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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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jemand nur wenige Stunden vor dem Massaker gekidnappt wurde … Dieser Mann kann ein Komplize sein, der an dem Abend umgefallen ist und den er dann nach einer Verfolgungsjagd durch den Wald getötet hat.«
    Ein langes Schweigen senkte sich herab. Alles im Raum wurde so starr und kalt wie der hingestreckte Körper und das verhärtete Geschlechtsteil.
    »Ein Komplize …«, murmelte Sheridan.
    »Wissen Sie, wer er ist?«, fragte Sheridan.
    Doktor Mildred warf einen Blick auf sein Karteiblatt.
    »Patrick Turd. Geboren am 25. August in Providence in Rhode Island. Er war Buchhandelsvertreter für das Vertriebsnetz von Barfink & Reznik.«
    Patricia sagte: »Buchhandelsvertreter … Das könnte sehr gut zum Romanschriftsteller passen.«
    »Patrick Turd trug Stiefel«, fügte der Gerichtsmediziner hinzu. »Wir haben an seinen Sohlen Spuren von Sand aus der Baugrube des Pfeilers gefunden. Aber nicht nur Sand. Unter der Naht befanden sich auch winzige Partikel eines Zementbodens.«
    Er hob ein Foto hoch, auf dem der Kontrollraum des Kraftwerks von Tuftonboro mit den Bildschirmen und Tonbandgeräten zu sehen war.
    »Sie stammen aus diesem Raum. Der Boden ist nicht ganz der gleiche wie der in den Zellen der Gefangenen. Patrick Turd hatte eindeutig Zugang zum Kontrollposten.«
    Patricia wandte sich an die zwei Männer.
    »Das ordnet ihn definitiv unter die Komplizen ein. Das Einzige, was nicht dazu passt, ist die Tatsache, dass seine Leiche hätte verschwinden müssen, falls sich dieser Typ wirklich als der herausstellt, für den wir ihn halten! Niemals hätte Boz den Fehler begangen, ihn zurückzulassen. Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich. Und dann diese Schlagspuren!«
    Die Frau fuhr mit der Hand über den Körper.
    »Patrick Turd wurde von jemandem getötet, der völlig ausgerastet ist. Diese ziellose Mordlust, diese Energieverschwendung für nichts, das ist ziemlich unerklärlich. Turd kann wirklich ein Komplize gewesen sein, der vor der Ungeheuerlichkeit des Massakers fliehen wollte … aber sein Tod passt nicht ins Bild.«
    Sie wandte sich an Sheridan und Frank.
    »Wie auch immer, wenn es gelänge, eine Verbindung, und sei sie noch so klein, zwischen diesem Leichnam und ihm herzustellen, dann würde das beweisen, dass er in den Fall verwickelt ist. Ich hätte dann endlich etwas in der Hand, um Ben O. Boz anzuklagen. Einen Hebel. Den ersten in zwölf Jahren!«
    »Und diese Verbindung zwischen Boz und ihm haben Sie seit drei Monaten nicht entdeckt?«
    Die Frau verneinte.
    »Turd arbeitete im Verlagswesen. Zunächst schien die Sache einfach. Aber es war nichts zu finden. Keine gemeinsame Besprechung, kein Foto, keine Begegnung auf einer Lesereise oder bei einem Vortrag … Nichts, das uns erlaubt zu sagen, dass sie sich kannten.«
    »Und Turds Familie?«, fragte Franklin.
    »Sie sagt nichts. Das ist das Hauptproblem. Im Augenblick ist ihr Sohn nur verschwunden. Sie sind überzeugt, dass er nach Kalifornien umgezogen ist und ihnen nichts sagen will.«
    »Sie wissen nicht, dass ihr Kind tot ist?«
    »Genau.«
    Ein langes Schweigen trat ein.
    »Wie viele Leichen haben Sie hier?«, fragte Sheridan.
    »Siebzehn«, antwortete Mildred.
    »Wo sind die anderen?«
    Melanchthon erklärte ihnen, dass vor drei Wochen mit der Freigabe der Leichen begonnen worden war. Die FBI-Spitze wollte diese Sondermaßnahme nicht mehr länger decken. Befehl von Ike Granwood: Die Leichen vom 3. Februar wurden nach und nach an ihre Familien übergeben, aber jedes Mal mit einem speziellen Verschleierungsszenario ausgestattet, das die Todesumstände von der Baustelle in New Hampshire wegverlagerte und die geheime Zurückhaltung der Leichen durch das FBI vertuschte.
    Franklin näherte sich dem Leichnam.
    »Setzen Sie Turd auf die Liste derer, die als Nächste freigegeben werden. Quetschen Sie seine Angehörigen aus. Was macht es schon, wenn dabei nichts herauskommt. Ich garantiere Ihnen, dass mir dieser Kerl nutzen wird!«
    »Und dass Sie damit Boz in die Enge treiben?«, fragte Melanchthon.
    Frank zuckte mit den Schultern.
    »Warum nicht? Wir werden die Rollen tauschen. Schließlich kennen wir seine Spielregeln. Drehen wir den Spieß um! Es ist möglich, dass Sie auf dem Holzweg sind, wenn Sie versuchen, Boz einen Köder hinzuhalten, sei es Sheridan oder mich. Sie haben es zuallererst einmal mit einem Romanschriftsteller zu tun, erst in zweiter Linie mit einem Mörder. Er sucht nicht nach Opfern wie ein Psychopath, er sucht nach Themen! Was ihm fehlt,

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