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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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auf die vertrauten Worte, die Red morgens auf jede Zeitung stempelte, die im Café einging – GESTOHLEN IM CAFÉ DES WESTENS . Sie nahm einen Bleistift aus ihrer Handtasche und schrieb eine kurze Botschaft an Frank auf den schmalen weißen oberen Rand.
    10. Januar 1911
    Jetzt ist es offiziell. Bekam heute die Scheidungsklage.
    Ich liebe Dich, Mamah
    »Gibt es hier irgendwo einen Briefumschlag?«, fragte sie Red und riss die Nachricht von der Zeitung ab.
    Als er ihr einen Umschlag brachte, schrieb sie die Adresse darauf, schob die zusammengefaltete Botschaft hinein und versiegelte ihn, dann trat sie wieder in den Schnee hinaus und machte sich auf den Weg zum Postamt.
Kapitel 32
    »Unten ist ein Mann, der Sie gerne sehen möchte.«
    Mamah spähte über den Rand ihrer Brille hinweg auf Frau Böhm, die nur selten den Aufstieg in den dritten Stock auf sich nahm. »Um wen handelt es sich?«
    »Um einen Mr. Wright.«
    Mamah sprang von ihrem Stuhl auf und raste an der verblüfften Frau vorbei, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Frank stand im Mantel im Wohnzimmer, den Hut in den Händen.
    »Du hast mir kein Wort gesagt!« Sie schlang die Arme um ihn.
    »Ich dachte, wenn ich es täte, würdest du nicht wollen, dass ich komme.«
    Sie legte ihre Hände an sein kaltes Gesicht. »Du siehst aus, als wärst du zu Fuß von Chicago hierhergekommen. Hast du in den letzten zehn Tagen überhaupt geschlafen?«
    »So gut wie gar nicht.«
    »Seekrankheit?«
    Seine Nasenflügel blähten sich bei diesem Wort. »Erinnere mich nicht daran.« Er nahm ihre Hand. »Ich habe ein Zimmer«, sagte er leise. »In einem kleinen Hotel nicht weit von hier entfernt.«
    »Ich hole eine Tasche«, sagte sie und grinste dabei wie eine Verrückte. »Es dauert nur fünf Minuten.«
    Auf dem Weg zum Hotel gingen sie durch den Tiergarten. Frank war sachlich, sein schalkhafter Humor nirgends zu erkennen. Er war gekommen, weil er Wasmuth überraschen wollte, erzählte er ihr, der wegen eines Zerwürfnisses zwischen ihnen den Druck der Mappe gestoppt hatte. »Die Druckqualität des Bildbandes ist fürchterlich, und er hatmindestens zwei der Häuser auf den Platten falsch zugeordnet. Ich habe Wasmuth ganz deutlich gesagt, dass ich das nicht akzeptiere. Und was hat er getan? Hat das ganze verdammte Projekt gestoppt. Er wird keinen Handschlag mehr an der Mappe tun, wenn ich nicht den Bildband akzeptiere.« Franks Stimme klang rau und verletzt ob dieser Ungerechtigkeit. »Ich stecke inzwischen zu tief drin. Ich werde mich wegen eines neuen Vertrags mit ihm auseinandersetzen müssen.«
    Auch in Chicago gab es Schwierigkeiten, abgesehen von der Tatsache, dass er ein Paria war und niemand ihm einen Auftrag geben wollte. Er stand im Begriff, Herman von Holst zu verklagen, weil der ihn um die ihm zustehenden Kommissionen für die hinterlassene Arbeit betrogen hatte.
    Vor kurzem war ein wenig Schnee gefallen. Sie beobachtete zwei Passanten, die vor ihnen auf dem steinernen Bürgersteig dunkle Fußspuren hinterließen, während Frank eine Litanei seiner Schwierigkeiten aufzählte.
    »Sie hassen mich.« Er sprach jetzt von seinen Kindern.
    »Aber du hast geschrieben, sie seien außer sich vor Freude, dich zu sehen.«
    »Oh, es hat nicht lange gedauert, bis die Wahrheit ans Licht kam. Sie hat sie gegen mich aufgehetzt.« Er schluckte und gewann seine Stimme zurück. »All diese gegenseitigen Anschuldigungen, die öffentliche Demütigung… nichts davon wäre nötig gewesen. Wenn sie nur einer Scheidung zugestimmt hätte.«
    »Edwin hat in die Scheidung eingewilligt«, sagte Mamah unvermittelt. »Wusstest du das? Ich habe dir einen Brief geschrieben, aber wahrscheinlich – «
    Auf seinem Gesicht zeichnete sich Überraschung ab. »Nein, ich habe ihn nicht bekommen.«
    »Es ist wahr. Er hat zugestimmt, sich im August mit mirzu treffen, um die Einzelheiten festzulegen. Ich habe das Gefühl, als könnte ich jetzt zurückkehren.« Sie sah ihn an. »Vielleicht wenn Catherine erfährt, dass Edwin zugestimmt hat…«
    »Denk nicht einmal daran«, sagte Frank. »Das wird nicht passieren.«
    »Du bist hierhergekommen, um mir etwas zu sagen, nicht wahr? Was du mir sagen willst, hat mit einem Haus zu tun. In Wisconsin.«
    »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
    »Das ist es doch, was du die ganze Zeit wolltest.«
    »Meine Mutter hat eingewilligt, in ihrem Namen ein Stück Land für mich zu kaufen. Zwölf Hektar in Hillside, in der Nähe der Farm meines Großvaters. Genau an der Stelle,

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