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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Illustrierte fallen und griff zum Telefonhörer. Der Wachmann hörte auf zu pfeifen und sprintete zur Tür. Grace eilte hinter ihm her.
    Als Grace ins Freie kam, sah sie einen Wagen wie ein Geschoss die Ausfahrtsrampe hinunterrasen. Im nächsten Moment hatte die Dunkelheit ihn verschlungen. Die Insassen hatte Grace nicht erkannt. Doch sie glaubte zu wissen, wer den Wagen gefahren hatte. Der Wachmann beugte sich über den leblosen Körper. Zwei Ärzte kamen im Laufschritt heraus und hätten Grace beinahe umgerannt. Aber es war zu spät.
    Fünfzehn Jahre nach den tragischen Ereignissen forderte das Massaker von Boston sein undurchschaubarstes Opfer.

52
    Vielleicht, so überlegte Grace, wird die ganze Wahrheit niemals ans Licht kommen. Vielleicht ist sie auch gar nicht wichtig.
    Am Ende blieben viele Fragen offen. Zu viele der Figuren in diesem Spiel waren mittlerweile tot.
    Jimmy X, mit bürgerlichem Namen James Xavier Farmington, war durch drei Kugeln gestorben. Sie hatten ihn mitten in die Brust getroffen.
    Wade Larues Leiche wurde in der Nähe des Port-Authority-Busterminals in New York gefunden. Keine vierundzwanzig Stunden nach seiner Freilassung. Jemand hatte ihm aus nächster
Nähe in den Kopf geschossen. Es gab nur eine konkrete Spur: Einem Reporter der New York Daily News war es gelungen, Wade Larue nach der Pressekonferenz im Crowne Plaza zu folgen. Nach seiner Aussage war Larue in eine schwarze Limousine eingestiegen. Die Beschreibung des Mannes, der den Wagen gefahren hatte, passte auf Cram. Danach hatte man Larue nicht mehr lebend gesehen.
    Niemand wurde verhaftet. Dennoch lag die Lösung auf der Hand.
    Grace versuchte zu verstehen, was Carl Vespa getan hatte. Fünfzehn Jahre waren vergangen. Sein Sohn war nicht wieder lebendig geworden. Eine bizarre Vorstellung, aber möglicherweise passte es. Für Vespa hatte sich nichts verändert. Zeit war nicht alles.
    Captain Perlmutter hatte nichts gegen ihn in der Hand. Doch Vespa war ein Profi, wenn es darum ging, Spuren zu verwischen.
    Sowohl Perlmutter als auch Duncan kamen nach dem Mord an Jimmy ins Krankenhaus. Grace erzählte ihnen alles. Sie hatte nichts mehr zu verbergen. Perlmutter bemerkte beinahe nebenbei, dass die Worte SHANE ALWORTH in den Betonboden von Beatrice Smith’ Keller geritzt worden waren.
    »Und was hat das zu bedeuten?«, erkundigte sich Grace.
    »Wir suchen noch nach Spuren, aber möglicherweise war Ihr Mann nicht der einzige Gefangene in diesem Keller.«
    Das erschien Grace plausibel. Nach fünfzehn Jahren tauchten alle auf die eine oder andere Art wieder auf. Alle Personen auf diesem Foto.
    Um vier Uhr morgens lag Grace wieder in ihrem Krankenhausbett. Es war dunkel im Zimmer, als die Tür aufging. Lautlos glitt ein Schatten herein. Er glaubte, sie schliefe. Einen Moment sagte Grace kein Wort. Sie wartete, bis er wieder auf dem Stuhl Platz genommen hatte, genau wie damals vor fünfzehn Jahren, bevor sie ihn ansprach: »Hallo, Carl.«

    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Vespa.
    »Haben Sie Jimmy X umgebracht?«
    Danach war es lange still. Der Schatten bewegte sich nicht. »Was in jener Nacht geschehen ist«, kam es schließlich, »war seine Schuld.«
    »Schwer zu sagen.«
    Vespas Gesicht lag im Dunkeln. »Sie sehen zu viele Grautöne.«
    Grace versuchte sich aufzurichten, aber ihr wunder Oberkörper versagte ihr den Dienst. »Woher wissen Sie das mit Jimmy?«
    »Von Wade Larue«, antwortete er.
    »Sie haben ihn auch getötet.«
    »Wollen Sie Anschuldigungen loswerden oder die Wahrheit wissen?«
    Sie war versucht, zu fragen, ob das alles wäre, was ihm wichtig sei, nämlich die Wahrheit, doch sie kannte die Antwort bereits. Die Wahrheit würde niemals genug sein. Rache und Gerechtigkeit würden niemals genug sein.
    »Wade Larue hat am Tag vor seiner Entlassung Kontakt zu mir aufgenommen«, sagte Vespa. »Er hat um ein Gespräch gebeten.«
    »Ein Gespräch? Worüber?«
    »Wollte er nicht sagen. Ich habe Cram geschickt, ihn in der Stadt abzuholen. Er ist in mein Haus gekommen. Angefangen hat er mit der Mitleidsmasche. So nach dem Motto, er könne meinen Schmerz verstehen. Er sagte, er sei mit sich im Reinen, dass er keine Rachegefühle mehr hege. Das Gequatsche hat mich nicht interessiert. Ich wollte, dass er auf den Punkt kommt.«
    »Und, ist er?«
    »Ja.« Der Schatten verstummte erneut. Grace spielte kurz mit dem Gedanken, nach dem Lichtschalter zu greifen, ließ es dann jedoch bleiben. »Er hat mir erzählt, dass Gordon MacKenzie ihn vor

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