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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Kindliches.
    »Zweitens – und ich glaube, das ist wichtiger – kommen Sie mit sich selbst nicht mehr klar. Sie sind bei mir gewesen, weil Sie Absolution wollten. Sie wissen, es ist Zeit.«
    Er senkte den Kopf. Grace hörte das Schluchzen. Sein Körper wurde davon geschüttelt. Grace sagte kein Wort. Sie legte ihm keine Hand auf die Schulter. Der Wachmann sah herüber. Die Empfangsdame blickte von ihrer Illustrierten auf. Mehr passierte nicht. Sie befanden sich in einem Krankenhaus. Weinende Erwachsene waren hier kaum etwas Ungewöhnliches. Eine Minute später beruhigte sich Jimmy X. Seine Schultern zuckten nicht mehr.
    »Wir sind uns in einem Laden in Manchester begegnet«, sagte Jimmy und wischte sich mit dem Ärmel die Nase. »Ich war damals mit einer Gruppe zusammen, die sich Still Night nannte. Es standen vier Bands auf dem Programm. Eine davon war Allaw. So habe ich Ihren Mann kennen gelernt. Wir haben hinter der Bühne rumgelungert und uns voll gedröhnt. Er war charmant und so, aber Sie müssen verstehen – Musik war alles für mich. Mir schwebte so was vor wie Born to Run, wissen Sie. Ich wollte die Musikwelt verändern. Ich habe Musik gegessen, geschlafen,
geträumt und geschissen. Lawson hat’s nicht so verbissen gesehen. Die Band hatte Spaß, das war’s. Sie hatten ein paar ganz gute Songs drauf, aber Stimmen und Arrangements waren amateurhaft. Lawson hatte keine großen Rosinen im Kopf … ich meine, er hat nicht damit gerechnet, dass sie mal groß rauskommen würden oder so.«
    Der Wachmann hatte wieder zu pfeifen begonnen. Die Frau am Empfang war wieder in die Lektüre ihrer Illustrierten vertieft. Ein Wagen fuhr vor dem Eingang vor. Der Wachmann lief hinaus und deutete in Richtung Notaufnahme.
    »Ein paar Monate später, glaube ich, hat sich Allaw aufgelöst. Aber Lawson und ich sind in Verbindung geblieben. Als ich die Jimmy-X-Band gegründet habe, hätte ich ihn beinahe gebeten, mitzumachen.«
    »Und was hat Sie davon abgehalten?«
    »Er war im Endeffekt einfach nicht gut genug.«
    Jimmy stand so abrupt auf, dass Grace erschrak. Sie trat einen Schritt zurück. Sie behielt ihn im Blick, suchte noch immer den Blickkontakt mit ihm, als könne allein das sein Bleiben sichern.
    »Ja, Ihr Mann ist damals beim Konzert gewesen. Hatte ihm fünf Karten direkt vor der Tribüne besorgt. Er hat ein paar seiner alten Bandmitglieder mitgebracht. Zwei hat er sogar hinter die Bühne geschleust.«
    Er hielt inne. Sie standen sich gegenüber. Er sah fertig aus, und Grace fürchtete für einen Moment, dass er ihr entgleiten könnte.
    »Erinnern Sie sich noch, wer das gewesen ist?«
    »Sie meinen, wer von den ehemaligen Bandmitgliedern?«
    »Ja.«
    »Zwei Frauen. Eine hatte tizianrotes Haar.«
    Sheila Lambert. »Und die andere? War es Geri Duncan?«
    »Kannte keine mit Namen.«
    »Was war mit Shane Alworth? War er auch dabei?«
    »War er der Typ am Keyboard?«

    »Ja.«
    »Nicht hinter der Bühne. Da habe ich nur Lawson und die beiden Mädels gesehen.«
    Er schloss die Augen.
    »Was ist passiert, Jimmy?«
    Seine Züge wirkten plötzlich eingefallen, er sah um Jahre gealtert aus. »Ich war ziemlich zu. Ich konnte die Menge draußen hören. Zwanzigtausend sind’s gewesen. Sie haben meinen Namen skandiert. Sie haben geklatscht. Alles, damit endlich das Konzert losgehen sollte. Aber ich konnte mich kaum rühren. Mein Manager ist reingekommen. Ich brauche Zeit, habe ich gesagt. Er ist wieder gegangen. Ich war allein. Und dann ist Lawson mit den beiden Tussis aufgetaucht.«
    Jimmy blinzelte und sah Grace an. »Gibt’s hier irgendwo eine Cafeteria?«
    »Ist geschlossen.«
    »Ich könnte eine Tasse Kaffee brauchen.«
    »Pech für Sie.«
    Jimmy begann auf und ab zu gehen.
    »Was ist passiert, nachdem die drei in Ihre Garderobe gekommen waren?«
    »Keine Ahnung, wie die’s überhaupt hinter die Bühne geschafft haben. Ich hatte ihnen keinen entsprechenden Passierschein verschafft. Lawson ist plötzlich wie aus dem Nichts vor mir aufgetaucht und hat den alten Kumpel markiert. Glaube, ich hab mich sogar gefreut. Aber dann, keine Ahnung, wie, aber auf einmal ist alles aus dem Ruder gelaufen.«
    »Inwiefern?«
    »Es war Lawson. Er ist ausgeflippt. Er muss noch besoffener gewesen sein als ich. Hat angefangen, mich rumzuschubsen, mich zu bedrohen. Hat rumgebrüllt, ich sei ein Dieb.«
    »Ein Dieb?«
    Jimmy nickte. »Blanker Unsinn, natürlich. Er hat behauptet
…« Er verstummte jetzt und sah ihr endlich in die Augen. »Er

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