Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
Vom Netzwerk:
mir die Stirn angeschlagen haben, ich blute. – Hast du irgendeine Ahnung, wer …?«
    Tabori ließ die Frage offen, das Reden fiel ihm schwer.
    Aber Lepcke hatte ihn auch so verstanden.
    »Halt dich fest, du wirst es nicht glauben. Ich hab sie beide gesehen, als ich zu mir gekommen bin. Ganz kurz nur, dann hab ich mich lieber wieder bewusstlos gestellt. Aber es gibt keinen Zweifel, wer uns erwischt hat. Willst du raten?«
    »Der Polo vor der Tür, das war nicht Sommerfelds Auto. Und auf der Rückbank stand eine Reisebox für eine Katze, ich hab nur nicht reagiert. Aber ich weiß jetzt wieder, wo ich so eine Box vor kurzem schon mal gesehen habe. Als ich in dem Zimmer von den beiden Anwärterinnen war, da gab es so eine Box mit der Katze von Anna Koschinski! Mann, ich hätte es gleich kapieren müssen, aber ich verstehe es nicht, wieso … Wo sind sie jetzt, weißt du das?«
    »Draußen, nehme ich an. Vielleicht suchen sie unser Auto, um es von der Straße wegzuholen, was weiß ich. Die Schlüssel werden sie jedenfalls gefunden haben, ich schätze mal, sie haben sie dir aus der Tasche genommen …«
    »Was haben sie jetzt vor, was glaubst du?«
    »Schwer zu sagen. Sie haben jedenfalls nicht mit uns gerechnet, das ist klar. Was auch immer sie für einen Plan hatten, wir sind ihnen mitten reingeplatzt. Jetzt müssen sie improvisieren. Falls sie überhaupt jemals einen Plan hatten.«
    »Und Sommerfeld? Was haben sie mit ihm gemacht? Oder war er gar nicht hier? Er muss Damaschke getroffen haben, so viel ist sicher. Aber was ist dann passiert?« Tabori pustete Damaschke seinen Atem ins Gesicht. »Damaschke! Komm zu dir, Mann! He!«
    Damaschke öffnete die Augen. Er starrte Tabori an und schien sich verzweifelt zu bemühen, ihn irgendwo einzuordnen.
    »Tabori«, sagte Tabori. »Gib dir keine Mühe, wir sind uns nie begegnet, aber ich bin ein Kollege.« Er versuchte, seine Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen, obwohl er nicht das Gefühl hatte, zu Damaschke durchzudringen. »Weißt du, wo wir sind? Oder was passiert ist? – Du hast deine eigene Entführung vorgetäuscht, warum auch immer, aber du konntest deinen Hund nicht alleine lassen, ihr seid ein Team, du und dein Hund, ihr gehört zusammen, das ist dir so richtig erst klar geworden, als du ihn da im Zwinger zurückgelassen hattest, deshalb …«
    »Quatsch«, unterbrach Damaschke ihn unerwartet, »ich musste ihn im Zwinger lassen, sonst hättet ihr mir die Entführung nie abgenommen! Aber ich hatte von Anfang an vor, ihn da rauszuholen.«
    Er klang aufrichtig empört, als hätte Tabori ihm etwas Unerhörtes unterstellt. Er redet, dachte Tabori, ich hab ihn an einem empfindlichen Punkt erwischt, weiter …
    »Wie hieß dein Hund überhaupt, das weiß ich gar nicht.«
    »Henry.«
    »Henry gefällt mir. Hast du ihn selber ausgebildet?«
    »Natürlich.«
    Damaschkes Augen waren jetzt weit aufgerissen, er schien gerade durch Tabori hindurchzustarren. Er entgleitet mir wieder, dachte Tabori. Ich muss ihn zurückholen!
    »Natürlich, klar. Du hast Henry also aus dem Zwinger geholt, dir irgendwo ein Auto besorgt, nein, falsch, nicht irgendwo, sondern bei einer Putzfirma, einer Firma für Gebäudereinigungen …
    »Mister Clean. Sie haben einen Vertrag mit der Ausbildungsstätte, das war die einzige Möglichkeit, auf das Gelände zu kommen, ohne dass es irgendjemandem auffällt. Es war ganz einfach. Die Wache hat nur die Aufschrift auf dem Wagen gesehen und mich durchgewunken. Außerdem hatte ich die Cap auf, die im Auto lag, und eine Sonnenbrille. Ich habe noch gedacht, dass es eigentlich auffallen müsste, weil ich alleine im Auto war, aber …«
    »Keiner achtet auf die Putzleute«, brachte Tabori den Satz zu Ende. Er erinnerte sich, wie sie sogar Lisa und ihn hatten passieren lassen, nur weil die offiziell aussehenden Impfzeugnisse der Hunde hinter der Windschutzscheibe gelegen hatten. »Und dann hast du Henry geholt und bist nach Dänemark gefahren. Du dachtest, das Ferienhaus wäre ein sicheres Versteck, du wusstest, dass es erst im Oktober wieder vermietet sein würde, du kanntest das Haus, weil du schon mal hier warst …«
    Damaschkes Gesicht war wieder vollkommen ausdruckslos. Tabori merkte, wie sich Lepcke unruhig hinter ihm bewegte. Hör auf, Damaschke irgendetwas über die Vorgeschichte entlocken zu wollen, dachte er, das hat keinen Zweck, er macht dicht. Denk an Sommerfeld, das ist im Moment wichtiger!
    »Deine Entscheidung war clever gewesen, das

Weitere Kostenlose Bücher