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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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verleihen. In letzter Zeit waren so viele Tage strukturlos gewesen.
    Sie glaubte nicht daran, am ersten Januar Entschlüsse zu fassen, und sie hatte seit langer Zeit kein richtiges Gebet mehr gesprochen. Doch sie stellte fest, dass sie für ihre Anwesenheit an diesem Tisch dankbar war. Es wird alles richtig werden, dachte sie.
    Während Martha am Nachmittag ihr Schläfchen machte und John zum Spielen bei den Nachbarn war, legte sie die Füße hoch und überflog in den Oak Leaves den Veranstaltungskalender. Als ihr die Notiz auffiel, Wright spreche über die Kunst der Maschine, verspürte sie am ganzen Körper ein Kribbeln. Ihre Augen überflogen den Text und suchten nach dem Ort des Vortrags. Dann sprang sie erregt auf die Füße. Verdammt nochmal, Frank, nicht einmal die Zeitung kann ich lesen.
    Schon wieder spürte sie, wie die alte Wolke ihren Kopf einhüllte.

1909
Kapitel 7
    12. April 1909
    Liebste Mamah,
    wir haben einen weiteren Winter überlebt, obwohl hier noch alles vereist ist, und ich stelle fest, dass ich mich runde. Ich weiß, ich bin absolut zu alt, um noch ein Kind auf meinen Knien zu wiegen. Aber hier bin ich (und glücklich obendrein), das Kind ist im September fällig. Ich freue mich nicht auf einen Sommer voller Einschränkungen, insbesondere da Alden die meiste Zeit nicht zu Hause sein wird. Wie konnte ich dieses kleine Detail übersehen, als ich einen Bergbauingenieur geheiratet habe?
    Und hier kommst Du ins Spiel. Warum kommst Du nicht mit den Kindern zu Besuch? Im Sommer ist Boulder der schönste Ort der Welt. Man kann Ausflüge in die Berge unternehmen und Wildblumen pflücken und im Chautauqua-Camp eine Menge interessanter Vorlesungen hören. Du wärst ganz in Deinem Element. Und wir hätten viel Spaß dabei, einander auf den neuesten Stand zu bringen. Sag ja! Ich bin sicher, dass es Dir gefallen wird.
    Grüße Edwin herzlich von mir und bitte ihn im Voraus um Verzeihung, dass ich Dich für ein paar Wochen entführe. Noch besser, sag ihm, er soll mitkommen. Küsse an alle.
    Mattie
    Mamah kam als Erste auf dem Feld an. Sie manövrierte den Studebaker über die einzige Straße, die zu den unerschlossenen Parzellen eine Meile nördlich vor der Stadt führte. Sie und Frank hatten sich im vergangenen Frühling zweimal dort getroffen. Die Straße war für April überraschend trocken.
    Sie fuhr an den Laternen vorbei, die im Frühsommer des vergangenen Jahres aufgestellt, aber nie angezündet worden waren. Die Laternen warteten auf Häuser und Menschen und Rasenflächen.
    »Gehst du zur Universität?«, hatte Edwin sie an diesem Morgen gefragt. Er behandelte sie in letzter Zeit wie ein rohes Ei, aus Angst, schon mit einer Kleinigkeit einen Wutanfall zu provozieren.
    »Nein.«
    »Aber ich dachte, es gefällt dir?«
    Sie stieß einen Seufzer aus. Der Gedanke, in die Hochbahn steigen zu müssen und in Hyde Park auszusteigen, dann in einer zweistündigen Vorlesung zu sitzen, ermattete sie eher, anstatt sie wie früher mit Elan zu erfüllen.
    »Herrick langweilt mich«, sagte sie. »Wie ist deine Grapefruit?«
    »Prima.«
    »Und die Arbeit?«
    »Wagner Electrics steht noch.«
    »Es tut mir leid, Edwin. Ich habe dich gar nichts zu deiner Arbeit gefragt. Ich weiß, du stehst in Vertragsverhandlungen, und ich habe nicht…«
    »Ist schon gut.«
    Mamah schaute aus dem Esszimmerfenster. »Es ist nur… der Himmel war so grau in letzter Zeit.«
    »Heute nicht. Du musst hinaus in die Sonne. Es ist wunderbar draußen.«
    Er küsste sie auf die Wange und ging.
    Als an diesem Morgen Matties Brief eintraf, jubilierte Mamah. Sie suchte in der Zeitung nach den Zugplänen, auch wenn es noch einen Monat dauern würde, bis sie fahren konnte.
    Gegen zwei, als sie sich gerade an ihren Sekretär gesetzthatte, um an Mattie zu schreiben, klopfte Louise an die Tür.
    »Mr. Wright ist hier, Ma’am. Mit einem anderen Mann.«
    Mamah spürte, wie der Füllhalter in ihrer Hand zu zittern begann. Sie ging ins Wohnzimmer, wo Frank mit einem anderen Mann stand und die Buntglasfenster auf der Westseite betrachtete. Eine Welle des Zorns überflutete sie.
    »Die horizontale Linie ist selbstredend die Linie der Häuslichkeit«, sagte Frank gerade.
    Mamah räusperte sich, und beide Männer drehten sich zu ihr um.
    »Mrs. Cheney«, sagte Frank und machte eine elegante Verbeugung. »Bitte verzeihen Sie, dass wir so bei Ihnen hereinplatzen. Das ist Mr. Kuno Francke, ein deutscher Wissenschaftler, der hier zu Besuch weilt.«
    Francke

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