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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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ein simples Detail zu besprechen.
    Meist waren Louise und die Kinder zu Hause. An diesen Tagen ging er auf die Knie und spielte mit ihnen, wirbelte John und Martha und ihre Spielkameraden durch die Luft, während er auf dem Rücken lag und Mamah in der Bibliothek in einer Fensternische saß, an ihrem Rock herumnestelte, den Stoff abwechselnd zerknüllte und wieder glattstrich. Sie fragte sich, ob ihre Unruhe für Louise ersichtlich war, ob die Funken, die wie Glühwürmchen unter ihrer Haut hin und her zuckten, auch nach außen sichtbar waren.
    »Du siehst aus wie das blühende Leben«, sagte Mamah eines Nachmittags, als Frank zur Tür hereintrat. Sein Schritt war voller Schwung, und seine Augen funkelten. Sein Gesicht und seine Unterarme waren braun gebrannt von der stundenlangen Arbeit auf den Baustellen. Er stand in der Bibliothek und ließ seinen Blick durch die anderen Räume schweifen.
    »Sie sind in Forest Park«, sagte sie. »Sie sind alle in den Vergnügungspark gegangen. Vor ungefähr einer Stunde.«
    Frank warf die Zeichnungen in eine Fensternische, legte seine Hände um ihre Taille und wirbelte sie durch die winzige Bibliothek wie durch einen Ballsaal.
    »Frank«, protestierte sie lachend. Sie fühlte sich schutzlos hinter den großen, vorhanglosen Fenstern. Früher hatte sie während einer Party einmal mit einer anderen Frau im Fenster gesessen, sie hatten Wein getrunken und Zigaretten geraucht. Sie hatte aufgeblickt und festgestellt, dass die Belknap-Mädchen von nebenan von ihrem Schlafzimmerfenster aus auf sie herabgeschaut hatten, und sie hatte das deutliche Gefühl gehabt, ausspioniert zu werden. War dort gerade jemand? Es war unmöglich zu erkennen. Sie versuchte, ihn in das rückwärtige Zimmer zu führen, aber er zogsie zu Boden, und dann war es zu spät. Ihr Liebemachen war gedämpft und zornig.
    Danach lag sie kurz mit dem Kopf an seiner Schulter und horchte auf Schritte auf dem Asphalt. Die Sonne fiel schräg über das gegenüberliegende Dach und schien heiß auf ihre Beine.
    »Es wird die beste aller Garagen in Oak Park werden«, sagte Frank und strich ihr übers Haar, »aber es könnte noch Jahre dauern, bis sie fertig wird.«
    Das Gefühl, so sehr die Kontrolle verloren zu haben, machte ihr Angst. Doch jeder Gedanke daran, die Affäre zu beenden, löste sich im selben Moment in Luft auf, in dem er einen Fuß in dasselbe Zimmer setzte. Frank Lloyd Wright war ihre Lebenskraft. Er schien jeden Raum, in dem er sich aufhielt, mit seiner pulsierenden Energie zu füllen, einer Energie, die spirituell war, sexuell und intellektuell.
    Und das Wunder war, er wollte sie .
    Wenn sie in den Spiegel blickte, sah sie eine Frau, deren Gesicht rosig war vor Begehren. Und davon, begehrt zu werden. Mein Gott, was für ein Narkotikum! Sie hatte noch nie ein solches Machtgefühl empfunden, seit sie als einundzwanzigjähriges Mädchen eine Schar von Verehrern gehabt hatte.
    »Lass es einmal klingeln und leg auf, dann rufe ich dich zurück«, wies Frank sie an. Sie tat es nur zweimal. Isabelle, seine Assistentin, nahm den Hörer ab, und Mamah verlor auf der Stelle die Nerven. Stattdessen wartete sie ab, dass er Kontakt zu ihr aufnahm, und dieses Warten brachte sie beinahe um.
    Später in diesem Sommer, als Frank im Haus der Künste in der Stadtmitte ein Büro mietete, wurden ihre Stelldicheinseinfacher. Mamah benutzte einen Mittwochnachmittagskurs als Vorwand, um aus dem Haus zu kommen. Sie nahm den Zug nach Chicago, ging zu Fuß über die Michigan Avenue und fuhr mit dem Aufzug in den zehnten Stock. Einmal war sie in der Hoffnung, niemandem zu begegnen, über den Flur gehastet, als sich gegenüber von Franks Büro eine Tür öffnete und ihr Blick auf Lorado Taft fiel, der in seinem Studio an etwas herummeißelte. Mamah wusste, der Bildhauer war ein alter Freund Franks und Catherines. Er hatte von seiner Arbeit aufgesehen, ihren Blick aufgefangen und auf verstörende Weise wissend gelächelt. Rot vor Verlegenheit, war Mamah in Franks Büro geschlüpft, dort auf einen Stuhl gesunken, hatte sich vorgebeugt und das Gesicht in ihrem Schoß vergraben. Daraufhin trug sie einen großen Hut mit einem darüber geschlungenen Schal, den sie unter dem Kinn festband, als wäre sie gerade einem Automobil entstiegen.
    Ein anderes Mal hatte sie einen Nachbarn erkannt, als sie aus dem Aufzug trat, einen alten Kunden Franks, der unter der Bürotür stand und sich verabschiedete. Sie hatte den Kopf gesenkt, damit der Hut ihr

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