Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
ich aus dem leicht getönten Fenster zu meiner Rechten. Im Gegensatz zu meinem Vater, war meine Laune nicht gerade die Beste. Ich freute mich viel weniger als sonst auf die Premiere. Die vielen schreienden Fans, die mit ihren Aussagen, dass sie mich liebten oder mich heiraten wollten, einfach zu hysterisch waren, würden mir unter Garantie den letzten Nerv rauben. Autogramme geben da und dann noch ein Foto hier und ein Interview dort - das war wirklich das Letzte, auf das ich Lust hatte. Natürlich gehörte all dies dennoch zu meinem Job und somit musste ich mich wohl oder übel damit abfinden.
Viel mehr dachte ich allerdings darüber nach, dass ich Dan wieder sehen würde. In den letzten drei Wochen hatten wir kein einziges Mal telefoniert. Ich befürchtete, dass er noch immer sauer auf mich war und konnte ihn sogar verstehen. Schon kurz nach der Premiere würden die Dreharbeiten des vierten Filmes der Jugendreihe beginnen. Aus diesem Grund musste ich das nächste halbe Jahr mit Dan zurechtkommen. Das bereitete mir große Sorgen. Ich war gespannt darauf, wie er meinen Brief aufgefasst hatte und ob er den Ring tragen würde.
Die restliche Zeit der Fahrt verbrachte ich damit, alle fünf Minuten eine neue CD in meinen Discman zu legen. Ich besaß keinen Mp3-Player, da ich meine heißgeliebte CD-Sammlung nicht aufgeben und am Computer in digitale Daten umwandeln wollte. Nach wie vor bevorzugte ich deshalb die klassische Variante. Innerlich versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Während ich gerade dabei war, eine meiner Lieblings-CDs, die einfach nicht laufen wollte, mit meinem Pulloverärmel zu polieren, kam der Wagen bereits zum Halt. Mein Vater ließ kurz darauf sein Seitenfenster hinunter. Er begann mit einem Mann zu reden, der einen schwarzen Anzug trug und mit seinem weißen Hemd und der schwarzen Fliege einem zu groß geratenen Pinguin glich.
„Das Gepäck bitte auf Zimmer vierunddreißig!", schnappte ich einige Worte meines Vaters auf. Der schick angezogene Mann schritt daraufhin zum Kofferraum und hievte die einzelnen Koffer heraus.
„Hier ist auch noch einer", sagte ich und deutete auf das letzte Gepäck neben mir.
„Oh, entschuldigen Sie!", entgegnete der ältere Herr und griff nun auch nach der letzten Tasche, die ich ihm höflich entgegenhielt.
„Danke", lächelte mein Vater und steckte dem Herrn etwas Trinkgeld zu. Kurz darauf schloss er das Fenster wieder und fuhr nur wenige Meter weiter, denn dort wartete bereits der nächste edel gekleidete Butler.
„Ihr Wagen, bitte!", sagte er in einem Ton, der dem einer Bandansage glich.
„Kommt!", forderte mein Vater meine Mutter und mich daraufhin auf und stieg als Erster aus dem Wagen, während er dem jüngeren Mann den silbernen Wagenschlüssel überreichte.
„Ich bringe Ihnen den Schlüssel später wieder zurück", verabschiedete sich der Fremde und trat dabei kurz ins Licht, so dass ich seine Hakennase bemerkte. Ich konnte diese ganze Prozedur nicht leiden und hielt einige der Dinge für völlig übertrieben.
Ich warf einen Blick zu meiner Mutter, die wieder neuen Lippestift auftrug und schaute anschließend auf das Hotel vor uns. Es war anders als üblich. Zuvor waren wir immer in einem Hotel nur wenige Meter vom Set entfernt untergebracht worden. Dieses Mal würden die Dreharbeiten allerdings in diesem Hotel beginnen. Über der riesigen Eingangstür prangten fünf Sterne. Unbewusst verdrehte ich meine Augen, bevor ich meinen Eltern in das edle Hotel folgte.
„Ah, die Robbins!", hörte ich die Dame am Empfang rufen.
Höflichkeitshalber nickte und lächelte ich.
„Ihre Koffer sind bereits oben. Zimmer Nummer 229", sie hielt kurz inne und reichte uns den Schlüssel.
„Danke", erwiderte meine Mutter knapp.
„Haben Sie noch Wünsche?", fragte die Empfangsdame freundlich weiter.
„Nein, danke", antwortete dieses Mal mein Vater. „Wir wollen uns nur kurz Toms Zimmer ansehen und dann gleich weiter zur Premiere."
Die Dame nickte verlegen und verschwand wieder hinter ihrem Tresen. Ich beobachtete sie noch eine Weile dabei, wie sie nervös einen Stapel Zettel sortierte und machte mich schließlich auf den Weg zur Treppe, die mit einem roten Teppich ausgelegt war. In der ersten Etage befanden sich die Zimmer 101 bis 120, also stiegen wir einen weiteren Treppenabsatz hinauf. Das erste Zimmer in dem nächsten Flur, der ebenfalls mit rotem Teppich, goldenen Lampen und königsblauer Tapete ausgestattet war, war Zimmer Nummer 221. Ich folgte
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