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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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University als Schlüsselanhänger. Er sah alt und abgewetzt aus. Das Emblem, der Kopf des Pumas, war kaum noch zu erkennen. Perlmutter fragte sich, woran sie wohl dachte, wenn sie den Schlüsselanhänger betrachtete, und warum sie ihn noch immer benutzte.
    Er hielt vor dem Kofferraum inne und sog die Luft ein. Kein Hauch. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Das Schloss sprang mit einem dumpfen Knacken auf. Er hob den Deckel. Die Luft aus dem Innenraum entwich beinahe mit einem hörbaren Zischen. Und jetzt war auch der Gestank eindeutig.
    Etwas Großes war in den Kofferraum gezwängt worden, wie ein überdimensionales Kissen. Ohne Vorwarnung entfaltete es sich beinahe wie ein gigantischer Kasperle aus der Schachtel. Perlmutter sprang zurück, als der Kopf heraus kullerte und hart auf den Asphalt aufschlug.
    Was allerdings keine Rolle mehr spielte. Rocky Conwell war längst tot.

25
    Und was jetzt?
    Grace starb vor Hunger. Sie fuhr über die George Washington Bridge, nahm die Ausfahrt Jones Road und hielt bei einem chinesischen Restaurant an, das interessanterweise »Bei Baumgart« hieß. Sie aß stumm, fühlte sich so einsam wie nie zuvor und versuchte, Haltung zu bewahren. Was war geschehen? Vorgestern – war es wirklich erst zwei Tage her? – hatte sie ihre Abzüge aus dem Fotogeschäft abgeholt. Das war alles. Das Leben war gut gewesen. Sie hatte einen Ehemann, den sie liebte und zwei wunderbare, aufgeweckte Kinder. Sie hatte Zeit zu malen. Alle waren gesund und das Bankkonto gut gefüllt gewesen. Und dann hatte sie ein Foto gesehen, ein altes Foto, und seither …
    Grace hatte Josh mit dem Sauerkrautbart schon beinah vergessen.
    Er hatte den Film entwickelt. Er hatte seltsamerweise, kurz nachdem sie die Fotos abgeholt hatte, den Laden verlassen. Er musste derjenige gewesen sein, da war sie sicher, der das verdammte Foto in ihren Stapel geschmuggelt hatte.
    Sie griff nach ihrem Handy, ließ sich von der Auskunft die Nummer des Fotogeschäfts in Kasselton geben und nahm sogar die Zusatzkosten dafür in Kauf, dass man sie direkt verband. Beim dritten Klingeln meldete sich jemand.
    »Fotolabor.«
    Grace sagte nichts. Es bestand kein Zweifel. Sie hätte den gelangweilten Leck-mich-doch-Slang jederzeit und überall wieder erkannt. Am anderen Ende war Josh, der Sauerkrautbart. Er war wieder im Laden.
    Einen Augenblick war sie versucht, einfach aufzulegen, aber sie hatte das Gefühl, er könnte das als Warnung verstehen und sich veranlasst fühlen, wieder unterzutauchen. Sie verstellte die
Stimme, lispelte etwas und erkundigte sich, wann Ladenschluss sei.
    »Na um sechs«, informierte sie Sauerkrautbart.
    Sie bedankte sich noch, doch er hatte bereits aufgelegt. Die Rechnung lag schon auf dem Tisch. Sie bezahlte und versuchte, nicht zum Wagen zu rennen. Die Route 4 war leer. Sie raste an der dichten Kette von Einkaufszentren vorbei und fand unweit des Fotoladens einen Parkplatz. Ihr Handy klingelte.
    »Hallo?«
    »Carl Vespa hier.«
    »Oh, hallo.«
    »Tut mir Leid wegen gestern. Ich meine, dass ich Ihnen Jimmy X ohne Vorwarnung präsentiert habe.«
    Sie überlegte, ob sie ihm von Jimmy X’s nächtlichem Besuch erzählen sollte, und entschloss sich dagegen. Die Zeit war noch nicht reif. »Schon in Ordnung.«
    »Ich weiß, es ist Ihnen egal, aber es sieht so aus, als würde Wade Larue frei kommen.«
    »Vielleicht ganz in Ordnung so.«
    »Vielleicht.« Doch Vespa klang alles andere als überzeugt. »Sind Sie sicher, dass Sie keinen Schutz brauchen?«
    »Hundert Pro.«
    »Falls Sie Ihre Meinung ändern …«
    »Rufe ich an.«
    Es entstand eine seltsame Pause. »Was von Ihrem Mann gehört?«
    »Nein.«
    »Hat er eine Schwester?«
    Grace nahm das Handy in die andere Hand. »Ja. Warum?«
    »Heißt sie Sandra Koval?«
    »Ja. Was hat sie damit zu tun?«
    »Wir sprechen später darüber.«
    Er legte auf. Grace starrte auf ihr Handy. Was zum Teufel sollte
das nun wieder? Sie schüttelte den Kopf. Es war zwecklos, ihn noch einmal anzurufen. Sie versuchte, sich auf andere Dinge zu konzentrieren.
    Grace ergriff ihre Handtasche und hinkte hastig zum Fotoladen. Ihr Bein schmerzte. Jeder Schritt kostete Überwindung. Sie hatte das Gefühl, einen Klotz am Bein zu haben. Grace kämpfte um jeden Meter. Sie war noch drei Ladengeschäfte entfernt, als ihr ein Mann im Anzug in den Weg trat.
    »Mrs. Lawson?«
    Ein seltsamer Gedanke beschlich Grace, als sie den Fremden betrachtete: Sein sandfarbenes Haar hatte beinahe

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