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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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passiert!«, schrie ich zurück. »Sie werden ihn … auseinandernehmen!«
    Alex schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Ich kann nicht auf Demos warten und auch nicht darauf, dass dir ein Plan einfällt«, sagte ich atemlos. »Ich gehe zurück und wenn es sein muss, allein.«
    Seine Augen sprühten förmlich vor Wut.
    »Ich komme mit dir«, sagte eine Stimme.
    Ich blickte auf. Key lehnte an der Reling und schaute auf uns herab.
    »Niemand geht irgendwohin!«, bellte Alex wütend.
    »Jack ist einer von uns!«, stieß ich hervor. »Er ist wie ich. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie ihn mitnehmen.«
    Das verschlug Alex erst mal die Sprache. Seine Wut verflog, verwirrt schüttelte er den Kopf. »Er … ist einer von euch? Was meinst du damit? Ist er überhaupt schon aufgewacht? Geht es ihm besser?«
    Ich nickte. Jede Faser meines Körpers drängte danach loszulaufen und mein Herz raste, während es Adrenalin durch mein System pumpte. Key kam näher.
    Entschlossen packte mich Alex am Ellbogen und zog mich zur Gangway. »Du bleibst. Dort ist es viel zu gefährlich. Ich lasse das nicht zu.«
    Ich dachte nicht mehr nach, ich reagierte nur noch. Einem Beobachter musste es vorkommen, als würde Alex von einer unsichtbaren Faust ergriffen. Er schlug mit der Schulter gegen die Reling, fiel auf die Knie und schrie auf. Geschockt und unsicher machte ich einen Schritt auf ihn zu, aber er hob den Kopf und sein Blick war so kalt, dass ich verwirrt stehen blieb. Dann richtete er sich auf und wich zurück, so weit es ging, wobei er sich die schmerzende Schulter rieb. Es war wie ein Faustschlag in die Magengrube.
    »Komm, Lila«, murmelte Key, warf Alex einen kurzen Blick zu und zuckte entschuldigend die Schulter.
    Ich zögerte immer noch, hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, zu Alex zu laufen, und dem Wunsch, meinen Bruder zu retten. Wenn ich blieb, konnte ich Jack verlieren. Wenn ich ging, würde ich wahrscheinlich Alex verlieren.
    Wir starrten uns an – Alex’ Blick brannte vor Wut. In seinen Augen sah ich mein Miniaturspiegelbild, eine winzige, unscheinbare Gestalt – die sich umdrehte und davonlief.

30
    Key führte mich zu einem schwarzen, fensterlosen Lieferwagen, der vor dem Pier geparkt war.
    »Seit wann haben wir den?«, fragte ich.
    »Den hat Alex gestern für unseren Fluchtplan besorgt. Brauchen wir jetzt wohl früher als gedacht.«
    Ich holte tief Luft. Offenbar war ich kurz davor, Alex’ Plan gründlich zu vermasseln. Beging ich gerade einen Riesenfehler? Wäre es nicht besser zu warten? Wenn ich jetzt in die Militärbasis zurückkehrte, konnten wir womöglich meine Mutter nie mehr herausholen. Vielleicht hatte Alex Recht und ich würde erwischt? Aber zumindest hatte ich eine Chance, Jack zu retten, und diese Gelegenheit konnte ich auf keinen Fall ungenutzt verstreichen lassen. Ich hatte es ihm versprochen. Jack hätte das Gleiche für mich getan.
    Key öffnete die Laderaumtür. Innen zog sich eine Holzbank an einer Seite entlang. In der Mitte stand ein stabiler Metalltisch auf Schienen, die fest im Fahrzeugboden verankert waren. Auf dem Tisch lag ein Sarg. Zwei Meter hochglanzlackierte Eiche mit silbernen Beschlägen.
    »Gehört das irgendwie zu eurem Plan?«, fragte ich verwirrt, während ich den Sarg anstarrte.
    Key nickte grinsend. »Privates Bestattungsunternehmen. Alex hatte die Idee, jemanden auf diese Weise aufs Campgelände zu schmuggeln. Er hat die Papiere gefälscht. Darin steht, dass ich eine Leiche abholen soll.«
    Ich starrte immer noch den Sarg an. Wie viele Leute konnte man in einen Sarg quetschen?
    »Irgendwo müssen wir dich ja verstecken«, sagte Key und stieg in den Laderaum.
    »Mich? Verstecken? Wo denn?«
    Key machte eine einladende Bewegung. Zum Sarg.
    »Ich verstecke mich nicht in diesem … in diesem Ding!« Ich brachte meine Stimme so weit unter Kontrolle, dass aus dem schrillen Aufschrei ein Fauchen wurde.
    »Na ja, die alternativen Transportmöglichkeiten sind momentan ein bisschen begrenzt«, sagte Key gelassen.
    Aber so begrenzt doch nicht? Es musste eine andere Möglichkeit geben! Hektisch ließ ich den Blick durch den Laderaum schweifen. Er war absolut kahl, von der Bank abgesehen. Und dem Sarg.
    »Das ist doch beschissen!«, knurrte ich.
    »Wir haben Lüftungslöcher in die Seiten gebohrt.« Key hob den Deckel an. Der Sarg war mit scharlachroter Seide ausgekleidet.
    »Kommt. Nicht. Infrage.«
    »Lila, wir haben nicht mehr viel Zeit. Es ist doch nur ein Sarg. Ich hab

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