließlich nicht, was ich vorhabe. Außerdem sind Sie risikoscheu und von Natur aus vorsichtig …«
»Will!«, warnte sie ihn.
»Sorry. Ich kann es manchmal einfach nicht lassen. Okay, während wir geredet haben, bin ich Ihren Zeitplan nochmal durchgegangen. Lassen Sie mich aber bitte ausreden, okay?«
Dieses Mal zögerte sie nicht. »Legen Sie los«, flüsterte sie.
»Als Erstes suchen Sie sich ein Taxi.«
11. Kapitel
Christy
14.30 Uhr
13.00 Uhr Bouvier vom Hundesalon abholen - eine Stunde und dreißig Minuten zu spät.
A lso gut, jetzt war nicht der Zeitpunkt, um über Kosten nachzudenken. Das leuchtend gelbe Taxi, gesteuert von einem winzigen Mann, der aussah, als wäre er hundertfünfzig Jahre alt, war laut Will ihre einzige Chance. Das Handy am Ohr zog sie Toni neben sich auf den Rücksitz und rief dem Fahrer durch das Gitter zu:
»Nifty Naylz Salon an der 34th Street, bitte.«
»34th Street East oder West, Sweetheart?«
»West!«, brüllte ihr Will ins Ohr. »Sagen Sie ihm West, und dann bringen Sie ihn dazu, meine Route zu fahren! Es gibt eine übliche Route - und es gibt meine. Vertrauen Sie mir, Christy!«
Nervös beugte sich Christy vor. »West, bitte. Und, ähm, könnten Sie bitte so fahren, wie ich es Ihnen sage?«
Der Fahrer zuckte mit den Schultern. »Sweetheart, ich fahre seit über fünfzig Jahren Taxi.«
»Ja, aber …« Christy wollte sich gerade verteidigen,
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