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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Computermonitoren im Bereitschaftsmodus und zwei leeren Betten. Kein einziger Stuhl zum Hinsetzen.
    Der Türspalt zum Labor wurde breiter und ein Mann in einem Kittel mit einem fahrbaren Bett und einem Körper, der mit einem blauen Tuch bedeckt war, platzte herein, gefolgt von einem Gerichtsmediziner.
    Alle traten näher. Melanchthon schlug das Laken zurück, um die Leiche in Augenschein zu nehmen. Sie war nackt. Das gefrorene Geschlechtsteil des jungen Mannes hatte eine seltsame Wirkung auf Franklin und Sheridan, doch die Agentin zeigte nicht das geringste Interesse dafür. Sie blickte mit gerunzelten Brauen auf den Gerichtsmediziner.
    »Erklären Sie es ihnen.«
    »Also«, setzte Doktor Mildred an. »Dieser junge Mann ist das fünfundzwanzigste Opfer, das in New Hampshire gefunden wurde.«
    Sheridan riss die Augen auf.
    »Was? Noch eine Leiche?«
    »Er wurde sechs Tage nach der Entdeckung der vierundzwanzig auf der Baustelle im Wald von Farthview Woods von unseren Agenten aufgefunden«, erklärte der Arzt.
    »Auf dem Gelände Ihrer eigenen Universität!«, fügte Melanchthon an Franklin gewandt hinzu.
    Der Polizist und der Professor lauschten gebannt. Nie zuvor hatten sie irgendetwas von diesem zusätzlichen Leichnam gehört.
    »Die Staatspolizei und die Behörden wurden überhaupt nicht informiert«, fuhr Patricia fort. »Tatsächlich weiß kein Mensch außer unserem FBI-Team von der Existenz dieser letzten Leiche.«
    Sie gab dem Arzt ein Zeichen, der daraufhin seine Ausführungen wieder aufnahm.
    »Damals sind wir zuerst davon ausgegangen, dass der Junge das letzte Opfer war. Es sah so aus, als sei er bei der Inszenierung des Massakers entkommen. Spuren im Wald wie Schuhabdrücke und ein wenig Blut belegen, dass er mehr als eine Stunde lang verfolgt wurde, bevor er getötet wurde. Neun Kilometer östlich der Baustelle an der Autobahn 393 war seine Flucht zu Ende.«
    Sheridan musterte den haarlosen Oberkörper des Leichnams.
    »Aber keine Kugel in der linken Herzkammer«, stellte er fest.
    »Nein, in der Tat. Der junge Mann wurde mit einer Schlinge erwürgt, aber das genügte noch nicht, um ihn umzubringen, bestenfalls um ihn bewusstlos zu machen. Sein Angreifer schlug anschließend lange mit einem dicken, abgestorbenen Ast auf ihn ein. Er hat ihn regelrecht zu Tode geprügelt.«
    Das erstarrte Gesicht des jungen Mannes war mit blauen Flecken übersät.
    »Vielleicht die Wut nach der Verfolgungsjagd«, schlug Melanchthon vor. »Die Nacht, der Schnee, die Bäume, es war sicher nicht einfach, ihn unter solchen Bedingungen einzuholen und ihn auszuschalten. Der Mörder hat sich für die Zeit und Kraft gerächt, die ihn das gekostet hat.«
    Der Arzt nickte nachdrücklich.
    »Die Szene kann sich sehr gut so abgespielt haben. Angesichts dieser Spurenlage hielten wir an der Theorie fest, dass es sich um das letzte Opfer der Gruppe handelte. Und trotz unserer Nachforschungen gab es auch tatsächlich keine weiteren.«
    Er ließ einen Moment des Schweigens verstreichen und drehte das Blatt Papier auf seinem Holzbrett um. Dann sagte er: »Aber dann tauchten Punkte auf, die nicht zusammenpassten. Zunächst einmal trug dieser junge Mann keine neuen, billigen Kleidungsstücke wie seine Leidensgefährten. Er war mit einer teuren Lederjacke, einer Markenjeans und reichlich abgelaufenen Lederstiefeln bekleidet. Keine Personalpapiere natürlich, wie bei den anderen. Zweitens stellten wir fest, dass die Nahrungsproben aus seinem Verdauungstrakt nicht mit den vorherigen Ergebnissen übereinstimmten, insbesondere nicht mit denen, die der leitende Gerichtsmediziner von Concord, Basile King, unverzüglich entnommen hatte, bevor die vierundzwanzig Leichen uns übergeben wurden.«
    Sheridan und Franklin hatten nicht vergessen, dass die auf der Baustelle gefundenen Leichen allesamt das gleiche Profil bezüglich der verdauten oder noch im Magenbeutel befindlichen Nahrungsmittel aufwiesen. Sie litten an den gleichen Nahrungsmängeln.
    »Aber er …«, setzte der Gerichtsmediziner an und zeigte auf den nackten Leichnam, »… überhaupt nicht. Seine Ernährung war ausgeglichener und abwechslungsreicher. Nur seine letzte Mahlzeit war offensichtlich identisch mit der der anderen Opfer. Das ist der einzige Punkt, der ihn offensichtlich mit den anderen verbindet.«
    Melanchthon betrachtete ihre beiden Gäste.
    »Es sieht so aus, als hätten wir es nicht mehr mit einem Opfer zu tun … sondern mit einem Komplizen . Es ist schwer vorstellbar, dass

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