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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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auf der anderen Seite der Bühne. Jack, ihr Mann, war mittendrin gewesen. Wie konnte das sein?
    »Nein«, sagte sie.
    »Was nein?«
    »Nein, ich kenne den Rest nicht, Jimmy.«
    Er sagte nichts.
    »Die Geschichte war an dieser Stelle noch nicht zu Ende. Allaw hatte vier Mitglieder. Ich habe den Zeitablauf überprüft. Zwei Monate nach der Massenpanik hat jemand einen Auftragskiller beauftragt, eines der Bandmitglieder, nämlich Geri Duncan, zu ermorden. Mein Mann, derjenige, der Sie, wie Sie behaupten, tätlich angegriffen hat, hat sich nach Europa abgesetzt, hat sich den Bart abgenommen und sich von da an Jack genannt. Nach Aussage von Shane Alworth’ Mutter lebt Shane seitdem auch auf einem anderen Kontinent, aber ich glaube ihr nicht. Sheila Lambert, die Rothaarige, hat ebenfalls ihren Namen geändert. Ihr Mann ist vor kurzem erschossen worden, und sie ist seither unauffindbar.«

    Jimmy schüttelte den Kopf. »Von alledem weiß ich nichts.«
    »Halten Sie das alles für Zufall?«
    »Wohl kaum«, antwortete Jimmy. »Vielleicht haben die Angst vor dem, was passiert, wenn die Wahrheit rauskommt. Sie wissen, wie es war … in jenen ersten Monaten – alle wollten Blut sehen. Sie hätten vielleicht ins Gefängnis gemusst, vielleicht schlimmer noch …«
    Grace schüttelte den Kopf. »Und was ist mit Ihnen, Jimmy?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Warum haben Sie das all die Jahre für sich behalten?«
    Er schwieg.
    »Wenn es stimmt, was Sie mir gerade erzählt haben, dann haben Sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Sie waren derjenige, der angegriffen wurde. Warum haben Sie der Polizei nicht die Wahrheit gesagt?«
    Er machte den Mund auf und gleich wieder zu. Dann versuchte er es noch einmal: »Es ging nicht nur um mich. Da war schließlich auch noch Gordon MacKenzie. Er ist danach zum Helden geworden. Wenn rausgekommen wäre, dass er den ersten Schuss abgegeben hat, was glauben Sie, wäre mit ihm geschehen?«
    »Soll das heißen, Sie haben all die Jahre gelogen, um MacKenzie zu schützen?«
    Keine Antwort.
    »Warum, Jimmy? Warum haben Sie geschwiegen? Warum sind Sie davongelaufen?«
    Sein Blick wurde unstet. »Hören Sie, ich hab Ihnen gesagt, was ich weiß. Ich gehe jetzt nach Hause.«
    Grace trat näher zu ihm. »Sie haben den Song geklaut, stimmt’s?«
    »Wie? Nein.«
    Doch jetzt war ihr alles klar. »Das war Ihr Teil der Schuld. Sie haben den Song gestohlen. Hätten Sie das nicht getan, wäre das alles nicht passiert.«

    Er schüttelte nur unaufhörlich den Kopf. »Nein, das ist es nicht.«
    »Deshalb sind Sie untergetaucht. Nicht weil Sie im Drogenrausch gewesen sind. Der Song, der Sie zum Star gemacht hat, war geklaut. Damit hat alles angefangen. Sie haben Allaw in Manchester auf der Bühne gehört. Ihr Song hat Ihnen gefallen. Sie haben ihn gestohlen.«
    Er schüttelte reflexhaft den Kopf. »Es gab Ähnlichkeiten …«
    Und dann traf sie wie aus heiterem Himmel ein anderer Gedanke. »Wie weit würden Sie gehen, um Ihr Geheimnis zu hüten, Jimmy?«
    Er sah sie an.
    »›Pale Ink‹ lief nach der Katastrophe noch besser. Das Album hat Millionen eingespielt. Wer hat das Geld?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie irren sich, Grace.«
    »Haben Sie vielleicht doch gewusst, dass ich mit Jack Lawson verheiratet bin?«
    »Wie bitte? Natürlich nicht.«
    »Sind Sie deshalb kürzlich spätabends bei mir zu Hause aufgekreuzt? Wollten Sie herausfinden, wie viel ich weiß?«
    Er schüttelte immer nur den Kopf. Tränen rannen ihm übers Gesicht. »Das ist nicht wahr. Ich wollte nie, dass jemand zu Schaden kommt.«
    »Wer hat Geri Duncan umgebracht?«
    »Darüber weiß ich nichts.«
    »Wollte sie reden? Ist es das? Und dann, fünfzehn Jahre später wird jemand auf Sheila Lambert alias Jillian Dodd angesetzt, aber ihr Mann kommt dem Mörder in die Quere. Wollte sie endlich reden, Jimmy? Hat sie gewusst, dass Sie ein Comeback geplant haben?«
    »Ich muss jetzt gehen.«
    Sie vertrat ihm den Weg. »Davonlaufen ist nicht mehr. Nicht noch einmal. Dazu ist zu viel passiert.«

    »Ich weiß«, sagte er beinahe flehentlich. »Das weiß ich besser als alle anderen.«
    Er drängte sich an ihr vorbei und lief hinaus. Grace war versucht zu schreien »Haltet ihn!«, doch sie bezweifelte, dass der fröhlich pfeifende Wachmann viel ausrichten konnte. Jimmy war schon fast außer Sichtweite. Sie hinkte hinter ihm her.
    Schüsse – drei an der Zahl – zerrissen die Stille der Nacht. Reifen quietschten. Die Frau am Empfang ließ ihre

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