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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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Ferienhaus war perfekt als Versteck. Vor allem warst du mit Henry zusammen, und du konntest mit ihm raus, ohne ständig Angst haben zu müssen, dass ihr jemanden trefft, der euch vielleicht erkennen würde. Aber dann hast du plötzlich einen Kollegen gesehen, oben auf der Klippe, wo der Bunker ist. War nicht schwer zu begreifen, dass er von der Spurensicherung sein musste. Der Koffer, den er dabei hatte, und sein Overallreichten schon, und du hast Panik gekriegt, erinnerst du dich?«
    Damaschke nickte.
    »Und dann, was war dann?«
    Damaschke verzog das Gesicht und fing an zu schluchzen. Er versuchte, den Kopf wegzudrehen, um Tabori nicht mehr zu sehen.
    »Still mal«, kam es von Lepcke. »Ich höre was! – Sie sind zurück.«
    Eine halbe Stunde später saßen Tabori und Lepcke nebeneinander auf dem Sofa. Immerhin hatte Janin sogar Taboris Kopfwunde notdürftig versorgt, während Güngör solange ihre Waffe an Lepckes Schläfe drückte, auch jetzt hatte sie die Waffe griffbereit, während sie mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sessel saß, den sie wieder hingestellt hatte. Eine zweite Waffe steckte in ihrem Gürtel, wahrscheinlich Damaschkes.
    Tabori und Lepcke waren mit Handschellen aneinandergefesselt, sie würden jede Aktion, die sie machen könnten, absolut synchron ausführen müssen, der Couchtisch vor ihnen würde dabei ein Hindernis darstellen.
    Janin lief nervös im Raum auf und ab, genau wie Güngör hatte sie neben ihrer eigenen eine zweite Waffe hinten in ihren Hosenbund geschoben, Lepckes. Bei jedem Schritt warf sie eine Münze in die Luft, warf sie hoch, fing sie auf, warf sie wieder hoch.
    Tabori hatte schon mehrmals versucht, ein Gespräch in Gang zu kriegen, Güngörs Erwiderung war jedes Mal die gleiche gewesen: »Halt’s Maul. Ich muss nachdenken.« Janin hatte gar nicht reagiert.
    Damaschkes Schluchzen war in ein hohes, nervtötendes Wimmern übergegangen.
    »Jetzt bindet ihn doch endlich los«, sagte Lepcke. »Was soll das? Er kann euch doch sowieso nichts tun! Oder müsst ihr unbedingt eure Macht demonstrieren, indem ihr ihn da nackt auf dem Boden liegen lasst?«
    »Er hat sich selber ausgezogen«, kam unerwartet eine Antwort von Güngör. »Er war schon nackt, als wir kamen.« Sie zeigte mit dem Kopf auf die Schlinge, die vom Dachbalken hing. »Er wollte sich umbringen.«
    »Aber er hat sich ganz sicher nicht mit den Kabelbindern gefesselt, oder?«, stellte Lepcke fest, ohne auf die Information mit dem angeblichen Selbstmordversuch zu reagieren. »Was hattet ihr vor mit ihm? Haben wir euch gestört, als ihr gerade dabei wart, ihn zu foltern? So wie ihr es mit Respekt gemacht habt?«
    Janin stoppte abrupt.
    »Das waren wir nicht. Das war …«
    »Er hat seinen Hund erschossen«, fiel ihr Güngör ins Wort. »Wer macht so was? Seinen eigenen Hund! Das ist doch … pervers!«
    »Aber ihr wisst genau, warum«, mischte sich Tabori ein. »Warum er Schluss machen wollte, meine ich, ihr wisst es, oder?«
    »Er hat einen Abschiedsbrief geschrieben«, sagte Güngör. »Da steht alles drin.«
    »Aber wir wussten es auch vorher schon«, kam es von Janin. »Es ist genauso gewesen, wie wir es rausgefunden hatten.«
    »Und das heißt was genau?«, hakte Lepcke nach.
    Güngör zuckte mit der Schulter.
    Janin warf wieder die Münze hoch, diesmal schlug sie sie nach unten auf den Rücken ihrer anderen Hand.
    »Kopf«, sagte sie, ohne weiter zu erklären, was das jetzt bedeuten sollte.
    Tabori beugte sich vor. Lepcke folgte seiner Bewegung zwangsläufig.
    »Bevor wir weiter darüber reden, was ihr rausgefunden habt«, sagte Tabori, »da ist noch eine Sache, die im Moment wichtiger ist.« Im gleichen Moment wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Aber es war zu spät, um seine Aussage zurückzunehmen. »Ein Kollege aus Hannover hat Damaschke heute Morgen gesehen, ein Stück entfernt von hier, oberhalb vom Strand, und wir können davon ausgehen, dass sie irgendwie aufeinander getroffen sind, aber mehr Informationen haben wir nicht, den Kollegen erreichen wir nicht mehr, und Damaschke sagt nicht, was passiert ist. Versteht ihr, es könnte durchaus sein, dass …«
    »Ein verschwundener Kollege«, sagte Güngör. »Das ist natürlich wichtig! Viel wichtiger als das, was mit Anna passiert ist. Klar, es ist ja ein Kollege, und nicht nur eine dumme, kleine Anwärterin!« Ihre Stimme troff vor Ironie. »O Gott, hoffentlich hat Damaschke ihm nichts getan! Aber womöglich hat er ihn schon erschossen, so wie

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