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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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dem FBI? Und das seit September, also lange vor der Entdeckung des Massakers an den vierundzwanzig?
    »Special Agent Melanchthon beschäftigt sich im FBI ausschließlich mit dem Fall Ben O. Boz. Die Tatsache, dass dieses Paket an sie persönlich adressiert war, identifizierte den Absender ohne jeden Zweifel. Boz kennt sie. Ihr persönlich hat er etwas angekündigt. Allerdings hat sie diese Führungsposition erst seit zwei Jahren inne. Vier Vorgesetzte sind ihr auf dem Posten vorausgegangen. Nach allgemeiner Ansicht trickst Boz die Fallen und die Überwachung durch die Bundesagenten so perfekt aus, dass sich immer mehr der Verdacht aufdrängt, er könnte von einem Maulwurf im Innern der Behörde oder in einer ihrer Außenstellen profitieren.«
    »Ein Spion? Ein Komplize?«
    »Ja. Melanchthon und ihr Team wurden im Übrigen ausgewählt, weil sie keinerlei Verbindung zu Boz oder zu früher mit dem Fall befassten Agenten haben. Sie mussten unbestechlich sein, durften mit den bisherigen Operationen nicht vertraut sein und einzig und allein der Weisung von Ike Granwood unterstehen. Jeder Kontakt mit dem Rest der Hierarchie ist untersagt. Und trotzdem! Boz’ erste Kontaktaufnahme in zehn Jahren landet direkt auf dem Schreibtisch von Melanchthon! Seitdem greift die paranoide Angst vor dem Maulwurf, so absurd sie auch sein mag, nur noch schlimmer um sich.
    Die zweite Kontaktaufnahme des Mörders fand zwei Tage nach der Entdeckung der Leichen auf der Baustelle in New Hampshire statt. Melanchthon hatte sofort nach der Entdeckung der Leichen begriffen, dass es sich um die Opfer auf den Videokassetten handelte. Sie musste die Ermittlungen so schnell wie möglich an sich ziehen. Die externen Zuständigkeiten mussten ausgeschaltet werden, jedes Risiko eines Durchsickerns von Informationen im Keim erstickt werden. Ihre erste Entscheidung war, das Büro des Staatsanwalts kaltzustellen und dem Justizministerium eine Identifizierung der von Doktor Basile King eingesandten DNA-Proben der Leichen zu untersagen. Es war überflüssig, dass die Staatspolizei wusste, wer sie waren.«
    »Aber Sie haben mir doch erzählt, dass anfangs noch Faxe mit Identitätsfeststellungen in der Leichenhalle eingingen?«
    »In der Tat. Aber inzwischen habe ich aus den Akten des FBI erfahren, dass der Mörder sie geschickt hat!«
    »Boz?«
    »Ja. Er hat ein kostenloses Mailsystem im Internet benutzt. Mit zeitversetzter Absendung. Man tippt einen Text, speichert ihn auf der Website und lässt ihn zum gewünschten Datum und zur gewünschten Stunde abschicken. Wochen im Voraus, wenn es sein muss. Unmöglich zurückzuverfolgen.«
    »Unglaublich«, murmelte Franklin.
    »Der Mörder wollte also, dass sein Massaker publik wurde. Er hat das Blockademanöver des FBI durchschaut. Oder sogar vorausgesehen. Er war der Einzige, der auf diese Weise mit dem gerichtsmedizinischen Institut von Basile King kommunizieren konnte.«
    »Amy Austen, Doug Wilmer und Lily Bonham waren die ersten Namen, die uns als Köder vorgesetzt wurden«, erinnerte Sheridan. »Beim FBI brach Panik aus. Melanchthon tat alles in ihrer Macht Stehende, um die Absichten des Verbrechers zu durchkreuzen. Selbst wenn sie dafür den Polizeibehörden die Existenz der Leichen verheimlichen, den Familien ihre Entdeckung verschweigen und die Telefonverbindung der Leichenhalle des Krankenhauses kappen musste. Selbst wenn sie dafür die sterblichen Überreste in einer Militärleichenhalle verstecken und ein halbes Dutzend grundlegender Verfassungsrechte mit Füßen treten musste.«
    Melanchthon kannte nur ein einziges Ziel: Sie wollte Boz zu einem Fehler verleiten, einen Irrtum provozieren, Verwirrung in seiner Methodik stiften. Frank kannte das. Unter rein filmischem Aspekt war das die klassische Methode, die gegen alle Serienkiller eingesetzt wurde. Ein Nervenkrieg. Und sie hatte sich bewährt. Nur dass die Methode in diesem Fall ein äußerst fragwürdiges Niveau erreicht hatte.
    Aber das noch nie Dagewesene an Boz’ Verhalten hatte das FBI schockiert und zu diesen extremen Maßnahmen veranlasst. Der Mörder wechselte seinen modus operandi. Sie waren davon überzeugt, dass sie ihn aufgrund eines seiner jüngsten Fehler zu fassen bekämen.
    »Warum haben sie uns nichts über diese Kontakte erzählt?«, fragte Franklin.
    »Vielleicht um uns keine Angst einzujagen. Aber wer weiß, ob es nicht noch andere geheime Informationen gibt, die nicht in den Papieren stehen, die ich bekommen habe? Vielleicht hat er noch

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