Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
Vom Netzwerk:
Boden mehr unter den Füßen zu haben. Sie achtete sehr darauf, Frank ihr Unglück nicht zu zeigen. Sie wollte nicht die klägliche Griselda spielen, wie Catherine Wright es auf ihrer Japanreise mit Frank getan hatte, die geduldig allein im Hotel gesessen und sich gefragt hatte, wann er zurückkommen würde. Catherine hatte in ihren Geschichten »Enttäuschungen« angedeutet, was Mamah so verstanden hatte, dass Frank, wenn er nicht bei ihr war, die Vergnügungsviertel besucht hatte. Hatte Frank das dieses Mal ihr angetan? Hatte er ganze Nachmittage mit einer Frau mit weißem Gesicht und roten Lippen zusammengelegen? Sie wusste, wie hingerissen er von den Holzschnitten mit erotischen Darstellungen von Geishas war, die er irgendwo aufgestöbert hatte. Sie musste sicheingestehen, dass es möglich war. In letzter Zeit war er so sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, dass er kaum ein Wort mit ihr gesprochen hatte.
    »Lass uns heute aufs Land fahren, nur wir zwei«, schlug sie eines Morgens vor.
    »Ich kann nicht«, sagte er. »Shugio hat einen Mann ausfindig gemacht – «
    »Frank.« Sie legte ihm die Hände auf die Schultern. »Wir treiben so dahin. Ich habe dich in den letzten beiden Wochen kaum gesehen.«
    Er stöhnte vor Ärger. »Ich war besessen, ich gebe es zu. Aber mein Gott, was ich alles gefunden habe! Du musst Geduld aufbringen.«
    »Ich gebe mir Mühe.«
    Er rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. »Was geht hier vor?«
    »Nur Unangenehmes, fürchte ich.« Sie versuchte, ihrer Stimme einen leichten Klang zu geben.
    »Als da wäre?«
    »O Frank. Ich denke ständig an die Dinge, die ich falsch gemacht habe. In der einen Minute denke ich daran, was Hübsch sagte, dass Ellen über meine Übersetzung unglücklich sei – «
    »Und du glaubst diesen Mist? Falls du irgendwelche Zweifel hast, solltest du Ellen direkt fragen.«
    »Und in der nächsten Minute…«
    »Ja?«
    »Denke ich daran, wie lange ich bis zum Ende dieser Reise den Kindern fern gewesen sein werde. Sechs Monate sind einfach zu viel.«
    »Aber wie oft hättest du sie in diesen sechs Monaten sehen können? Ein paar Wochenenden?«
    »Ich denke immerzu an Martha.«
    »Was ist mit Martha?«
    »An dem Wochenende, als ich kurz vor unserer Abreise in den Fernen Osten in Chicago war. Vor der Abreise nach Kalifornien?«
    »Ja?«
    »Als ich am Sonntagmorgen aufstand und mich anzog, mich bereit machte, mich unten in der Halle mit Edwin zu treffen, um sie zu übergeben, konnte ich meine Schuhe nicht finden. Ich suchte im ganzen Zimmer und fand sie schließlich im Bad hinter einem Heizkörper. Martha hatte sie versteckt.« Mamahs Augen füllten sich mit Tränen. »Sie wollte nicht, dass ich wieder gehe. Und jetzt schau, was ich getan habe.«
    Frank schlang die Arme um sie und wiegte sie.
    »Ich weiß, was ich davor gesagt habe.« Die Tränen strömten jetzt. »Dass die Kinder Abstand zu mir brauchen, um heilen zu können. Aber ich kann nicht anders, ich muss daran denken, was passieren wird, wenn du diesen Auftrag bekommst. Was wird, wenn ich mit dir nach Japan gehe und ein ganzes Jahr von ihnen fern bin? Kommen sie mit so viel Distanz zurecht? Denn ich glaube nicht, dass ich es tue.«
    »Du denkst viel zu weit voraus. Jetzt hör mir zu. Ich komme heute früh nach Hause, und dann planen wir eine Fahrt nach Kyoto. Dort wird es dir gefallen.«
    »Was ich dir zu sagen versuche, Frank, ist etwas Gutes. Dass Taliesin jetzt mein Zuhause ist. Nach all den Monaten und Jahren, in denen ich nicht wusste, wo ich hingehörte oder wo ich überhaupt sein wollte, habe ich jetzt nur noch den einen Wunsch, ich will wieder dorthin zurück.«
    »Geduld.« Er küsste sie auf die Stirn. »Das Geschäft mit den Holzschnitten hält uns über Wasser, bis es mit dem Hotel so weit ist. Das wird ein Sieben-Millionen-Dollar-Projekt.Ein Architektenhonorar von vier- oder fünfhunderttausend. Und, wem wünschst du nun diesen Auftrag?«
    »Dir«, sagte sie, »natürlich.«
Kapitel 43
    »Vor Taylors Abreise veranstalten wir ein Picknick«, sagte Frank eines Morgens.
    Seit ihrer Rückkehr aus Japan hatte er vom Angeln im Fluss gesprochen. Sein Anblick, während er vor ihr herging und sich mit seinen beiden jungen Konstruktionszeichnern unterhielt, die beide an seinen Lippen hingen, brachte sie zum Lächeln.
    Als Frank eine Stelle fand, die ihm gefiel, legten sie die Decken ins Gras und zogen ihre Schuhe aus. Mamah holte Käse und Würstchen hervor und verteilte vier

Weitere Kostenlose Bücher