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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Ihnen, Mr. Boz, haben die Bösen die ärgerliche Angewohnheit, ungestraft davonzukommen und der Bestrafung durch das Gesetz zu entgehen … Wenn Sie schon für sich in Anspruch nehmen, in allem korrekt zu sein, haben Sie dann nicht den Eindruck, dass Sie die Inspektoren dieses Landes schlechter machen, als sie in Wirklichkeit sind?«
    Boz schüttelte kategorisch den Kopf.
    »Wie viele Untersuchungen, die durch Stümperei, Faulheit oder einfach aufgrund einer miserablen allgemeinen Organisation im Sand verlaufen, kommen auf eine einzige aufsehenerregende Verhaftung nach einer rundum gut geführten Untersuchung? Wenn man aus den Jahresstatistiken die Fälle herausrechnen würde, die nur dank »Kommissar Zufall« gelöst wurden, und diese Zahl veröffentlichte, dann würde in der Bevölkerung Panik ausbrechen!«
    Franklin bemerkte, dass Boz sich wie beim letzten Mal in Dovington wieder ereiferte. Seine Stimme war lauter geworden, seine Gesichtszüge hatten sich verkrampft.
    »Ich arbeite so sorgfältig und die Details meiner Morde sind so gründlich recherchiert, dass ich sogar schon Besuch vom FBI erhielt! Diese Trottel waren überzeugt, dass ich etwas mit gewissen, in meinen Büchern geschilderten Morden zu tun hätte, weil sie angeblich Ähnlichkeit mit realen Fällen hatten. Ihrer Ansicht nach musste ich darin verwickelt sein, um sie so zutreffend beschreiben zu können. So viel zum Zustand unserer Polizei!«
    Franklin zitterte. Boz spielte mit dem Feuer. Furchterregend. Doch die Studenten hingen an seinen Lippen.
    »Ich hoffe für Sie, dass Sie gute Alibis parat hatten!«, scherzte Oscar Stapleton aus dem Hintergrund, um die Atmosphäre zu entspannen.
    Boz’ Stimmung besserte sich sogleich.
    »Gottseidank hatte ich welche, sonst würden wir heute nicht unsere Ansichten hier austauschen. Weiß Gott, wie das hätte enden können! Aber, junger Mann …«
    »Oscar.«
    »Oscar, ich will Ihnen sagen, dass ein Alibi letzten Endes nicht viel wert ist. In unserem Rechtssystem ist ein gefürchteter Anwalt immer wertvoller als ein bombenfestes Alibi. Ein Alibi kann man vor einem Gericht immer zerpflücken. Eine Zeugenaussage, notfalls durch Bestechung erzielt, genügt und schon ist es beim Teufel. Für eine gute Verteidigung wäre das einzige perfekte Alibi, die einzige brauchbare Rechtfertigung, dass man an dem Tag, an dem das Verbrechen begangen wird, tot ist!«
    Gelächter.
    »Sonst wird es immer jemanden geben, der einen verdächtigt. Solange Sie nicht sechs Fuß unter der Erde liegen, sind Sie nicht sicher!«
    Das Gespräch wandte sich nun leichteren Dingen zu. Franklin hatte eine Art Spiel zwischen den Studenten und Boz angeregt. Sie beschrieben ein Romanthema, das ihnen am Herzen lag, und er half ihnen, sich zu überlegen, wie sie sich daran herantasten könnten, um ihren Gegenstand einzukreisen. Den Rahmen zu beherrschen. Nichts dem Zufall zu überlassen.
    Grob gesagt, Ben O. Boz ließ seine makabre Begabung für sie spielen.
     
    Nach dem Ende des Seminars nahmen Professor, Schüler und der Gast einen gemeinsamen Imbiss im Garten um den Pavillon ein. Dort fand Oscar Stapleton schließlich die Gelegenheit, sich allein mit Boz zu unterhalten.
    »Ich würde gerne mit Ihnen sprechen«, sagte er zu ihm.
    »Bitte, Oscar. Ich höre.«
    »Die Sache ist ein bisschen speziell … Nur wenige von uns wissen Bescheid.«
    »Wissen Bescheid? Teufel noch mal! Worüber denn?«
    »Vorab möchte ich Ihnen sagen, dass ich vollkommen einer Meinung mit Ihnen bin: Ein Autor muss alles verwenden, was ihm in die Finger fällt, was er erlebt, was ihm widerfährt. Er ist das eigentliche Rohmaterial seines Werks. Die Literatur kann alles verwenden, nicht wahr?«
    »Das kann man so sagen, ja. Aber worauf willst du hinaus?«
    Oscar nickte und setzte nervös wieder an: »Sie gehören offensichtlich nicht zu den Leuten, die sich eine gute Gelegenheit entgehen lassen. Daher können Sie uns ein paar wertvolle Ratschläge geben!«
    »Ich verstehe nicht recht … Nun sag schon.«
    Oscar Stapleton vergewisserte sich, dass niemand sie hören konnte.
    »Wir sind da an einer Sache dran.«
    »Ja.«
    »Also. Wir haben im letzten Winter, im Wald … eine Leiche gefunden.«

21
    Der FBI-Wagen, in dem Patricia Melanchthon saß, umrundete den Häuserblock in Pawtucket in Rhode Island, in dem sich die Nummer 7408 des East Magdalena Drive befand. Dort lebten die Eltern von Patrick Turd. Der Leichnam Nummer 25. Der vermutliche Komplize von Boz, den man in

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