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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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eine ihrer Angestellten beschuldigen würde.
    Er hatte vergessen, ihr eine Kleinigkeit mitzubringen, um sich bei ihr zu entschuldigen. Der Kerzenladen wäre der richtige Ort gewesen, um etwas für sie zu besorgen! Einen kleinen Dackel aus Porzellan zum Beispiel. Nein, dachte er gleich darauf, das geht gar nicht. Ich muss morgen noch mal in den Supermarkt, vielleicht haben sie hier eine besondere Schokolade, oder auch Pralinen, das ist angemessener. Ich darf auf keinen Fall wieder vergessen, mich darum zu kümmern.
    Er setzte sich aufs Bett und rief Lisas Nummer im Display auf. Das Netz war ausreichend, der Akku noch fast voll. Lisa nahm schon nach dem zweiten Klingelzeichen ab. Tabori redete ohne Pause, am Schluss kam er noch mal auf den Dackel zu sprechen: »Ich nehme an, dass Frederik eine Spur aufgenommen hat, vom Parkplatz in den Bunker, da war ja Blut an den Zementbrocken, und wenn sie die Leiche zum Auto transportiert haben, muss es eine Spur gegeben haben. Wahrscheinlich ist der Fuchs der gleichen Spur gefolgt …«
    »Lass mich noch mal die einzelnen Punkte wiederholen«, unterbrach ihn Lisa, »damit ich es kapiere. Du hast die Anwärterin im Hotel gesehen, sie hat dir einen Brief unter der Tür durchgeschoben, dann ist sie abgereist.«
    »Sie hat sich einen Pullover in der Mohair-Farm gekauft …«
    »Dann ist sie zur Klippe gefahren, wo sie sich mit Damaschke getroffen hat. Oder wohin er ihr gefolgt war, jedenfalls hat der Junge aus dem Mohair-Laden sie zusammen gesehen.«
    »Das war womöglich der erste Fehler«, hakte Tabori ein. »Damit war für Damaschke klar, dass es Zeugen gab, und zwar gleich einen ganzen Trupp von Soldaten, von denen irgendeiner sich an ihn erinnern würde.«
    »Gut. Also was immer dann passiert ist, entweder er hat sie umgebracht oder …«
    »Sie waren jedenfalls zusammen im Bunker, wo sie ihren Kugelschreiber verloren hat, vielleicht bei einem Kampf.«
    »Der Bunker wäre kein schlechtes Versteck für eine Leiche gewesen, aber das hatte sich erledigt, weil es Zeugen gab, die Damaschke am Tatort gesehen hatten.«
    »Also ruft er in seiner Panik Respekt an, die einzige Person, von der er glaubt, dass sie ihm helfen kann. Wir müssen unbedingt an sein Handy kommen, um die Anruferliste zu überprüfen.«
    »Gehen wir mal davon aus, dass es so war«, redete Lisa weiter, »dann ist Respekt also noch in der Nacht wie eine gesengte Sau nach Dänemark gefahren, um die Sache in Ordnung zu bringen. Nur dass er dabei von der Polizei angehalten wird. Und damit war das Risiko zu groß, dass die dänische Polizei eine Verbindung zu ihm herstellen würde, wenn plötzlich die Leiche einer deutschen Polizeianwärterin exakt in der Gegend auftauchen würde, in der er selber zum gleichen Zeitpunkt gewesen war.«
    »Das heißt, es durfte keine Leiche geben«, fasste Tabori zusammen. »Sie mussten sie möglichst weit wegschaffen und hatten nur noch die Idee, das Ganze wie einen Selbstmordaussehen zu lassen. Aber da sind zu viele Punkte, die nicht passen. Es musste doch klar sein, dass auch ein Selbstmord Fragen aufwerfen würde. Und diese Fragen würden zwangsläufig einen Zusammenhang zu ihrer Ausbildung bei den Hundeführern ergeben. Womit auch Respekt wieder in die Schusslinie kommen musste! Denk an die Missbrauchsvorwürfe, die ja im Raum standen …«
    »Er ist schon mal davongekommen, ohne dass die Anschuldigungen irgendwelche Konsequenzen ergeben hätten! Und wir wissen nicht, inwieweit er sich vielleicht sicher war, dass ihm nichts passieren würde, vielleicht hatte er irgendwelche Beziehungen nach oben, die ihn schützten.«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, stimmte Tabori zu. »Aber das müssten wir rauskriegen können. Bleibt der Nissan, den sie in Dänemark zurückgelassen haben. Wieso? Der Wagen würde zumindest darauf hindeuten, dass die Anwärterin vor ihrem angeblichen Selbstmord in Dänemark gewesen war. Auch das würde Fragen aufwerfen …«
    »Sie waren in Panik, vergiss das nicht, sie haben nur noch reagiert, sie mussten handeln, es musste schnell gehen. Es wäre noch idiotischer gewesen, das Motorrad zurückzulassen.«
    »Bleibt die Frage nach dem Motiv«, sagte Tabori. »Warum? Warum sollte Damaschke die Anwärterin umgebracht haben? Warum hier oben?«
    »Er hat gewusst, dass sie reden wollte. Oder sie hatten zumindest Sorge, dass sie es tun würde. Wahrscheinlich hatte sie ja auch anonym die Zeitung informiert, sie müssen gewusst haben, dass die Information von ihr kam. Also

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