Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
Will?«
»Wissen Sie, wie spät es ist? Selbst wenn ich einen Diamantenhändler bei Ihnen in der Nähe kennen würde, hätte er um diese Zeit bereits geschlossen.«
»Oh. Wichtiger Hinweis.« Sie nagte an ihrer Unterlippe und streichelte gedankenverloren die Schachtel unter ihrem Shirt. »Sind Sie sicher?«, fragte sie dann. »Vielleicht gibt es ja irgendwo einen Diamantendiscounter, der rund um die Uhr geöffnet hat? Wir sind in New York, Will. Der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten!«
Er lachte. »Korrigieren Sie mich, aber wir reden von einem antiken Erbstück im Wert von einer Million Dollar?«
»Vermutlich«, gab Christy stockend zu.
»Und Sie möchten in einen Laden mit einem Namen wie Drive-In Edelstein-Discount gehen und erwarten von dem Teenager hinterm Tresen, den passenden Diamanten zu finden und ihn fachgerecht einzusetzen? Und währenddessen halten Sie vor dem Laden ein Schwätzchen mit Ihrem … Ihrem Supermodel ?«
»Na gut, wenn Sie es so betrachten …« Christy mochte es nicht, wie er das Wort Supermodel betonte. Toni war ihr Freund! Das Etikett Supermodel war reiner Zufall, das konnte Will doch wohl verstehen?
»Wie dem auch sei. Die wirklich guten Geschäfte arbeiten nur nach Terminabsprache.«
»Wirklich?« Allmählich war Christy ratlos.
»Ja.«
»Und woher wollen Sie das so genau wissen?« Kaum hatte sie das gesagt, bedauerte sie es auch schon. »Tut mir leid, Will. Ihr Privatleben geht mich nichts an.«
»Ist schon gut«, versicherte er leise und in einem Ton, der nicht verriet, was er dachte.
»Entweder habe ich Halluzinationen oder ich verliere langsam den Verstand. Sie haben völlig Recht. Völlig ausgeschlossen, das Diadem rechtzeitig repariert zu bekommen oder überhaupt irgendetwas damit zu tun, ohne Miss H einzuweihen. Das war dumm von mir.«
»Nein, war es nicht. Sie haben versucht, das Richtige zu tun. Das ist nie dumm.«
»Vielleicht nicht, danke jedenfalls.«
»Was steht als Nächstes auf der Liste?«
Christy seufzte. »Ich werde das kaputte Diadem samt dem Teppich, den ich vermutlich auch ruiniert habe, zu Miss Hs Penthouse schleppen und ihr alles erklären.«
»Richtig.«
»Dann werde ich es mit Fassung tragen, dass sie mich feuert.«
»Vielleicht tut sie das gar nicht. Sie haben Ihr Bestes gegeben.«
»Und morgen früh werde ich aufwachen und feststellen, dass sie meinen Ruf in Schutt und Asche getweeted hat. Ich werde keinen Kunden und kein Geschäft mehr haben und muss wieder bei null anfangen. Abgesehen von den Prozessen, die sie und Mrs Dallaglio gegen mich führen werden. Sie werden Schadensersatz in astronomischer Höhe fordern, den ich niemals bezahlen kann, alles wegen meiner Stümperhaftigkeit. Und wissen Sie was?«
»Was?«, fragte er leise.
»Ich könnte ihnen nicht mal einen Vorwurf machen.«
»Hey, ein Mädchen, das in so einer Stresssituation imstande ist, das Wort ›Stümperhaftigkeit‹ aus dem Ärmel zu zaubern, kann ja so übel nicht sein, oder?«
»Meinen Sie?«
»Tue ich. Kopf hoch und weiter. Gehen Sie die Suppe auslöffeln und rufen Sie mich dann an. Ich werde darauf warten.«
Das beruhigte sie ein bisschen. Nur ein kleines bisschen, aber immerhin.
18. Kapitel
Will
17.25 Uhr
J etzt hab ich es schon dreimal probiert, aber ständig ist besetzt«, seufzte Nina, als sie wieder bei Will und Shorey ankam. Will hatte gerade sein Gespräch mit Christy beendet und steckte das Handy zurück in die Tasche.
»Auch gut«, antwortete Shorey und knuffte sie freundschaftlich. »Ich kenne dich, Nina. Dieses Gespräch wäre einfach nur peinlich geworden. Was genau hättest du ihr denn sagen wollen? Pass auf, Schwesterherz, ich rufe dich an, um dir zu sagen, was für deine Zukunft das Beste ist?«
Nina prustete. »Genau das musste ich mir mein Leben lang von ihr anhören. Nein, ich wäre viel taktvoller. Aber was ist aus dem neuen, großen, mutigen Shorey geworden? Frisch gewagt ist halb gewonnen - von wem stammt das nochmal?«
»Dad wüsste es«, antwortete Will, ohne nachzudenken.
»Das stimmt.« Nina nickte. »Ein wandelnder Zitate-Generator.«
»Ist er noch hier?«
Nina nickte.
Will schwieg.
»Wie wäre es mit Shakespeare?«, schlug Shorey vor und erhob sich dann, um zu gehen. »Von dem ist doch fast alles.«
»Oder Bette Midler«, sagte Will.
»Meinen Sie nicht eher Bette Davies?«, wandte Nina ein.
»Kann sein, nein, warten Sie … Mae West!«
Shorey zeigte begeistert auf Will. »Das ist sie! Ein Glück, dass Sie
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