Kein Biss unter dieser Nummer
Ich habe davon geredet, dass Jessicas Schwangerschaft unnatürlich ist!«
»Ach, du lieber Himmel! Das meinst du also die ganze Zeit!« Ich setzte mich auf einen Regiestuhl, bevor ich umkippen konnte. Ahhh, diese Erleichterung! Der Truthahn war nicht mein Untergang gewesen. Ich bin sicher, ich werde letztendlich untergehen, aber von einem Truthahn ins Verderben gestürzt zu werden klingt doch echt lächerlich. Ich war zutiefst dankbar, dass mir dieses Schicksal nicht bestimmt war. »Natürlich ist ihre Schwangerschaft unnatürlich. Das ist okay; wir wissen das.«
»Wir dachten, Sie … ich dachte, Sie wären über etwas anderes besorgt. Darüber …« Jessica deutete auf ihren Bauch, »müssen Sie sich keine Sorgen machen. Alles wird gut.«
In Moms Gesicht zeigte sich jedoch keine Erleichterung, nicht einmal ein Hauch davon. Was in Ordnung war. Die Erleichterung, die Jess und ich verspürten, reichte für uns alle. »Da haben wir es wieder. Niemand weiß, wann Jessicas Kind kommen soll oder wie lange sie schon schwanger ist …« Sie wandte sich an mich. »Als ich sie vorhin anrief, hat sie mir erzählt, dass sie noch nicht beim Arzt gewesen ist, nicht einmal bei einer Hebamme. Nicht ein einziges Mal. Wie ist es möglich, dass jemand, der sich ein ganzes Krankenhaus kaufen kann …«
»Geldverschwendung«, warf Jess ein.
»… nicht die beste medizinische Versorgung erhält, die in diesem Staat zu bekommen ist? Wie hat sie überhaupt herausgefunden, dass sie schwanger ist? Warum hat sie sich keine Hebamme gesucht? Warum kennt sie ihren ungefähren Entbindungstermin nicht? Irgendetwas ist hier oberfaul.«
»Das sagst du mir; du solltest mal die Lebensmittelrechnung sehen.«
»Betsy!«
»Sie muss nur ihren Kalender auf Vordermann bringen.«
»Das stimmt«, fiel Jess ein. »Ich hasse dieses iCloud. Ich baue darauf, dass Schreibunterlagen mit Tischkalender irgendwann ihr Comeback feiern werden, und dann bin ich zur Stelle. Wenn ich erst einmal Ordnung in meine Daten gebracht habe, wird sich alles schon aufklären.«
»
Elizabeth
.«
»Was denn?«, fragte ich, ehrlich verwundert.
Tina kam der Antwort meiner Mutter zuvor. Sie schob die Schwingtür mit zwei Fingern auf und sagte mit leiser Stimme, die dennoch durch den ganzen Raum hallte: »Eure Schwester ist hier, Majestät.«
Oh Mann
! »Na, dann kann’s ja losgehen!«, murmelte ich. »Mom, wir reden später weiter, ja?«
»Nein«, erwiderte meine Mutter niedergeschlagen. »Das werden wir nicht.« Zu meinem Erstaunen tropfte eine einzelne Träne aus ihrem linken Auge, und Baby Jon strampelte so heftig, um zu ihr zu gelangen, dass er mir beinahe aus den Händen gerutscht wäre.
»Hier, nimm ihn, das wird dich aufmuntern! Es ist okay. Ich werde mich mit Laura versöhnen. Und mach dir keine Sorgen über …« In Gedanken war ich schon bei meiner Schwester und halb aus dem Zimmer. »Über was auch immer.«
So! Das sollte sie doch aufheitern. Ich wusste nicht, was ihr Sorgen bereitete, aber im Augenblick konnte ich mir darüber auch keine Gedanken machen. Wenn ich mich erst einmal mit Laura versöhnt hätte, würde ich zu Mom gehen und in Ordnung bringen … was auch immer in Ordnung zu bringen war.
Eins nach dem anderen. Und da sie es war, die mir beigebracht hatte, Prioritäten zu setzen, würde Mom dies auch gewiss verstehen.
12
»Warum bist du gekommen? Ich …«
hatte angenommen, dir mindestens weitere sechs Wochen auf den Wecker fallen zu müssen, weil du so verflixt sturköpfig bist. Das bin ich zwar auch, doch du hast die doppelte Portion abbekommen: Dads Sturköpfigkeit und die von Ant. Ich dagegen hab nur die von Dad geerbt und … okay, vermutlich ist meine Mom auch etwas sturköpfig. Gelegentlich.
Nein, nein, nein.
»Warum bist du gekommen? Ich …«
finde nicht, dass du dir genügend Mühe gibst, meinen Standpunkt zu verstehen. Auch wenn sie deine Mutter war – eine deiner Mütter –, solltest du wirklich nicht so ein Theater machen. Immerhin war sie der leibhaftige Satan! Ich wette, auf der Erde gibt es eine Menge Leute, die mir dafür dankbar die Füße küssen würden.
Argh, noch schlimmer.
»Warum bist du gekommen? Ich …«
hätte gern etwas früher als auf den letzten Drücker erfahren, dass von mir erwartet wird, ein – ta-da! – Thanksgiving-Festmahl – für wie viele? Zehn? Personen – zu kochen. Außerdem hatten wir schon vor deiner Ankunft eine emotionale Krise zu bewältigen, weil meine Mom ihre Kindheit auf einer Farm
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