Kein Entrinnen
Franklin wie gewöhnlich am folgenden Samstag zu ihm fahren.
Der Schriftsteller kam nach Hause. Er ging jeden Nachmittag den Kiesweg entlang, der sein Haus vom großen Portal und dem Briefkasten trennte. Wenn es nicht regnete, war das sein Spaziergang und der seiner Rottweiler.
Als er in seinem Arbeitszimmer zurück war, hörte er Franklins Nachricht ab. Er legte die Tagespost auf dem Schreibtisch ab und suchte dann in einer Schublade nach einem Heft. Er blätterte in den mit Notizen gefüllten Seiten, bis er schließlich auf eine zwei Seiten lange Liste stieß. Mehr als dreißig Namen mit Anschriften und Telefon-, Fax- und Piepsernummern sowie E-Mail-Adressen. Dazu persönliche Anmerkungen und Kommentare aus der Hand von Boz.
Der Bürgermeister von Concord
Der Sheriff von Deerfield
Die Bauleiter der Autobahnbaustelle
Patrouillen der angrenzenden Bezirke
Milton Rock
Steven Amstel
Toubiana und Larsen
Melanchthon
O’Rourke und Colby
Captain Harvex
Joseph Atchue
Doyen Mud
Stu Sheridan
Amos Garcia
Doktor Bitter
Basile King
Michael McEntire
Eva Pascuito
Referent Andrew Drewberry
Scott Lavender
Ben O. Boz bewaffnete sich mit einem Bleistift und fügte mit dem Lineal eine weitere Zeile unten an der Liste an. Dann ließ er sich in seinen Sessel zurücksinken und dachte nach. Er betrachtete seine Hunde, seine Schreibmaschinensammlerstücke, zündete sich eine Zigarette an und rollte den Filter zwischen den Fingern hin und her. Er stellte fest, dass der Stift dem Professor gehörte. Er hatte ihn wohl bei seinem letzten Besuch vergessen.
Er richtete sich wieder auf und schrieb Frank Franklins Namen in seine Liste. Mit allen Telefonnummern und Mail-Adressen, die er von ihm kannte.
Zufrieden verließ er sein Arbeitszimmer und ging in die Küche, um sich eine Flasche eisgekühlten Champagner und eine Dose Kaviar zu öffnen. Während er beides bei Tisch genoss, war er mit den Gedanken woanders, aber glücklich. Im Raum hallte die erste Courante der Englischen Suite Nr. 1 von Bach wider.
Dann löschte er die Lichter, zog einen Mantel an und verließ das Haus.
Wieder einmal schlug Boz dem FBI, das sein Anwesen bewachte, ein Schnippchen und verließ Dovington unbemerkt.
19
Franklin war zu Hause in Durrisdeer und wartete mit Stu Sheridan auf den Romancier. Boz hatte seine Einladung, zwei Tage in der Universität zu verbringen, angenommen. Er hatte sein Kommen für diesen Morgen angekündigt. Doch nun war es beinahe Nacht. Und noch immer war kein Boz weit und breit zu sehen.
»Vielleicht hat er sich verirrt«, wiederholte Sheridan zum x-ten Mal. »Im Übrigen haben wir keine Ahnung, wie er reist. Er hat kein Auto und keinen Führerschein … Er wird nicht mehr kommen.«
Er erhob sich, um zu gehen.
»Wir versuchen es ein andermal wieder. Später. Fassen wir uns in Geduld. Er wird es vor uns leid sein.«
Er machte Anstalten, Franklin zu verlassen, als das Telefon läutete. Der Colonel erstarrte. Nachdem Frank auf dem Display die Telefonnummer gelesen hatte, bedeutete er ihm, dass es sich um einen internen Anruf handelte.
»Hier spricht Norris Higgins, Professor«, schallte es aus dem Hörer. »Ihr Besucher ist eingetroffen.«
Frank Franklin begrüßte Ben O. Boz vor dem Schloss von Durrisdeer.
Norris hatte ihn in seinem Pick-up am Südportal der Domäne abgeholt. Boz war alleine, mit einem winzigen Koffer, erschienen. Kein Auto, kein Taxi, kein Bus, nichts. Norris war nicht wenig erschrocken, als er bei Sonnenuntergang, in der Dämmerung, diese unbewegliche riesenhafte Gestalt hinter dem Gitter erblickte.
»Es ist mir sehr peinlich, dass ich mich so verspätet habe«, sagte der Schriftsteller. »Ich wurde aufgehalten.«
»Das macht nichts«, antwortete Franklin. »Willkommen an unserer Universität und vielen Dank, dass Sie die Einladung angenommen haben.«
Boz hatte nach wie vor den Händedruck eines Kosaken. Franklin überlief ein Schauer. War er wirklich sicher, dass seine Falle funktionieren konnte? Schließlich ließ er die Bestie nun auf seine Studenten los.
Higgins wünschte ihnen Guten Abend und machte sich auf den Heimweg. Boz blieb auf dem Vorplatz stehen, um die Fassade des Schlosses zu mustern. Um diese Zeit war kein einziges Fenster erhellt. Einzig die Laternen, die den Platz umsäumten, spendeten Licht.
»Das ist ein recht eigenwilliger Baustil«, urteilte er schließlich.
»Warten Sie, bis Sie mehr über die Persönlichkeit von Ian E. Iacobs, dem Begründer der
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