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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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Frank noch mehr Bäume bestellt hatte, obwohl er ihr nichts davon gesagt hatte.
    »Wozu ist der Lieferwagen?«, fragte sie Billy, der danebenstand.
    »Eine Lieferung von Marshall Field’s.«
    »Ich weiß nichts von einer Lieferung von Marshall Field’s.« »Voll bezahlt, heißt es da.« Er reichte ihr den Lieferschein. »Von Mr. Wright.«
    »Worum handelt es sich?«
    »Um Möbel.« Billy trat von einem Fuß auf den anderen und sah zu Boden. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, aber sie haben seine Wünsche schon in die Tat umgesetzt. Mr. Wright hat eine Skizze angefertigt, wo alles hin soll.«
    Alles? Sie betrat den Eingangsflur und ging dann weiter ins Wohnzimmer. Ein großer chinesischer Teppich bedeckte die Mitte des Fußbodens. Ein weiterer lag unter dem Esstisch, um den – eins, zwei, drei, zählte sie… sechs – neue Stühle standen. Weitere sechs Stühle waren im Zimmer verteilt. In der Ecke fiel ihr Blick auf einen glänzenden Flügel.
    Billy kam ihr nach. »Möchten Sie, dass ich diese Teppiche dort drüben ausbreite?« Er deutete auf einen Stapel aus neun oder zehn zusammengerollten Teppichen in diversen Größen. »Auf der Zeichnung ist nicht zu erkennen, wo sie hin sollen.«
    Mamah spürte, wie ihr Gesicht brannte. »Nein, Billy. Vielen Dank. Würden Sie Tom darum bitten, die Pferde zu versorgen?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und kann ich das haben?«
    Er reichte ihr das Blatt Papier und verließ das Zimmer.
    Darauf stand nichts, das den Preis dieser Gegenstände angezeigt hätte – es handelte sich lediglich um eine Liste der gelieferten Waren. Frank würde erst in zwei Tagen aus Chicago zurückkommen. Beim Abschied hatte er von der Möglichkeit – der Möglichkeit – eines riesigen Auftrags gesprochen, über den er mit einem Kontaktmann einen Gesprächstermin vereinbart hatte. Ein gewaltiger Biergarten, ein Vergnügungspark, hatte er gesagt. Es könne auch drei Tage dauern,bis er wieder nach Hause käme, je nachdem, wie viele Besprechungen er hätte.
    Mamah trat an den Teppichstapel und breitete den kleinsten davon aus. Es handelte sich um einen roten und blauen Turkoman mit einem Quadratmuster, das in weiteren Quadraten rotierte – ein Muster, das Frank selbst schon benutzt hatte. Sie verstand augenblicklich, warum er diesen Teppich ausgesucht hatte. Sie rollte ihn wieder zusammen, dann zog sie die Schuhe aus und schritt über den chinesischen Teppich. Sie wusste auch, weshalb er diesen ausgesucht hatte – wegen seines indigoblauen Grunds und des Musters aus elfenbeinfarbigen Kranichen und wegen der Reben, die sich am Rand entlangrankten.
    Sie setzte sich in die Fensternische und sah sich im Zimmer um. Sie erkannte, was er bei der Auswahl der einzelnen Stücke im Sinn gehabt hatte. Die Stühle waren aus schlichter Eiche mit ledergepolsterten Sitzen, die zum Essen genutzt, aber auch anderswo hingestellt werden konnten, um einer größeren Gruppe Platz zu bieten. Es gab zwölf davon, immerhin – ein großer Luxus –, und sie passten in dieses Zimmer wie von ihm selbst entworfen. Die Teppiche fügten die Tiefe hinzu, nach der er suchte, und nahmen die Farben des Kimonos wieder auf, der an der Wand hing.
    Und der Flügel. Im Geist sah sie Frank vor dem Flügel stehen und Beethoven und Mozart hören. In seiner Vorstellung war er vermutlich vom Zeichentisch aufgestanden, um Bach zu spielen, während das Problem in seinem Kopf weiterarbeitete. Er mochte sich besondere geladene Gäste vorgestellt haben – Musiker auf der Durchreise, die vielleicht in Madison aufgetreten waren und sich geehrt fühlen würden, den berühmten Architekten und sein schon jetzt berühmtes Taliesin zu besuchen, sich dort an den prachtvollen Steinway-Flügel zu setzen und den Frauen und Männern inAbendkleidern – faszinierenden Gästen, die eine solche Darbietung zu schätzen wüssten – etwas vorzuspielen. Frank war, was diesen Kauf anbelangte, wahrscheinlich von einem tiefen Gefühl der Richtigkeit durchdrungen gewesen. Sie stellte sich seinen Blick vor, mit dem er durch Marshall Field’s schritt und ebenso zügig Möbel und Teppiche kaufte, wie er in Japan Holzschnitte gekauft hatte. In fieberhafter Aufregung darüber, die schönen Dinge, die er entdeckt hatte, in Besitz zu nehmen.
    Was sie sich nicht vorstellen konnte, war, wie er diese Dinge bezahlt hatte.
    Ein leiser Sommerregen hatte eingesetzt. Sie öffnete die Wohnzimmerfenster, um die befremdlichen Gerüche des neuen Mobiliars auszulüften. Dann setzte sie sich

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