Kein Augenblick zu früh (German Edition)
Jack gemacht hat. Jack wird im Militärhospital behandelt und das gehört nicht in die Zuständigkeit der Einheit. Aber versuche bloß nicht, auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Versuche nicht, ihn selbst herauszuholen. Versuche nicht, deine Mutter zu befreien. Du sollst nur Ohren und Augen offen halten, so viele Informationen sammeln wie möglich – und auf uns warten.«
»Okay, okay, ich hab’s längst kapiert«, murrte ich. Trotzdem starrten mich alle misstrauisch an – sogar Alex. »Was ist?«, schrie ich schließlich entnervt. »Ich. Verspreche. Es!«
Demos nickte, ein leichtes Lächeln um den Mund. »Das Timing ist entscheidend – es muss genau mit dem abgestimmt werden, was wir in Washington geplant haben. Wir können uns keinen Fehler erlauben.« Dabei schaute er wieder nur mich an.
Jetzt reicht’s aber! , dachte ich. Eure ständigen Belehrungen hängen mir zum Hals heraus!
Hinter mir hörte ich Suki kichern.
»Alex folgt dir dann nach, Lila«, sagte Demos.
»Und was machen wir mit Rachel?«, fragte ich. Ich hatte zwar sehr klare Vorstellungen, was ich am liebsten mit Rachel machen würde, aber ich war nicht sicher, ob Demos davon etwas hören wollte.
»Rachel bleibt bei Bill in Mexico City«, antwortete er. »Er muss sich ohnehin um Thomas kümmern. Sie wohnen in einem Apartment, Rachel können wir dort gut für eine Weile verstecken.«
»Und Amber? Wohnt sie auch bei Bill und Thomas? Oder kommt sie mit uns?«, fragte Nate.
»Wir werden sehen«, antwortete Demos mit zusammengekniffenen Lippen.
Key erschien plötzlich in der Tür. »Alles klar«, verkündete er. »Wir haben wieder einen Sifter im Team.«
13
Als wir in der Dämmerung durch Mexico City fuhren, holte mich die Erinnerung ein. Unruhig spähte ich zwischen den anderen Fahrzeugen hindurch, hielt Ausschau nach Männern in schwarzer Kampfuniform oder nach einem Auto mit dunkel getönten Scheiben, das uns folgen könnte. Auch Alex war nervös. Harvey saß am Steuer des BMW , Suki und Nate waren neben mir auf den Rücksitzen. Vor uns fuhr der Van mit Demos, Alicia und Rachel.
Das Apartment, in dem Bill und Amber mit Thomas wohnten, befand sich im zehnten Stock eines grauen, unauffälligen Häuserblocks mitten in der Stadt. Harvey lenkte den Wagen in die Tiefgarage und parkte in einer Nische.
Plötzlich tauchte Demos neben dem Auto auf und öffnete die Tür auf meiner Seite. »Kommst du?«
Alex lächelte mir ermutigend zu. Ich war nicht sicher, ob ich Amber begegnen wollte. Was um Himmels willen sollte ich zu ihr sagen? Und dann war da auch noch Thomas. Würde ich seinen Anblick ertragen können – wenn ich sah, was die Einheit mit ihm gemacht hatte oder, noch schlimmer, es in allen Einzelheiten erzählt bekam? Aber Demos wartete und auch alle anderen schauten mich auffordernd an, also löste ich seufzend den Gurt und stieg aus. Ich trödelte hinter ihm her zum Lift, als könnte ich dadurch die Begegnung auf ewig hinauszögern.
Alicia kam mit. Wir fuhren mit dem Aufzug bis in den zehnten Stock und traten auf einen Flur, der mit Teppich ausgelegt war. Vor der letzten Tür blieb Demos stehen und klopfte; kurz darauf öffnete Bill. Er bat uns herein, legte aber einen Finger auf die Lippen.
»Wie geht es Thomas?«, flüsterte Alicia.
»Werdet ihr gleich selber sehen«, antwortete Bill. Er führte uns in ein kleines Wohnzimmer, dann durch einen kurzen Flur, und öffnete eine der Schlafzimmertüren. Ich spähte hinein, konnte jedoch im Halbdunkel nur ein großes Bett und die Umrisse einer liegenden Gestalt erkennen.
Alicia ging direkt zum Bett. Ich hätte ihr eigentlich folgen sollen, aber meine Füße verweigerten mir den Gehorsam. Ich stand wie festgewurzelt an der Tür.
»Es geht ihm schon etwas besser«, flüsterte Bill, der neben Alicia am Bett stand. »Er schläft nur immer, ist noch kein einziges Mal richtig wach geworden. Wenigstens sind die Albträume verschwunden. Er scheint allmählich ruhiger zu werden.«
Ich fing den warnenden Blick auf, den Demos Bill zuwarf – als ob Bill vor mir nicht über solche Dinge reden sollte.
Bill räusperte sich. »Es wird ihm bald besser gehen. Gebt mir eine Woche oder so, dann ist er wieder ganz der Alte.«
Ich machte einen kleinen Schritt nach vorn und Alicia trat beiseite. Ich schlug mir die Hand vor den Mund, um nicht unwillkürlich aufzuschreien. Thomas war so weiß wie das Bettlaken, sein Gesicht glänzte schweißnass. Im ersten Augenblick kam es mir so vor, als stünde ich
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