Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
loswerden.«
Will
17.45 Uhr
Nina stand ein kleines Stück von Will und seinem Vater entfernt und fummelte an ihrem Handy herum.
Sie winkte ihnen kurz zu. »Ich habe gerade nochmal versucht, sie zu erreichen! Die Nummer, die sie mir für heute gegeben hat, ist ständig besetzt. Ich werde es jetzt mal unter ihrer alten Nummer probieren. Vielleicht klappt das ja. Wenn sie Antonio doch abholt, könnt ihr beide euch den Weg nämlich sparen. Und wenn nicht - ich weiß eure Hilfe echt zu schätzen!«
»Nur für dich, Nina, nur für dich«, sagte sein Vater leise und schüttelte den Kopf. »Du brauchst nur mit den Fingern zu schnipsen und schon werden wir … was sollten wir nochmal für dich tun?«
Will spürte einen Stich, weil die beiden so locker und vertraut miteinander umgingen.
Nina schenkte Carl ein amüsiertes Grinsen und presste sich das Handy ans Ohr. »Ich sage euch, wenn sie dieses Mal auch nicht abhebt …«
»Das wird sie nicht wagen«, versicherte Carl Thompson.
»Scht, es klingelt!«
Will betrachtete ein Gemälde an der Wand, eine Jagdszene, vermutlich in England. Es erinnerte ihn an die Platzdeckchen, die im Haus seines Großvaters auf dem Esszimmertisch gelegen hatten. Sechs an der Zahl, jedes zeigte Männer in leuchtend roten Mänteln, die auf feurig aussehenden Pferden galoppierten, umgeben von einem Rudel Hunden, die jeden Moment unter die trampelnden
Hufe zu geraten drohten. Dieses Gemälde war ihnen sehr ähnlich - vielleicht stammte es vom selben Künstler? Berühmt und überall in der Welt kopiert.
In dem Moment begann Christys Telefon in seiner Tasche zu klingeln. Er zog es heraus, sah auf das Display und hoffte, dass es Christy war. Er hatte nicht mehr die psychische Energie für Smalltalk mit irgendwelchen Kunden oder Geschäftskontakten von ihr.
Aber sie war es nicht. Auf dem Display stand ein einziges Wort.
»Schwesterherz.«
Er zögerte kurz. Vielleicht sollte er ein Stück von seinem Vater weggehen, er wollte ihm keine weitere Gelegenheit geben, sich auf seine Kosten zu amüsieren.
Andererseits war es nicht Christy, sondern Schwesterherz. Nichts, wessen man sich schämen musste.
Er ging ran.
Es gab ein Überlagerungsgeräusch in der Leitung.
Als befände sich der Anrufer ganz in der Nähe.
»Christys Handy. Will am Appar…«
Er kam nicht dazu, das Wort zu Ende zu sprechen. Ein einziger Blick auf Nina, die mit offenem Mund dastand, das Handy immer noch ans Ohr gepresst, sagte ihm alles, was er wissen musste.
19. Kapitel
Christy
17.45 Uhr
12.30 Uhr Mrs Dallaglios Teppich reinigen - mehr als fünf Stunden zu spät … aber wer nimmt das schon so genau?
E in und halbe Stunde, nicht mehr, nicht weniger. Viel Arbeit, kosten viel Geld, aber wir für Sie tun, kein Problem.«
Die chinesische Dame hinter dem Tresen der chemischen Reinigung war nicht die Sorte Mensch, mit der Christy normalerweise argumentierte. Aber anderthalb Stunden!
»Tut mir leid«, flehte Christy, »aber gibt es irgendeine Möglichkeit, dass Sie schneller fertig sind? Es ist ein Notfall.«
»Ein und halbe Stunde«, wiederholte die Frau entschieden. »Viel Arbeit, zwei Leute, viel Geld. Ist so schnell wie geht. Sie wollen schneller? Sie gehen zu meine Bruder Geschäft sechs Blocks weiter. Er vielleicht versuchen.«
»Sechs Blocks?« Ihre schmerzenden Arme gaben ihr
die Antwort, die sie brauchte. »Also gut. Wir lassen den Teppich hier und kommen nach sieben zurück. Danke.«
Christy eilte aus dem Geschäft und war froh, nicht länger den schweren Teppich schleppen zu müssen. Die Freude darüber wurde jedoch zunehmend von der betäubenden Gewissheit erdrückt, dass dieser Tag nicht genug Stunden hatte, um alles zu erledigen. Christy fühlte sich schwach und benommen.
Toni, der unerschütterlich und klaglos neben ihr hermarschierte, spürte die Veränderung.
»Okay?«, fragte er, und seine Stimme war voller Besorgnis.
Christy zwang sich zu lächeln. »Das weiß ich selbst nicht mehr.«
Mitfühlend legte er ihr die Hand auf die Schulter. In dem Moment traf die nächste SMS von Will ein:
Gehen Sie zwei Blocks weiter nach Osten. An der Kreuzung bei Oliver’s Motorcycle Sales rechts abbiegen.
Ihre heutigen Aufträge waren in ihrem Kopf zu einem einzigen Knäuel verworren, so dass sie keine Ahnung hatte, was als Nächstes auf dem Programm stand. Wie betäubt befolgte sie die Anweisung. Schweigend gingen sie und Toni weiter. Will würde schon wissen, was als Nächstes
Weitere Kostenlose Bücher