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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wollte ich es nicht.«
    Bosch wartete, aber Delacroix sprach nicht weiter.
    »War er dann tot?«
    Delacroix nickte.
    »Heißt das ja?«
    »Ja. Ja.«
    In diesem Moment klopfte es leise. Bosch nickte Edgar zu, worauf dieser aufstand und nach draußen ging. Bosch nahm an, es war der Ankläger, aber er wollte das Verhör jetzt nicht unterbrechen, um ihn vorzustellen. Er machte weiter.
    »Was haben Sie dann getan? Als Arthur tot war?«
    »Ich habe ihn durch den Hintereingang aus dem Haus und in die Garage geschafft. Niemand hat mich gesehen. Ich legte ihn in den Kofferraum meines Wagens. Dann ging ich wieder in sein Zimmer, räumte auf und packte ein paar seiner Kleider in eine Tasche.«
    »Was war das für eine Tasche?«
    »Es war seine Schultasche. Sein Rucksack.«
    »Was für Kleider haben sie hineingetan?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Was mir eben gerade zwischen die Finger kam, aus seiner Schublade, wissen Sie?«
    »Gut. Können Sie diesen Rucksack beschreiben?«
    Delacroix zuckte mit den Schultern.
    »Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Es war ein ganz normaler Rucksack.«
    »Okay, nachdem Sie die Kleider hineingetan hatten, was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich legte ihn auch in den Kofferraum. Und machte ihn dann zu.«
    »Was für ein Wagen war das?«
    »Es war mein Impala, Baujahr zweiundsiebzig.«
    »Haben Sie ihn noch?«
    »Schön wär’s; er wäre jetzt ein Oldtimer. Aber ich habe ihn zu Schrott gefahren. Das war, als ich zum ersten Mal wegen Alkohol am Steuer verurteilt wurde.«
    »Was genau meinen Sie mit ›zu Schrott gefahren‹?«
    »Es war ein Totalschaden. Ich fuhr in Beverly Hills gegen eine Palme. Er wurde auf den Schrottplatz gebracht.«
    Bosch wusste, es wäre schwierig, ein dreißig Jahre altes Auto aufzuspüren, aber der Hinweis, dass das Fahrzeug ein Totalschaden gewesen war, machte allen Hoffnungen ein Ende, es vielleicht zu finden und den Kofferraum nach Spuren absuchen zu können.
    »Dann wieder zurück zu Ihrer Geschichte. Sie hatten die Leiche im Kofferraum? Wann haben Sie sich ihrer entledigt?«
    »Am selben Abend. Spät. Als er an diesem Tag nicht von der Schule nach Hause kam, begannen wir, nach ihm zu suchen.«
    »Wir?«
    »Sheila und ich. Wir fuhren herum und hielten nach ihm Ausschau. Wir fuhren zu allen Skateboardertreffs.«
    »Und währenddessen hatten sie Arthur die ganze Zeit im Kofferraum des Autos liegen, in dem Sie waren?«
    »So ist es. Wissen Sie, ich wollte nicht, dass sie erfährt, was ich getan hatte. Das wollte ich ihr ersparen.«
    »Verstehe. Haben Sie bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgegeben?«
    Delacroix schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich fuhr zur Polizeistation in Wilshire und redete mit einem der Cops. Er war da, wo man reingeht. Am Schalter. Er sagte, Arthur wäre wahrscheinlich ausgerissen und würde schon wieder zurückkommen. Ich sollte ein paar Tage warten. Darum habe ich das Ganze nicht gemeldet.«
    Bosch versuchte, so viele wichtige Punkte wie möglich abzudecken, und ging deshalb alle Fakten durch, die sich nachprüfen und deshalb dazu heranziehen ließen, das Geständnis zu stützen, wenn Delacroix und sein Anwalt es zurückzogen und widerriefen. Am besten waren dafür konkrete Beweise oder wissenschaftliche Fakten geeignet. Aber auch die Abgleichung der verschiedenen Schilderungen war wichtig. Sheila Delacroix hatte Bosch und Edgar bereits erzählt, dass sie und ihr Vater an dem Abend, als Arthur nicht nach Hause gekommen war, bei der Polizei gewesen waren. Sie war im Auto sitzen geblieben, als ihr Vater in die Polizeistation ging. Bosch hatte jedoch keine Vermisstenanzeige gefunden. Dafür hatte er jetzt eine Erklärung. Er hatte ein Detail, das helfen würde, das Geständnis zu bestätigen.
    »Mr. Delacroix, sprechen Sie aus freien Stücken mit mir?«
    »Sicher, natürlich?«
    »Sie fühlen sich also in keiner Weise bedrängt oder bedroht?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Sie erzählen mir das alles also, weil Sie es wollen?«
    »Natürlich.«
    »Okay, wann haben Sie die Leiche Ihres Sohnes aus dem Kofferraum genommen?«
    »Das habe ich später gemacht. Nachdem Sheila schlafen gegangen war, ging ich nach hinten zum Auto raus und fuhr damit weg, um die Leiche zu verstecken.«
    »Und wo war das?«
    »Oben in den Hügeln. In Laurel Canyon.«
    »Können Sie die Stelle noch genauer angeben?«
    »Nicht richtig. Ich fuhr den Lookout Mountain hinter der Schule hoch. Irgendwo da oben. Es war dunkel, und ich … wissen Sie, ich hatte getrunken, weil

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