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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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haben sie sie beobachtet. Und dann ist Damaschke ihr gefolgt. Als er sie auf der Hotelterrasse gesehen hat, auf der auch duwarst, hat er eins und eins zusammengezählt und ist ausgeflippt.«
    »Aber wieso sollte er mich kennen? Ich habe nie etwas mit ihm zu tun gehabt. Ich kannte ihn ja auch nicht.«
    »Du kanntest auch die Anwärterin nicht, trotzdem hat sie dir geschrieben und wollte deine Hilfe. Ich habe da übrigens auch noch mal drüber nachgedacht. Auch wenn sie dich wahrscheinlich nie persönlich getroffen hat, aber dein Bild war ein paar Mal in der Zeitung, als du den Fall mit dem geklauten Auto des Oberbürgermeisters und der Leiche im Kofferraum damals hattest, und es ging dabei vor allem um deine unorthodoxen Ermittlungsmethoden, weißt du noch? Die BILD hat dich sogar den ›Schimanski von Hannover‹ genannt, ich kann mir gut vorstellen, dass die Anwärterin daraufhin gedacht hat, du bist so was wie ein Held, eben kein normaler Bulle, und deshalb …«
    Tabori holte tief Luft.
    »Kann sein, aber wieso ist Damaschke jetzt entführt worden? Von wem?«
    »Komm zurück«, sagte Lisa. »Da oben hast du nichts mehr verloren. Wenn wir eine Lösung finden wollen, geht das nur von hier aus.«
    »Ich wollte mich heute eigentlich noch betrinken«, sagte Tabori, »aber alleine macht das ohnehin keinen Spaß.« Er blickte auf seine Uhr. »Wenn ich jetzt losfahre, könnte ich im Morgengrauen zu Hause sein.«
    »Fahr vorsichtig«, sagte Lisa nur. »Ich freu mich!«
    Es dauerte einen Moment, bis Tabori Elsbet aufgetrieben hatte. Sie wollte kein Geld von ihm für das »slechte Zimmer«, aber sie bat ihn, nicht wieder unangemeldet zu kommen.Tabori versuchte noch, sich für sein Benehmen zu entschuldigen, trotzdem war er sich fast sicher, dass das Hotel beim nächsten Mal ausgebucht sein würde.
    Der Himmel war noch hell. Über dem Horizont lag ein grüngelber Streifen, der sich im Meer widerspiegelte. Das Zirpen der Grillen kam Tabori schriller vor als sonst.
    Als er den Nordostsee-Kanal passiert hatte, fing es an zu nieseln. Hinter dem Elbtunnel wurde der Regen stärker, monoton quietschten die Wischerblätter über die Windschutzscheibe. Tabori hielt noch zweimal an, auf einem Parkplatz, um zu pinkeln, und dann an der Raststätte Allertal, um sich ein Päckchen Zigaretten zu kaufen. Dass er seit dem Abend zuvor nicht mehr geraucht hatte, empfand er als persönliche Leistung, die ihm aber gleichzeitig vollkommen sinnlos erschien. Auf dem kurzen Stück bis Hannover schaffte er drei Zigaretten, die vierte steckte er sich an, als er in der Morgendämmerung mit steifem Rücken aus dem Auto stieg.
    Der Lieferwagen stand nicht in der Einfahrt. Quer über den Fußweg war ein dunkelgrüner Mercedes aus den Sechziger Jahren mit Berliner Kennzeichen geparkt, die rechte Heckleuchte war mit Paketband geflickt, ansonsten schien der Wagen liebevoll gepflegt zu sein. Tabori kannte niemanden aus Berlin mit einem alten Mercedes.
    Die Hunde im Zwinger winselten. Als Tabori die Haustür aufschloss, sprangen Rinty und Beago an ihm hoch und rannten dann vor ihm her in die Küche, wo sie schweifwedelnd und mit vor Freude trappelnden Vorderpfoten darauf warteten, dass er ihnen ein Leckerli geben würde.
    Der Zettel auf dem Küchentisch beantwortete zwar Taboris unausgesprochene Frage, irritierte ihn aber dennoch: »Ichbin mit einem Freund unterwegs. Mach dir keine Sorgen. Morgen beim Frühstück erzähle ich dir alles. Küsse. Lisa.«
    Lisa hatte keine Freunde, mit denen sie nachts um die Häuser zog, und Lisa ging auch selten irgendwohin, ohne Rinty und Beago mitzunehmen. Auf dem Tisch standen zwei Teller mit Essensresten sowie eine Flasche Wein, die bis auf einen fingerbreiten Rest geleert war, den Tabori jetzt trank. Der Wein war zu süß. Und es war auch nicht Lisas Art, schmutziges Geschirr auf dem Tisch zurückzulassen.
    Tabori füllte den Wassernapf für die Hunde auf und stieg die Treppe ins obere Stockwerk hinauf. Rinty und Beago folgten ihm auf dem Fuß, auf dem Treppenabsatz musste Beago niesen. Tabori zog die Luft in die Nase, der Geruch, den er die ganze Zeit schon unbewusst wahrgenommen hatte, war jetzt unverkennbar.
    Irgendjemand hatte bei ihnen im Haus Gras geraucht. Im gleichen Moment entdeckte er die runtergetretenen Chucks vor der Tür zum Gästezimmer, sie hatten also Übernachtungsbesuch, und die Turnschuhe zusammen mit dem Dopegeruch ließen keinen Zweifel daran, wer der Gast war.
    Die Hunde blickten Tabori erwartungsvoll

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