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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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ich sein konnte, dass Ethan sich nicht in der Gewalt von Sebastian befand, hatte ich nun keinerlei Anhaltspunkt mehr, wo sich mein Sohn befinden könnte.
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass Sebastian tatsächlich nichts mit Ethans Verschwinden zu tun hatte.
    »Tja, das wär’s dann wohl«, sagte ich. »Machen Sie’s gut.«
    »Von wegen«, sagte Sebastian. »In Ihrem Besitz befindet sich etwas, das Ihnen kürzlich per Post zugestellt worden ist. Eine Liste, die den Ruf meines Unternehmens bedroht.«
    Verdammt. Wie hatte ich Sam davon erzählen können? Und noch blöder war, dass sich die Liste nach wie vor in meiner Jackentasche befand.
    »Vergessen Sie’s«, sagte ich und stieg aus.
    Keine Frage, ich hätte ihm den Umschlag einfach in die Hand drücken können. Ich hatte im Moment weiß Gott andere Sorgen. Trotzdem bestand die winzige Chance, dass ich vielleicht wieder als Reporter arbeiten würde, wenn ich mit heiler Haut aus diesem ganzen Wahnsinn herauskam. Wenn nicht beim Standard , dann bei einem anderen Blatt. Wenn sich mir noch einmal die Gelegenheit bot, würde ich Sebastian zu Fall bringen.
    Was aber ganz bestimmt nicht passieren würde, wenn ich ihm die Liste überließ.
    »Das sollten Sie sich noch einmal gut überlegen, David«, sagte Sebastian.
    Welland kam um den Wagen herum. Als er vor der offenen Tür stehen blieb, wechselten er und Sebastian einen kurzen Blick. »Wenn Sie mir die Liste nicht geben, werde ich Welland bitten müssen, sie Ihnen abzunehmen«, sagte Sebastian.
    Ich rannte los.
    Wellands rechter Arm schoss nach vorn, und tatsächlich bekam er mich am Handgelenk zu fassen, aber nicht richtig, so dass ich mich im selben Moment schon wieder losgerissen hatte. Instinktiv griff ich nach meinem Autoschlüssel, aber es war sinnlos, zu meinem Wagen zu laufen. Stattdessen rannte ich quer über den Parkplatz zum Verlagsgebäude.
    Hinter mir schnaubte Welland wie ein wütender Pitbull-Terrier. Obwohl er deutlich mehr Muskeln hatte als ich, war ich ein gutes Stück schneller und hatte bestimmt zehn Schritte Vorsprung vor ihm.
    Ich rannte die fünf Stufen zur Hintertür hinauf und riss sie auf, ehe Welland mich erneut zu fassen bekam, allerdings blieb mir keine Zeit, sie hinter mir zuzuziehen. Ein ohrenbetäubender Lärm empfing mich, ein dumpfes, lautes Rattern, das sich augenblicklich einen Weg unter meine Hirnschale bahnte. Um diese Zeit lief nur eine der drei gigantischen Druckerpressen; ein Teil der Wochenendbeilage wurde vorproduziert. Die anderen beiden Pressen würden erst in gut zwei Stunden anlaufen, wenn die Ausgabe für den kommenden Tag in Druck ging.
    Ziellos hetzte ich durch die Halle, getrieben von dem Drang, Welland irgendwie zu entkommen. Vor mir erblickte ich eine steile Metalltreppe, über die man auf den Laufsteg gelangte, der an den riesigen Maschinen vorbei und zwischen ihnen hindurch führte.
    Ich packte das Geländer und flitzte die Stufen hinauf. Über den Lärm hörte ich jemanden rufen, ich solle sofort den Laufsteg verlassen. Die Drucker reagierten seit jeher allergisch auf Störenfriede; lediglich wenn Madeline vorbeisah, um Reparaturen in Augenschein zu nehmen, tolerierten sie ihre Gegenwart, wohingegen ich nichts als ein dahergelaufener Reporter war.
    Vor mir lagen gut dreißig Meter Laufsteg. Ich warf einen Blick über die Schulter, doch niemand war mir die Treppe hinauf gefolgt, weder Welland noch irgendein Druckereiarbeiter.
    Erneut drangen laute Stimmen an meine Ohren, die aber im Maschinenlärm untergingen.
    Ich blieb einen Moment stehen und atmete tief durch, während ich mich fragte, ob ich Welland abgehängt hatte. Ich überlegte, ob ich zurücklaufen sollte, beschloss dann aber, die Treppe am anderen Ende des Metallrosts zu nehmen.
    Die Maschinen liefen auf vollen Touren; zu meiner Linken fegten endlose Bänder von bedruckten Bögen vorbei, die mit Lichtgeschwindigkeit durch den monströsen Apparat gejagt wurden. Alle paar Meter befanden sich Durchgänge, über die man auf die andere Seite gelangte.
    Ich wollte gerade weiterlaufen, als Welland am anderen Ende des Laufstegs auftauchte.
    »Verdammte Scheiße!«, entfuhr es mir.
    Ich wirbelte herum, bereit, in die andere Richtung zu fliehen, doch im selben Moment hetzte Elmont Sebastian die Metallstufen hinauf. Er war zwar nicht mehr der Jüngste, aber anscheinend ziemlich durchtrainiert für sein Alter; er wirkte jedenfalls kein bisschen außer Atem. Als er die linke Hand vom Geländer nahm, sah er,

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