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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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gemeinen Mann und betrügst ihn, sobald du eine Chance dazu hast. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du Josiah betrügen konntest, nach allem, was er für uns getan hat.« Sie wischte die Tränen ab, die ihr über das Gesicht liefen. »Aber dann kann ich es doch, denke ich. Du bist ein Mann von so verfeinertem Empfinden. Du musst diese schönen Dinge einfach haben.«
    Mamah machte auf dem Absatz kehrt und ging ins Schlafzimmer. Sie legte sich aufs Bett und bedeckte das Gesicht mit ihrem Arm. Sie wurde in großen Wellen von Schluchzern geschüttelt.
    Nach einer Weile stand er im Türrahmen. »Mame«, bat er. »Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht«, weinte sie. »Ich habe meine Kinder wegen eines Lügners verlassen.« »Ich weiß nicht, warum – «
    »Verschwinde. Übernachte bei Jennie. Morgen früh bin ich weg.«
    »Wohin gehst du?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie bedeckte das Gesicht wieder mit ihrem Arm.
    »Bitte nicht…«
    Sie weigerte sich, mit ihm zu sprechen. Selbst wenn er die ganze Nacht dort stehen bliebe, sie würde den Mund nicht aufmachen. Schließlich hörte sie ihn schlurfend über den Flur davon und zur Tür hinausgehen.
    Am Morgen packte Mamah eine Tasche. Sie würde sich bei ihm den Schlüssel zum Kutschenhaus holen, wo er übernachtete, wenn er in Chicago arbeitete. Ihr ging durch den Kopf, dass es sonst keinen Ort gab, wo sie hätte hingehen können. Sie hatte keine einzige enge Freundin mehr, an die sie sich hätte wenden können.
    Als sie ins Wohnzimmer kam, stand er dort, frisch rasiert. »Können wir miteinander reden?«, fragte er.
    »Im Wagen. Du kannst mich zum Bahnhof bringen.«
    »Fährst du nach Chicago?«
    »Ja. Ich brauche den Schlüssel zu deiner Wohnung.«
    Frank fuhr langsam nach Spring Green. »Ich kann mit Geld nicht gut umgehen«, sagte er, »und wenn andere das für mich ausbaden mussten, geschah das nicht aus Bösartigkeit.«
    »Warum gehst du hin und kaufst Dinge, die du dir nicht leisten kannst? Weil du dich dann größer fühlst?«
    Er schüttelte traurig den Kopf. »Wegen eines Gefühls von Vollständigkeit.«
    »Mein Gott, Frank.«
    »Wenn ich etwas Schönes finde, fühlt sich das an, als handle es sich um ein notwendiges Werkzeug für mein Leben. Ich kann es nicht ertragen, altes Gerümpel um mich zu haben, das den Frieden stört. Dann ist es besser, ein Raum bleibt leer. Aber wir sind jetzt seit zwei Jahren hier, und als ich die Stühle und die Teppiche sah, musste ich sie einfach kaufen – meiner geistigen Gesundheit zuliebe, Mamah. Kannst du das vielleicht verstehen? Es ist wie die Vollendung eines Kunstwerks.«
    Sie sah aus dem Fenster. »Woher hattest du das Geld?«
    Frank atmete tief aus.
    »Die Wahrheit oder gar nichts.«
    »Ich war in der Orchestra Hall Miete schuldig.«
    »Wie viel?«
    »Fünfzehnhundert. Sie waren hinter mir her, und dann, vor ungefähr zehn Tagen, kam der Sheriff vorbei und drohte damit…« Frank fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Nun, und wie es manchmal geht, im selben Moment kam William Spaulding zur Vordertür herein. Und John – mein Sohn war gerade da – lenkte den Sheriff ab, während ich William ein paar Holzschnitte verkaufte.«
    »Wie viel hat er dir für die Holzschnitte gegeben?«
    Frank machte eine Pause und räusperte sich.
    »Du hast diese eine Chance, mir die Geschichte zu erzählen, Frank, und wenn du sie mir nicht vollständig erzählst, ist es vorbei.«
    »Zehntausend. Er hat mir für die Holzschnitte zehntausend Dollar gegeben. Es handelte sich um Raritäten.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich dem Verwalter von Orchestra Hall fünfzehnhundert Dollar gegeben und meine Schulden beglichen.« Frank hielt inne und verstellte den Seitenspiegel. »Dann sind John und ich ausgegangen. Ich wollte noch ein paar andere Rechnungen bezahlen. Wir schauten uns bei Lyon und Healy um, einfach so. Und ehe ich’s mich versah, hatte ich die Flügel gekauft.«
    »Es war mehr als ein Flügel?«
    Seine Stimme war ein Krächzen. »Ich habe drei gekauft. Zwei mussten bestellt werden.«
    »Drei Flügel.« Sie wurde von einem eisigen Lachzwang überfallen. »Hast du das restliche Geld bei Marshall Field’s ausgegeben?«
    »Ja.« Er schwieg eine Weile. »Ich hatte noch keine Möglichkeit, es dir zu erzählen. Demnächst kommt großes Geld herein. Ich werde einen eiligen Auftrag in Chicago übernehmen. Einen riesigen Konzertgarten, wie die Biergärten, diewir in Berlin gesehen haben. Nur viel größer. Midway Gardens. Ich habe bereits

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