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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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und ich sollten alles Geld und alle Drogen, die wir fanden, klauen und zu unserem Fluchtfahrzeug schaffen. Nate hatte beschlossen, dass er das Fluchtfahrzeug fahren würde, und wir anderen hatten einmütig beschlossen, dass Harvey der Fahrer des Fluchtfahrzeugs sein würde.
    Weiter waren wir nicht gekommen. Obwohl ich drei Stunden darauf verschwendet hatte, den anderen klarzumachen, dass der Plan absolut verrückt sei, und Suki per Gedankenmail mit detaillierten Morddrohungen bombardiert hatte, weil sie wieder einmal meine Gedanken verraten hatte, war die Wirkung gleich null. Nicht mal Alex achtete darauf. Und Suki erst recht nicht, sie ignorierte mich völlig. Was bedeutete, dass ich mich irgendwann an den Tisch setzte und mich an der Diskussion beteiligte. Wobei ich mir allmählich eingestehen musste, natürlich nur im Stillen, dass der Plan zwar verrückt, aber eigentlich gar nicht so schlecht war.
    Doch nun hatte Demos auf einen wichtigen ungeklärten Punkt – unter all den vielen kleineren Problemen – hingewiesen: Wie konnten wir verhindern, dass sich nach dem Überfall die gesamte Drogenmafia Mittelamerikas an unsere Fersen heftete? Schließlich waren schon die Polizei und die Einheit hinter uns her. Mussten wir jetzt auch noch das Schicksal in Gestalt eines wütenden mexikanischen Drogenbosses herausfordern?
    Ryders Name hing in der Luft wie ein Geist, dem keiner von uns begegnen wollte. Er war ein Sifter gewesen – fähig, Erinnerungen anderer Menschen neu zu ordnen und sogar vollständig zu löschen. Ohne einen Sifter konnten wir die Sache ein für allemal vergessen.
    »Ich kenne einen Sifter.«
    Wir brauchten ein paar Sekunden, bis uns klar wurde, dass Key die Worte gesprochen hatte. Er saß auf dem Boden neben der Tür. Wir hatten gedacht, dass er eingeschlafen sei, aber ganz im Gegenteil: Er war hellwach.
    »Ich kenne einen Sifter«, wiederholte er ein bisschen lauter.
    »Wen denn?«, fragte Harvey gespannt.
    »Meine Mama.«
    »Oma ist ein Sifter?«, schrie Nate verblüfft, der am anderen Ende des Zimmers mit Suki irgendwas auf einem Laptop getippt hatte.
    »Ja, das ist sie wohl«, seufzte Key.
    Ich wusste nicht mehr, wann und wo ich eingeschlafen war, aber als ich aufwachte, fand ich mich in Alex’ Armen wieder. Wir lagen in unserem Hotelbett; er musste mich ins Zimmer getragen haben. Ich streckte mich und wälzte mich herum. Alex schlief noch tief, das Gesicht übergossen von der goldenen Morgensonne, die in Streifen durch die Jalousien fiel. Ich betrachtete ihn, lauschte seinem gleichmäßigen Atem und studierte jeden seiner Gesichtszüge, als wären sie nicht schon für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. Plötzlich erinnerte ich mich, wie ich ihn vor wenigen Wochen ebenfalls beim Schlafen beobachtet hatte. Er war sofort aufgewacht, als hätte er meinen Blick gespürt, hatte sich zu mir herübergebeugt und mich zum ersten Mal geküsst. Von jenem Augenblick an hatte ich gewusst, dass nichts mehr so sein würde wie früher.
    Endlich regte er sich, öffnete die Augen und bedachte mich mit einem langen, schläfrigen Blick. »Guten Morgen, meine Schöne«, sagte er und schob mir eine Strähne aus dem Gesicht.
    In mir zog sich etwas zusammen. Es war vorerst das letzte Mal, dass wir gemeinsam aufwachten. Morgen Früh würde ich nicht mehr in seinen Armen liegen. Wenn die Sache schiefging, war ich dann womöglich schon in einer Zelle, wo die Einheit mir den Schädel aufhackte, um besser an meinem Hirn herumexperimentieren zu können.
    Ich setzte mich auf und fummelte an meinem Lederarmband herum. Alex hielt meine Hand fest.
    »Was machst du denn?«
    »Ich will das Armband abmachen.«
    »Aber warum denn?«, fragte er verwundert.
    Das Armband war als Abschiedsgeschenk zwischen uns hin und her gewechselt – er hatte es mir vor fünf Jahren geschenkt, als ich nach London abgereist war; ich hatte es ihm vor ein paar Wochen als Geburtstagsgeschenk zurückgegeben, dann hatte er es mir wieder überlassen, als er mit Jack losgezogen war, um Alicia und Thomas aus dem Camp zu befreien. Nun stand uns erneut ein Abschied bevor und ich wollte unbedingt, dass es bei ihm blieb. Irgendwie hatte ich das verrückte Gefühl, dass es ihn beschützen würde, wenn ich nicht bei ihm sein konnte.
    »Ich will es dir zurückgeben«, sagte ich.
    »Warte mal.« Er rollte sich aus dem Bett und wühlte in seinen Kleidern, die über einem Sessel lagen. Mit seinem Taschenmesser kam er zurück. Inzwischen hatte ich endlich den

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