Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Hosier
Vom Netzwerk:
ärgerte mich noch im gleichen Moment über meine Worte.
    »Woher wissen Sie das denn?«
    »Er ist im Dorf«, erwiderte ich ausweichend und hoffte, er würde es dabei belassen.
    »Ach ja? Hat doch wohl nicht irgendwas mit dem toten Mädchen zu tun, das er gefunden hat, oder?«
    »Warum fragen Sie?« wich ich aus.
    »Hab’ so was gehört, wie die anderen auch.«
    Da ich weder die Zeit noch den Wunsch hatte, den Mann in eine weitergehende Unterhaltung über das, was wir wußten, zu verwickeln, teilte ich ihm lediglich mit, daß einer meiner Gründe für die Fahrt ins Dorf wäre, mit dem Jungen selbst zurückzukehren. Dann wechselte ich taktvoll das Thema, indem ich Ben fragte, was denn nun für meinen Ausflug nach Twillings zur Verfügung stünde, woraufhin ich informiert wurde, daß das beste Transportmittel, welches er mir anbieten konnte, ein kleiner Karren war.
    »Sind schon mal gefahren, oder?« fragte er.
    »Nicht allzuoft«, gestand ich.
    »Aha, nun gut, dann sollten Sie Daisy nehmen.«
    »Daisy?«
    »Eine ganz sanfte Stute, gnädige Frau, macht keine Dummheiten. Kennt den Weg hin und auch wieder zurück, unsere Daisy.«
    Also wurde der Wagen angespannt, den Ohrring hatte ich in der Handtasche, die Marmorstatue lag verpackt und festgebunden hinten drauf, und ich begab mich hinter die Zügel.
    »Und du bist sicher, daß ich nicht mitkommen soll?« fragte Vi.
    »Ja, wie ich sagte, es ist besser, du bleibst hier und hast ein Auge auf alles Ungewöhnliche.«
    »Wie zum Beispiel noch ein oder zwei Morde?« fragte sie halb im Spaß.
    »Gott bewahre!«
     
    Die Fahrt nach Twillings war, wenn auch langsam, so zumindest ereignislos. Die Stute, ein frommes Geschöpf, legte ihre eigene Geschwindigkeit fest, und kein gutes Zureden meinerseits konnte den stetigen, schleppenden Schritt ändern. Ich fragte mich schon, wann oder ob überhaupt ich jemals mein Ziel erreichen würde. Ich bin mir ziemlich sicher: Wäre ich nur ein paar Jahre jünger gewesen, hätte ich den Weg in der Hälfte der Zeit zurücklegen können. Aber schließlich kam ich doch an, und nachdem ich mich bei einem Dorfbewohner nach dem Weg erkundigt hatte, fand ich die Polizeistation ohne größere Probleme.
    »Mrs. Hudson, tatsächlich!« rief der Inspektor, als ich eintrat. »Das ist ja eine Überraschung. Bitte, kommen Sie herein.«
    Ich betrat ein fensterloses Büro mit langweiligen braunen Wänden und nahm auf einem Stuhl vor einem Schreibtisch Platz, der mit den obligatorischen Utensilien bepackt war: Tinte, Füller, Papierstapel, Pfeife und Aschenbecher. Dazu kam noch eine Zeitung, die bei einem halbfertigen Kreuzworträtsel aufgeschlagen war.
    »Ich hab’ recht viel zu tun, Sie verstehen«, sagte er mit einem äußerst diensteifrigen Tonfall. »Aber vielleicht kann ich doch ein paar Minuten für Sie erübrigen.«
    Ich warf einen Blick auf das Kreuzworträtsel.
    Er räusperte sich.
    »Ja, nun«, stammelte er, griff rasch nach der Zeitung und legte sie in die unterste Schublade. »McHeath.«
    »Bitte?«
    »McHeath, Madam. Spezialist für Kreuzworträtsel, unser McHeath. Hab’ ihm gesagt, sie nicht immer herumliegen zu lassen.«
    »Ja, sicher, Inspektor.«
    Nach einem Augenblick unangenehmen Schweigens, der nur von einem sinnlosen Hin- und Hergeschiebe von Papieren unterbrochen wurde, kam er sofort mit einer Bemerkung zur Sache, deren Art ich hätte erwarten sollen. »Und was«, fragte er mit einem kleinen Kichern, »führt die weibliche Linie der Holmes-und-Hudson-Detektivagentur in mein bescheidenes Büro?«
    Würde dieser Mann mich denn nie „ernst nehmen?
    »Detektivagentur? Es scheint, Inspektor«, erwiderte ich kühl, »als seien Sie wieder einmal im Besitz von falschen Informationen. Deshalb«, fügte ich rasch hinzu, um ihm in diesem fortwährenden, aber völlig sinnlosen Wortgefecht keine Gelegenheit zu einem zusätzlichen Hieb oder einer Parade zu geben, »dachte ich mir, Sie wären vielleicht hieran interessiert«, sagte ich und legte die verpackte Statue auf seinen Tisch.
    »Was ist das?«
    »Offnen Sie es.«
    Der Inspektor entfernte das braune Paketpapier langsam und systematisch.
    »Waren Sie einkaufen, Mrs. Hudson?« fragte er und hielt den Engel in die Höhe. »Ist wohl eine Art Geschenk?«
    Ich lächelte. »Ein Geschenk? Ja, ich nehme an, das könnte man sagen. Mein Geschenk an die Polizeistation von Twillings. Was Sie da gerade in Händen halten, ist die bisher fehlende Mordwaffe. Der berüchtigte ›stumpfe Gegenstand‹, von dem

Weitere Kostenlose Bücher