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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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die gleiche Farbe wie sein Anzug, so dass beide aus dem gleichen Material zu bestehen schienen.
    »Ja, bitte?«, fragte sie.
    Der Mann griff in die Jacketttasche und zog ein Foto heraus. Er hielt es ihr unter die Nase. »Haben Sie dieses Bild ins Internet gestellt?«
    Es war eine Kopie des geheimnisvollen Fotos von der Blondine und der Rothaarigen.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Scott Duncan«, antwortete der Mann mit dem sandfarbenen Haar. Er deutete auf die Blondine, die Frau, die zu Jack aufsah, diejenige, deren Gesicht ein dickes X verdeckte.
    »Das«, fuhr Scott Duncan fort, »ist ein Foto meiner Schwester.«

26
    Perlmutter hatte Lorraine Conwell die schreckliche Nachricht so schonend wie möglich beigebracht.
    Er war schon häufig Überbringer schlechter Nachrichten gewesen. Normalerweise handelte es sich um Autounfälle auf der Route 4 oder dem Garden State Parkway. Lorraine Conwell war
zuerst in Tränen ausgebrochen. Dann hatte Benommenheit von ihr Besitz ergriffen und die Tränen getrocknet.
    Jetzt saß Lorraine Conwell steif und aufrecht da. Ihre Lippen zitterten ein wenig. Sie wirkte klein und hilflos, und es kostete Perlmutter Überwindung, sie nicht einfach in die Arme zu nehmen.
    »Rocky und ich«, begann sie. »Wir wollten wieder zusammenziehen.«
    Perlmutter nickte aufmunternd.
    »Ist meine Schuld, wissen Sie. Ich habe Rocky gezwungen zu gehen. Hätte ich nicht tun sollen.« Sie sah mit ihren veilchenblauen Augen zu ihm auf. »Er war anders, als wir uns kennen gelernt haben. Damals hatte er noch Träume. Er war so selbstsicher. Aber als er nicht mehr Football spielen konnte, das hat ihn fertig gemacht. Damit konnte ich nicht leben.«
    Perlmutter nickte erneut. Er wollte ihr helfen, ihr Gesellschaft leisten, aber für eine ungekürzte Lebensgeschichte fehlte ihm Zeit. Er musste die Sache beschleunigen und sich dann verabschieden. »Gab es jemanden, der Rocky ans Leder wollte? Hatte er Feinde?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Niemanden.«
    »Er hat im Gefängnis gesessen.«
    »Ja. Das war idiotisch. Er war in eine Kneipenschlägerei geraten. Dabei ist er ausgeflippt.«
    Perlmutter warf Daley einen Blick zu. Er wusste von der Schlägerei. Sie waren der Sache bereits auf der Spur, versuchten festzustellen, ob das Opfer sich hatte rächen wollen. Bislang gab es keine Hinweise darauf.
    »Hatte Rocky einen Job?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In Newark. Er hat in der Budweiser-Brauerei gearbeitet. In der Filiale am Flughafen.«
    »Sie haben uns gestern angerufen«, bemerkte Perlmutter.
    Sie nickte, den Blick unverwandt geradeaus gerichtet.

    »Sie haben mit Officer DiBartola gesprochen.«
    »Ja. Er war sehr nett.«
    Richtig. »Sie sagten ihm, Rocky sei von der Arbeit nicht nach Hause gekommen.«
    Sie nickte.
    »Ihr Anruf kam am frühen Morgen. Sie sagten, er habe die Nacht durchgearbeitet.«
    »Das stimmt.«
    »Hatte er Nachtschicht in der Brauerei?«
    »Nein. Er hatte noch einen zweiten Job.« Sie wand sich. »Schwarzarbeit.«
    »Und was hat er da gemacht?«
    »Er hat für diese Frau gearbeitet!
    »Was gearbeitet?«
    Sie wischte sich mit einem Finger eine Träne weg. »Rocky hat nicht viel erzählt. Ich glaube, er hat für sie gerichtliche Vorladungen überbracht und so.«
    »Können Sie uns den Namen dieser Frau nennen?«
    »Klang irgendwie ausländisch. Ich kann’s nicht aussprechen.«
    Perlmutter musste nicht lange nachdenken. »Indira Khariwalla?«
    »Genau. So heißt sie.« Lorraine Conwell sah ihn an. »Kennen Sie sie?«
    Er kannte sie. War lange her, aber ja, Perlmutter kannte sie ziemlich gut.

    Grace hatte Scott Duncan das Foto gegeben, auf dem alle fünf Personen zu sehen waren. Er konnte sich offenbar nicht satt sehen, besonders nicht an seiner Schwester. Sein Finger glitt über ihr Gesicht. Grace konnte es kaum mit ansehen.
    Sie saßen mittlerweile bei Grace zu Hause in der Küche. Sie unterhielten sich bereits seit einer halben Stunde.

    »Und das haben Sie vor zwei Tagen bekommen?«, fragte Scott Duncan.
    »Ja.«
    »Und dann ist Ihr Mann … Das ist er doch, oder?« Scott Duncan deutete auf Jacks Bild.
    »Ja.«
    »Er ist auf und davon?«
    »Er ist verschwunden«, sagte sie. »Er ist nicht auf und davon.«
    »Richtig. Sie glauben, dass man ihn entführt hat?«
    »Ich habe keine Ahnung, was ihm zugestoßen ist. Ich weiß nur, dass er in Schwierigkeiten ist.«
    Scott Duncans Blick blieb auf das alte Foto gerichtet. »Weil er Sie irgendwie gewarnt hat? Davon gesprochen hat, er brauche

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