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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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oder eines der Opfer jedoch eine Verbindung zu einem weiteren Bundesstaat, dann wurde daraus ein Verbrechen auf Bundesebene und das FBI übernahm den Fall komplett. Die Schlüsselrollen wurden vertauscht und die Cops vor Ort wurden Hilfstruppen. Anders gesagt, bedeutungslos.
    Melanchthon wollte sich darüber hinwegsetzen und den Fall sofort übernehmen. Sie legte noch eins drauf, indem sie Sheridan kritisierte, weil er die Anforderung der D-MORT nicht zurückgezogen hatte, nachdem er über die vom FBI verlangte Nachrichtensperre informiert worden war.
    Sheridan wetterte lauthals und weigerte sich, unter diesen Bedingungen zu kooperieren.
    Am Ende der Versammlung blieb er alleine mit Amos Garcia im Raum zurück.
    »Kein Zweifel, in ein paar Stunden werden die Namen der vierundzwanzig bekannt sein, und sie wird mit den erforderlichen Genehmigungen wedeln, um die gesamte Untersuchung an sich zu reißen. Wir haben nur eine Gnadenfrist, Garcia.«
    Er klopfte nervös auf den Tisch.
    »Dabei bin ich überzeugt, dass diese windigen Kerle vom FBI bislang genau so schlau sind wie wir! Sie wissen nichts über das, was heute Nacht passiert ist, oder wer diese Leichen sein könnten! Nur geben sie das wie gewöhnlich nicht zu. Sie tauchen in Scharen und unter großem Getöse mit ihren gut sitzenden Anzügen auf, und alles nur deshalb, weil man höheren Orts offenbar stark beunruhigt ist.«
    »Vielleicht läuft bei denen ja gerade eine Untersuchung, die mit den Ereignissen dieser Nacht in Zusammenhang steht.«
    Garcia sagte das sehr ruhig. Er fürchtete die Wutausbrüche seines Chefs.
    »Das ist ein bisschen lächerlich als Vorwand, oder?«, empörte sich Sheridan prompt. »Warum sollten sie uns das verschweigen? Aber anscheinend ist die Nachrichtensperre nicht für die Presse, sie ist für uns bestimmt! Glaub mir, Amos, sie haben nicht die geringste Ahnung, was dahintersteckt. Und genau das bringt diese Bundesheinis zum Ausflippen! Vor allem, wenn es solche Dimensionen annimmt. Also werfen sie Nebelkerzen und sagen kein Wort.«
    »Was machen wir nun?«
    Sheridan zuckte die Schulter.
    »Sie werden sich bald alles unter den Nagel reißen, die Leichen, die Berichte, die Probenbehälter! Bis die offiziellen Papiere abgestempelt sind, wird uns Patricia durch die Gegend hetzen: Die Straßenüberwachungskameras überprüfen, den Tatort abschirmen, Dementis für die Presse herausgeben, die Bevölkerung beruhigen … die üblichen Nichtigkeiten.«
    Garcia schüttelte den Kopf.
    »Es gibt eine vom Gouverneur gegengezeichnete Nachrichtensperre. Wenn wir uns darüber hinwegsetzen, dann könnte das als Behinderung einer bundespolizeilichen Ermittlung angesehen werden, und das ist für Cops wie uns ein Vergehen.«
    Sheridan hatte bereits daran gedacht.
    »Aus genau diesem Grund gehen wir ganz diskret vor, solange wir noch den Daumen auf den Teilen des Puzzles haben, und sei es nur für wenige Stunden!«
     
    Am Nachmittag waren die Blicke aller an diesem Fall Beteiligten auf das Fax von Doktor Basile King aus der Leichenhalle gerichtet. Doch das Justizministerium hatte keine einzige Identifizierung auf der Basis der DNA-Proben geliefert.
    Gegen 20 Uhr abends konnte Sheridan endlich nach Hause fahre. Er wohnte in einem luxuriösen Haus an der Auburn Street, einem exklusiven Viertel im Osten von Concord, am Hang eines Hügels, der die Stadt und den Merrimack dominierte. Neben der Fahrbahn hatte sich auf dem Rasen vor dem Haus eine ordentliche Menge Schnee angesammelt. Die Straße entlang ragte kein Mülleimer und kein Ast mehr daraus hervor.
    Die Schneefälle hatten wieder eingesetzt und der Polizist kam völlig durchfroren zu Hause an. Er nahm eine lange heiße Dusche. Er war froh, endlich wieder bei seiner Familie zu sein. In dem großen Wohnzimmer traf er auf seine Frau und ihre fünf Kinder.
    Es war abgemacht, dass Sheridan in der Familie nie über seine Ermittlungen sprach. Seine Frau wurde aus allem herausgehalten.
    Ohne seinen Fall zu erwähnen, schaltete Sheridan im Fernsehapparat im Wohnzimmer die Lokalnachrichten ein. Er wusste, dass die Medien in den Köpfen der Leute allmächtig waren. Wenn etwas Ungewöhnliches in ihrem Leben oder in der Nachbarschaft vorfiel oder sie ein Gerücht hörten, dann galt der erste Telefonanruf wohl der Polizei, der zweite allerdings mit Sicherheit unverzüglich dem Fernsehen oder dem Radio, vor allem, wenn es sich um das Verschwinden einer Person handelte. Eine Oma, die nicht nach Hause kam, konnte sicher

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