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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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und rief die beiden Frauen aus der Kirchengemeinde an, um das Treffen wegen Krankheit abzusagen. Es war ausgeschlossen, sie nach Taliesin einzuladen. Wenn sie sich mit ihnen traf, musste das in ihren eigenen Häusern geschehen. Wie könnte sie diese ländlichen Menschen, die in winzigen Katen wohnten, jetzt in dieses Haus bitten?
    Als es an die Tür klopfte, schrak sie auf.
    »Josiah!«, sagte sie, als sie die Tür öffnete. »Ich habe niemanden erwartet. Es ist so schön, Sie zu sehen. Kommen Sie herein.«
    Der junge Mann trat durch den Eingangsflur ins Wohnzimmer. »Mrs. Borthwick«, sagte er und nickte.
    »Setzen Sie sich. Ich habe Sie lange nicht gesehen.«
    Josiah nahm seinen Hut ab, weigerte sich aber, Platz zu nehmen. Er schwieg einen Moment und schaute zuerst an die Decke, dann strich er mit der Hand über die geölte Eiche des Türrahmens, der ins Wohnzimmer führte.
    Sie lächelte. »Schön, nicht wahr? Ihr Männer habt gute Arbeit geleistet.«
    »Ja, ich schätze, das haben wir.« Er knetete den Hut in seinen Händen. »Ist Mr. Wright zu Hause?«
    »Nein, er ist nicht hier. Er ist bis morgen in Chicago. Um was geht es? Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Josiah wandte den Blick ab, und in diesem Moment sah er den neuen Flügel. Er stieß einen bewundernden Pfiff aus. Ihr fiel auf, dass er ein wenig schwankte, und sie erkannte, dass er getrunken hatte.
    »Er schuldet mir Geld«, sagte er, »für die Bücherregale.« »Für die Bücherregale in meinem Arbeitszimmer?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Aber das ist ein Jahr her, Josiah.«
    »Über ein Jahr.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Oh, ich bin mir sicher, ja. Hat mir nie einen Cent dafür bezahlt.«
    »Dann haben Sie schon mit ihm darüber gesprochen?«
    »Dreimal.«
    »Und was hat er gesagt?«
    Josiah schnaubte. »Die ersten beiden Male sagte er, dass er einfach vergessen hätte, mich zu bezahlen. Aber letztes Mal sagte er, dass ich mich geehrt fühlen sollte, für ihn zu arbeiten. Wie hat er es nochmal ausgedrückt?« Josiah blinzelte und blickte sich im Zimmer um. »Meine Kreativität in Taliesin einzubringen. Er sagte, das sei Bezahlung genug. Und dann«, er lachte auf, »bedankte er sich bei mir für meinen Beitrag .«
    Mamahs Magen pochte. »Ich spreche mit ihm, wenn er zurückkommt. Du wirst dein Geld bekommen, Josiah.«
    »Danke, Ma’am.«
    In jener Nacht wachte sie von Angst erfüllt auf. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung, wie viel oder wie wenig Geld siehatten. Frank hatte gesagt, ihre Finanzen seien seit der Reise nach Japan in einem guten Zustand. Sie stellte nun fest, dass sie ihm nicht traute.
    Vor Monaten hatte sie ein Kontobuch für ihn angelegt, sowohl für das Studio in Taliesin als auch für den Haushalt. Sie hatte die Ausgaben für Lebensmittel und für das Studio kontrolliert. Doch es war wenig Geld hereingekommen, und dann waren sie für sechs Monate nach Japan gereist. Wie viel hatten sie in Japan für ihren Lebensunterhalt ausgegeben, die Kunstwerke und die Textilien, die sie gekauft hatten, einmal ausgenommen? Sie hatte davon keine klare Vorstellung.
    Sie lag im Bett und versuchte, Einnahmen und Ausgaben zu überschlagen, doch das Einzige, was ihr einfiel, war, wie viel alles gekostet hatte. Sie wusste, es gab Tilgungszahlungen an Darwin Martin für Taliesin und Hypothekenzahlungen für das Haus in Oak Park; Collegegebühren für zwei seiner Kinder, zusätzlich zu allem anderen, was seine Familie benötigte – Schuhe, Kleidung, Schulsachen, Arztbesuche. Miete für sein Büro in der Orchestra Hall. Das Gehalt für seinen dortigen Büroleiter und für Emil hier, ebenso wie für die Arbeiter in Taliesin. Sie dachte an Billy und die anderen und erschauerte bei dem Gedanken, dass er sie wahrscheinlich in manchen Zeiten nicht pünktlich bezahlte. Doch wären sie noch da, wenn er sie überhaupt nicht bezahlt hätte?
    Dann gab es noch die Ausstellungen, an denen Frank teilgenommen hatte und deren Vorbereitung immer Geld kostete. Das war es, wohin die Dollars derzeit flossen, in Modelle und Zeichnungen für eine Ausstellung seiner Arbeiten am Art Institute. Darüber hinaus vermutete sie, dass er seiner Mutter Geld gab, damit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte. Und er redete davon, Jennie und ihrem Mannweitere zwölf Hektar Land für Taliesin abzukaufen. Hatte er das bereits getan? Sie wusste es nicht.
    Und die Dinge, die er für sie getan hatte, wie zum Beispiel die Kosten zu übernehmen, damit Ralph Seymour die ersten drei

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