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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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von der ich dir erzählt habe.« Er blieb auf dem Bürgersteig stehen. »Es ist höchste Zeit, Mamah. Es wird der schönste Ort sein, an dem du je gelebt hast. Es wird keine Rolle spielen, dass du nicht ausgehen kannst, um ein Theaterstück zu sehen.«
    Er blickte auf die Reihen kahler Bäume hinter ihr im Park. »Hauptsache ist, dass wir nicht mehr dieses zerrissene Leben führen müssen. Wer wir sind, was wir tun, was wir lieben, alles, worüber wir miteinander gesprochen haben, um Ellens Ideale zu verbreiten, zu unterrichten – wird in diesem Bau stecken. Dort kommt alles zusammen.«
    »Aber du hattest keine Arbeit mehr.«
    »Wenn Darwin Martin mir einen Kredit gewährt – und das wird er tun –, kann ich im Sommer zu bauen anfangen. Wenn der Bau erst einmal fertig ist, können wir uns selbst versorgen. Unser eigenes Essen anbauen. Was immer nötig ist.« Er drehte sich um und sah, dass sie nervös an ihrer Unterlippe nagte. »Schau, in Italien hast du nur daran gedacht, einen Rückzugsort zu bauen, weit weg von allem. Nun, dasist ein Rückzugsort, und genauso schön wie Fiesole. Ich zahle Martin das Geld zurück, mach dir deshalb keine Sorgen. Und was die Farmer dort angeht, will ich nicht lügen. Sie werden anfangs nicht besonders freundlich sein. Eine Weile werden sie uns am liebsten in der Hölle schmoren sehen. Aber ich schwöre dir, wir werden ein wahrhaftiges Leben führen. Wir werden das Modell eines wahrhaftigen Lebens sein.«
    »Fragst du mich?«
    Frank hatte einen Handschuh ausgezogen und war in die Hocke gegangen. Mit dem Zeigefinger malte er drei Linien in den Schnee. Sie sahen aus wie eine Kinderzeichnung von Sonnenstrahlen.
    »Das ist das druidische Symbol für ›Wahrheit vor den Menschen‹.« Er sah zu ihr auf. »Es ist eine schwierige Aufgabe, für das Wahre und Schöne zu leben. Die meisten Menschen würden mich auslachen, wenn ich diese Worte auch nur laut ausspreche. Aber es ist das Einzige, was ich jetzt will.« Er hielt inne. »Wenn du mit mir dorthin gehst, Mamah, können wir es schaffen. Wenn du mit mir dort leben willst.« Sie lächelte. »Fragst du mich?«, wiederholte sie.
    »Ja, das tue ich.«
    »Ja, ich will.«

TEIL 3
Kapitel 33
    Marthas mürrisches Gesichtchen wandte sich in die Richtung, in die ihre Mutter zeigte. »Siehst du ihn?«, flüsterte Mamah. »Er ist leuchtend gelb.«
    Das Mädchen starrte in den Wald.
    Sie knieten beide auf den Kiefernnadeln einer kleinen Lichtung. Sie gab das Fernglas an ihre Tochter weiter. »Dort oben auf dem Ast.«
    Martha schob das Fernglas von sich und wandte das Gesicht mit leerem Blick dem Wald zu. »Papa kennt die Vögel«, sagte sie.
    Mamah erstarrte, dann zählte sie die Wörter, die Martha gerade gesagt hatte. Vier, dachte sie. Das ist ein Fortschritt.
    In Berlin war ihr der Gedanke an einen Sommer mit den Kindern in einem kanadischen Ferienlager als das perfekte Szenario für ein Wiedersehen erschienen. Sie würden ihr gehören – keine Louise, keine Lizzie. Edwin würde sie hinbringen und einen Tag bleiben, um die Bedingungen ihrer Scheidung auszuhandeln. Mamah hatte erwartet, dass es für sie alle schwer sein würde, doch zumindest wären sie neugierigen Blicken fern. Sie würden sich Zeit lassen.
    In den vergangenen zwei Jahren hatte sie die Kinder mit Briefen bombardiert, vor kurzem auch mit einem Foto von sich. Doch sie schienen sich nicht an sie zu erinnern.
    Zwei Jahre im Leben eines Kindes sind unendlich lang, dachte sie. Sie erinnerte sich an ihre eigene Kindheit, als sie mit acht in der Badewanne lag und sich in Gedanken an denendlosen Sommer verlor, der vor ihr lag. Und so war es auch gewesen – tausend Jahre, so schien es, voller Leuchtkäfer und Versteckspiele, in denen Tage und Nächte in einem immerwährenden, pulsierenden Grillengezirp ineinander übergingen.
    Martha war drei gewesen, als Mamah weggegangen war, John fast sieben. In Italien und Berlin hatte sie Kinder im gleichen Alter beobachtet, gesehen, wie sie sich bewegten. Ihren Worten gelauscht. Doch hier, in Fleisch und Blut, waren John und Martha ihr fremd.
    John erinnerte sich ein wenig an sie. Er war beinahe noch derselbe kleine Junge, der sich in ihre Arme gestürzt hatte, sobald er sie sah. Er war noch immer Peter Pan, wenn auch größer, und inzwischen mit einem Stock ausgerüstet. Der Junge trug diesen Stock mit sich herum, seit sie ihn vor der Blockhütte zum ersten Mal wiedergesehen hatte.
    Er hatte ihn in die Erde gebohrt, als sie auf ihn zugekommen

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