Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
den Türen und blieb schließlich vor einer relativ mittig gelegenen stehen. Auch die Zimmernummern waren golden gehalten und machten sich recht gut auf den dunkelbraunen Türen.
„Da wären wir", meinte ich und warf einen Blick zu meiner Mutter, die den Schlüssel in Form einer Chipkarte startbereit in der Hand hielt und diese schließlich durch den dafür vorgesehenen Schlitz zog.
„Hallo, Tom!"
Erschrocken wandte ich mich um. Ich hatte für einen kurzen Moment geglaubt, Dans Stimme gehört zu haben, doch stattdessen blickte ich nun in die Augen von Sean Harrison.
„Hi!", begrüßte ich ihn, während meine Eltern an mir vorbei in das Zimmer traten und daraufhin nur noch Worte des Staunens zu hören waren.
„Wie geht's dir? Wie waren deine Ferien?", fragte Sean und kam ein Schritt näher auf mich zu.
„Danke, ganz okay. Und selbst?", erwiderte ich und spürte Enttäuschung in mir, denn ich hatte gehofft, Dan anzutreffen.
„Ich war in Brasilien. Es war wirklich ...", er stockte, als er merkte, wie ich mich ständig nervös umblickte.
„Tom?", er klopfte mir auf die Schulter. „Das erzähle ich dir lieber später."
Sean grinste noch einmal und verschwand dann in Zimmer dreißig. Für mein unhöfliches Verhalten musste ich mich vermutlich später entschuldigen. Ich atmete tief ein und aus und folgte meinen Eltern endlich in das gut ausgestattete Zimmer.
„War das Sean?", fragte meine Mutter interessiert.
Ich nickte.
„Geht's ihm gut?"
Ich nickte erneut.
„Und, gefällt dir das Zimmer?"
Ich nickte geistesabwesend.
„Tom?"
Ich nickte noch immer.
„Tom? Hörst du uns überhaupt zu?"
Verwirrt schüttelte ich mich aus meinem trancegleichen Zustand und blickte auf in die Augen meiner Mutter, welche unmittelbar vor mir stand.
„Entschuldigung!", murmelte ich. „Ich bin total müde."
Ich bemerkte, wie meine Eltern daraufhin kurze Blicke austauschten.
„Na, gut. Wir fahren dann schon mal vor und gehen noch eine Kleinigkeit essen. Du hast ja noch eine Weile Zeit, bevor ihr alle gemeinsam losfahrt", sagte meine Mutter.
„Ja", erwiderte ich tonlos.
Mein Vater schüttelte seinen Kopf lachend aufgrund meines Verhaltens und schob meine Mutter mit sanfter Gewalt vor sich aus dem Zimmer. Sie verabschiedeten sich flüchtig und verschwanden schließlich im Flur. Gerade als die Tür noch einen Spalt geöffnet war, passierte Dan mein Zimmer und begegnete meinen Eltern.
„Hey, Dan! Geht's dir wieder besser?", hörte ich meinen Vater fragen.
Da ich Dans Stimme nicht hören könnte, schloss ich daraus, dass er bloß nickte.
„Wir sind auch gerade angekommen. Tom ist hier drinnen", erklärte mein Vater, hielt die Tür auf und deutete auf mich.
Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken und schaffte es nur für einen kurzen Augenblick Dans Blick standzuhalten.
„Hi", sagte ich leise, während ich so tat, als ob ich stark an der Machart des Nachtschrankes interessiert war.
„Hi", erwiderte Dan ruhig. Der traurige Klang seiner Stimme war kaum zu überhören.
„Wir lassen euch beide dann mal allein. Ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen", verabschiedete sich meine Mutter kurz darauf ein weiteres Mal und zog die Tür hinter Dan zu. Sofort füllte eine peinliche Stille den Raum, während ich Dans festem Blick immer wieder auswich und hoffte, dass dieser Moment der absoluten Unsicherheit möglichst schnell vorübergehen würde.
II
Hoffnung
„Wie waren deine restlichen Ferien?", brach ich das Schweigen schließlich und spürte dabei, wie mir rötliche Farbe in die Wangen stieg.
„Ganz okay", erwiderte Dan knapp, während ich für einen kurzen Moment aufblickte und beobachtete, wie er sich skeptisch in meinem Zimmer umsah.
Ich ertappte mich dabei, auf seine Hände zu blicken, woraufhin mein Herz sich schlagartig zusammenzog. Dan trug den Ring nicht. Der letzte Funken Hoffnung war in jenem Augenblick erloschen. Ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen und fragte weiter: „Wie lange bist du schon hier?"
„Seit heute früh."
Die Antwort hätte ich mir denken können, denn schließlich wohnte er nur wenige Minuten von dem Hotel entfernt. Ich befürchtete, dass er auf eine Erklärung meinerseits wartete und eine Entschuldigung hören wollte. Doch jedes Mal, wenn ich mit diesem Thema beginnen wollte, schnürte sich meine Kehle zusammen und ließ mich kein einziges Wort hervorbringen.
„Wie geht's Chris?", fragte Dan plötzlich und hob sein Kinn mit gerunzelter Stirn und
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