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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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ersetzen.«
    Mike nickte bedächtig.
    »Du meinst nicht?«
    »Ich hatte eine andere Theorie«, entgegnete er.
    »Würde ich gern hören.«
    Er kam näher und ging in die Hocke. »Es hat keine Seele.«
    Jetzt war sie an der Reihe, fragend dreinzuschauen.
    »Die Geschichte fehlt. Die Menschen in der Kleidung jener Zeit, die durch das Gebäude wandeln. Die Jahre, das Blut, die Toten, der Schweiß aus dem Jahr vierhundert vor Christus. In diesem Ding da hat Sokrates nie eine Rede gehalten. Plato hat vor seinem Eingang nie diskutiert. Nachbildungen haben keine Gespenster. Sie sind nichts als seelenlose Hüllen.«
    Die junge Charlaine lächelte erneut. »Benutzt du diese Anmache bei allen Mädchen?«
    »Sie ist brandneu. Teste sie gerade aus. Ist sie brauchbar?«
    Sie drehte die Hand hin und her. »Geht so.«
    Seit jenem Tag war Charlaine mit keinem anderen Mann mehr zusammen gewesen. Jahrelang waren sie an ihrem Hochzeitstag zum falschen Parthenon gekommen. Dieses Jahr hatten sie es zum ersten Mal ausgelassen.
    »Da ist er«, sagte Mike.
    Der Ford Windstar fuhr auf der Hollywood Avenue in westlicher Richtung zur Route 17. Charlaine wählte auf ihrem Handy
den Polizeinotruf. Die Polizistin in der Zentrale nahm sie endlich ernst.
    »Wir haben keinen Funkkontakt mehr zu unserem Kollegen am Tatort«, gestand sie.
    »Er fährt jetzt in Richtung Route 17. Wir sind südlich der Auffahrt an der Hollywood Avenue«, beschrieb Charlaine. »Er fährt einen Ford Windstar.«
    »Kennzeichen?«
    »Kann ich nicht erkennen.«
    »Wir schicken einen Streifenwagen hinter dem Ford Windstar her und einen zum Haus. Sie können Ihre Verfolgung jetzt abbrechen.«
    Sie ließ das Handy kurz sinken. »Mike?«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte er.
    Sie lehnte sich zurück und dachte an ihr Haus, an Gespenster und seelenlose Hüllen.

    Eric Wu war nicht leicht zu überraschen.
    Doch als er sah, dass die Frau von nebenan und der Mann, den er für ihren Ehemann hielt, ihm folgten – fühlte er sich völlig überrumpelt. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
    Diese Frau!
    Sie hatte ihn reingelegt. Sie verfolgte ihn. Sie hatte die Polizei gerufen. Die hatten einen Beamten geschickt. Und in diesem Moment war ihm klar, dass sie wieder dort anrufen würde.
    Wu hatte damit gerechnet, einen erheblichen Vorsprung gewinnen zu können, bevor die Polizei auf ihren Anruf reagierte. Bei der Fahndung nach Autos war die Polizei nicht allmächtig. Man denke nur an die Heckenschützen von Washington vor einigen Jahren. Hunderte von Polizisten waren im Einsatz gewesen. Sie hatten überall Straßensperren aufgebaut. Und dennoch
waren sie während eines peinlich langen Zeitraums nicht in der Lage gewesen, zwei Amateure zu schnappen.
    Mit einem guten Vorsprung, so hatte Wu sich ausgerechnet, konnte er sich in Sicherheit bringen.
    Aber jetzt hatte er ein Problem.
    Schon wieder diese Frau.
    Diese Frau und ihr Mann verfolgten ihn. Sie konnten der Polizei beschreiben, wohin er fuhr, welche Straße er nahm, in welche Richtung er abbog. Auf diese Weise hatte er keine Chance, einen Vorsprung zu gewinnen.
    Schlussfolgerung: Wu musste sie stoppen.
    Vor ihm tauchte der Hinweis auf das Parkgelände des Paramus Einkaufszentrums auf. Er bog auf den Zubringer ein, der in einer Schleife auf einer Überführung über den Highway führte. Die Frau und ihr Mann folgten ihm. Es war spät am Abend. Die Geschäfte hatten geschlossen. Der Parkplatz war leer. Die Frau und der Mann hielten Abstand.
    Das passte.
    Es war höchste Zeit. Jetzt mussten sie aus der Deckung kommen.
    Wu hatte eine Waffe, eine Walther PPK. Er benutzte sie ungern. Nicht, dass er ängstlich gewesen wäre. Doch Wu arbeitete lieber mit seinen Händen. Die hatte er hundertprozentig unter Kontrolle. Sie waren ein Teil von ihm. Mit einer Waffe musste man zwangsläufig einer fremden Mechanik vertrauen, auf die man keinen Einfluss hatte. Das mochte Wu nicht.
    Aber er wusste, wann man eine Waffe brauchte.
    Er hielt den Wagen an. Er vergewisserte sich, dass die Pistole geladen war. Seine Autotür war nicht verriegelt. Er drückte die Klinke hinunter, stieg aus und brachte die Waffe in Anschlag.

    »Was zum Teufel macht der Kerl?«, fragte Mike.
    Charlaine beobachtete, wie der Ford Windstar auf den Parkplatz des Einkaufszentrums fuhr. Der war wie leer gefegt, aber hell erleuchtet, eingetaucht in den Schein der Neonreklamen des Einkaufszentrums. Im Hintergrund erkannte sie Sears, das Büromöbel Depot und Sports Authority.
    Der

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