Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
glauben, wie viel Glück sie gehabt hatten. Sie wandte sich Toni zu. »Ich danke dir sehr - klasse Fußballer!« Sie deutete mit Gesten an, dass Toni tolle Beinarbeit geleistet hatte.
»AC Milano.« Er grinste und kam in den Hauseingang zurück. »Wir gehen?«
»Ja, lass mich das hier nur schnell einpack… oh nein!!!«
Sie wollte gerade den Deckel zuklappen, da sah sie es: ein gähnendes Loch an der Seite des Diadems, rund und schwarz, da, wo eigentlich ein funkelnder Diamant hätte sein sollen.
»Einer ist rausgefallen«, stöhnte sie und zeigte Toni das Loch, das aussah wie eine Zahnlücke. Er atmete hörbar
aus, legte den Arm um Christy und drückte sie beruhigend. Dann ging er hinaus auf den Bürgersteig, ließ sich auf alle viere fallen und suchte die schmutzigen Pflastersteine zentimeterweise ab. Christy war ganz krank vor Entsetzen. Sie packte das beschädigte Diadem in die Schachtel zurück, schob diese wieder unter ihr Top und folgte Tonis Beispiel.
»Haben Sie etwas verloren?«, fragte eine freundliche Dame.
Christy sah sie entgeistert an. Sie konnte an nichts anderes denken als daran, was auf sie zukam, wenn sie diesen Diamanten nicht wiederfand. »Einen Diamanten, ungefähr so groß.« Christy hielt zwei Finger in erbsengroßem Abstand auseinander.
»Wir werden Ihnen helfen. Kommt Mädels!« Im nächsten Moment bogen etwa dreißig Pfadfinderinnen um die Ecke. Erst jetzt bemerkte Christy, dass die Frau eine Uniform trug. Sämtliche Pfadfinderinnen, einschließlich der Frau, machten sich nun auf die Suche nach dem Diamanten.
»Das ist furchtbar nett von euch allen!« Christy war verblüfft, wie hilfsbereit Menschen doch sein konnten.
Minutenlang suchten alle, entschuldigten sich bei den Passanten, die beinahe über sie stolperten, und zogen die Hände weg, bevor jemand darauftrat. Schließlich richtete sich Christy auf. »Hoffnungslos. Danke für eure Hilfe, Ladys, aber ich fürchte, er ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden.«
Während die Mädchen aufstanden, nickte die Frau bedauernd und ließ die Truppe sich wieder aufstellen.
»Alles Gute!«, rief sie, und dann marschierten sie weiter.
Dank der Suchaktion hatte Christy einen Moment lang neuen Mut geschöpft. Jetzt blickte sie völlig ratlos in den Himmel.
Gut einen Meter von ihr entfernt kroch Toni immer noch auf dem Boden herum und durchkämmte die staubige Straße mit den Fingern, wobei er jedes Blatt und jeden Fetzen Papier umdrehte. Er gab einfach nicht auf.
Christy ging zu ihrem Freund hinüber und legte ihm die Hand auf den Rücken. »Komm schon, Toni, lass uns gehen. Ich muss einen Diamanten kaufen. Was denkst du, was so ein Teil kostet? Ein paar Tausend?«
Zögernd stand Toni auf.
Christy seufzte. Ihr war schwindelig. »Jetzt bin ich zum ersten Mal froh, dass ich mein iPhone nicht habe - es würde mir innerhalb von Sekunden die aktuellen Diamantenpreise anzeigen. Wahrscheinlich bekäme ich auf der Stelle einen Herzinfarkt. Im Moment mache ich mir allerdings mehr Sorgen darum, nicht den Verstand zu verlieren.«
Sie rief Will an.
»Hey«, begann sie. »Sie kennen wohl nicht zufällig einen guten Juwelier hier in der Nähe?«
Will lachte leise. »Christy, Sie wissen, dass ich Sie mag, aber wir haben uns gerade erst kennengelernt …«
»Sehr witzig!« Seine süße Bemerkung trieb Christy das Blut in die Wangen, ihre Laune verbesserte es jedoch nicht. »Das ist ein Notfall - ich habe das Diadem fallen lassen und ein Diamant ist rausgefallen.«
»Nie im Leben! Hatten Sie es etwa aufgesetzt?«
»Will, sehe ich vielleicht aus wie die Art Mädchen, die mit einem Diamantdiadem auf dem Kopf draußen rumlaufen?«
Die folgende Pause ließ Christys Herz schneller schlagen. Sie konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich am Telefon mit einem Fremden flirtete, während sich ihr Tag zunehmend zur Katastrophe entwickelte.
»Bevor ich diese Frage beantworten kann, muss ich Sie erst besser kennenlernen.«
»Klar doch! Wo ist nur die Zeit geblieben. Wer hätte gedacht, dass dieser Tag so schnell vergeht?« Christy verspürte plötzlich den Drang, Gesprächspausen mit so vielen Worten wie möglich zu füllen; ob sie nun Sinn ergaben oder nicht, Hauptsache reden. »Es wird schon bald dunkel - warum vergehen die Tage, von denen man wünscht, sie würden ewig dauern, immer so schnell, und andere ziehen sich in die Länge wie Kaugummi und man merkt gar nicht, wie einer in den anderen übergeht und … und …«
»Christy?«
»Ja,
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