Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
aussteigen!« Mit hoher schriller Stimme, untermalt von einem Hauch Panik kamen diese Worte hervor. Verzweifelt bemüht, nicht erkannt zu werden, war es das Beste, was Christy zustande brachte. »Halten Sie hier bitte.«
»Ach, da ist ja noch jemand im Wagen!« Miss H beugte sich vor, um in den Wagen zu spähen.
Christy drehte den Kopf weg und kreischte: »Wir müssen hier raus. Komm schon, Toni. Einen schönen Tag noch, Miss Spears!«
»Hä? Ich bin NICHT Miss Spears!«
Das sollte sie für einen Moment lang durcheinanderbringen , dachte Christy listig und zwängte sich aus dem Wagen, wobei sie Miss H immer schön den Rücken zukehrte. Im Gesicht des Fahrers stand heillose Verwirrung, aber glücklicherweise sagte er nichts.
Und dann, gerade noch rechtzeitig, piepte Christys Handy. Wills Antwort!
Geduckt bewegte sich Christy nach vorn ans Fahrerfenster, hielt sich die Hand vors Gesicht und klopfte verstohlen an die Scheibe. Er fuhr sie runter.
»Lady … das sein sonderbar …«
Aber Christy brachte ihn mit einem flehenden Blick zum Schweigen.
»15 Dollar«, sagte er mit monotoner Stimme.
Christy drückte ihm ein paar Scheine in die ausgestreckte Hand. »Hier - nehmen Sie 40. Bringen Sie die Dame zurück in ihr Apartment.« Und bevor er etwas erwidern konnte, las sie schnell Wills Text vor: »El largo camino ronda, por favor.«
Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu.
»Por favor?«, wiederholte sie. »Ich bezahle die Fahrt. Die Lady fährt kostenlos, okay? El largo camino ronda, por favor?« Sie wusste aus Erfahrung, dass es Miss H nie in den Sinn kam, ihre Fahrten zu bezahlen. Das hier war für den Fahrer die einzige Chance, an Geld zu kommen. Dieser Gedanke tröstete sie ein wenig, als sie ihren raffinierten Plan in die Tat umsetzte.
Der Fahrer sah auf ihren Bauch hinunter, der durch das unter dem Shirt verborgene Diadem dick und rund war, und dann wieder hoch in ihr flehendes Gesicht. Schließlich seufzte er, nickte und reihte sich wieder in den Verkehr ein. Miss H saß im Fond, hatte nichts von alldem mitbekommen und tippte gerade eine SMS ein, während die Paparazzi ihr Equipment einsammelten und sich zerstreuten. Toni hatte derweil den Teppich auf den Bürgersteig gehievt.
»Das Spiel geht weiter«, erklärte Christy resolut. »Noch können wir gewinnen.«
Toni grinste sie an. Was auch immer er insgeheim über diesen Tag dachte, er würde zu ihr halten.
Sie mussten schneller als Miss H bei deren Apartment sein. Der Teppich konnte warten. »Drei Blocks«, keuchte Christy. »Nur drei, dann mit dem Aufzug hoch zum Penthouse in den ungefähr tausendsten Stock, und die Sache mit den Diamanten ist erledigt. Komm schon, Toni.«
Ihre Arme schmerzten. Ihre Füße ebenfalls. Ihr Kopf dröhnte vor Anspannung und Erschöpfung. Aber sie waren fast da. Sogar die Fußgängerampeln waren auf ihrer Seite - ausnahmsweise mal - und sprangen immer rechtzeitig um. Sie fanden wieder in den gleichen Takt. Erst das Piepen von Christys Telefon brachte sie dazu, vor einer Boutique kurz anzuhalten. Die Kleidungsstücke im Schaufenster kosteten in etwa so viel wie der Wagen ihrer Mom.
H hat soeben getwittert, dass der spanische Taxifahrer einen Umweg macht - was haben Sie vor??
Christy lachte. Es funktionierte. Rasch antwortete sie:
;-]
Und schon ging es wieder weiter. Fast hatten sie es geschafft, nur noch um die Ecke … Als sie abbogen, musste Christy plötzlich einem älteren Herrn auf einem Elektro-Rollstuhl ausweichen. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und taumelte seitwärts, die Schachtel mit dem Diadem
rutschte unter ihrem Shirt hervor und landete auf dem Bürgersteig.
»Nein!«, schrie Christy, ließ den Teppich los und sprang hinter der kostbaren Fracht her. Sie stürzte sich buchstäblich darauf, aber genau in dem Moment sprang der Deckel auf, das Diadem fiel heraus und kullerte davon.
»Hilfe - Toni!«, kreischte Christy.
Er reagierte blitzschnell, ließ ebenfalls den Teppich los, rannte los und hielt das Diadem mit einer geschickten Fußdrehung auf. Christy war dicht hinter ihm und riss es an sich. Dann brachten sie und Toni sich in einem Hauseingang in Sicherheit, um sich wieder zu fangen.
»Oh mein Gott. Das war knapp«, keuchte Christy und drehte das Diadem in alle Richtungen, um sich zu vergewissern, dass es unversehrt war. Toni trat zurück auf den Bürgersteig, um den Teppich zur Seite zu rollen. Um sie herum gingen die New Yorker unbeirrt ihrer Wege. Christy konnte kaum
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