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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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nach Fleisch und anderen tierischen Produkten die intensive Tierproduktion noch verstärkt werden müsse – nur müsse sie eben nachhaltiger sein. Geht’s noch? Jeden Tag einen Sonntagsbraten für alle, oder was? Warum nicht gleich dazu noch mehr Tiefseeölbohrungen und Kohlekraftwerke für den steigenden Energiebedarf fordern? Wie wäre es mal mit einem sparsameren Verbrauch von Ressourcen? Glücklicherweise halten auch viele andere nichts von einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft und gehen dagegen auf die Straße.
    Kuhprotest
    Als Kuh wird man ignoriert. Ich jedenfalls, als ich als Kuh in den 41er steige, auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Die aus Papptellern gebastelte Maske drückt meine Nase platt, im Fleece-Fellkostüm einer Schwarzbunten ist es hier im Bus ziemlich warm. Außerdem bin ich nervös, so als Kuh in der Stadt. Durch die Augenlöcher beobachte ich die anderen Fahrgäste. Keiner sagt was, noch nicht mal der Busfahrer hat mein Aussehen kommentiert. Nur einer gerade zugestiegenen jungen Frau huscht ein Lächeln über das Gesicht, als sie mir gegenüber Platz nimmt. Aha, jetzt fotografiert doch ein älteres Ehepaar, das weiter hinten im Bus sitzt, die Kuh. Zwei kugelige Frauen neben mir haben ein Plakat dabei: »Gegen Gen-Schweine«. Ich bin offenbar nicht allein auf dem Weg zur Demo des Aktionsbündnisses »Meine Landwirtschaft« gegen Massentierhaltung, Agrarfabriken, Gentechnik und Dioxin im Essen. Endlich Hauptbahnhof.
    Auf der Demo ist die Kuh gleich voll integriert. Kinder freuen sich besonders über die Kuh. Kameraleute und Fotografen sind ganz wild auf Aufnahmen, und dem NDR gibt die Kuh sogar ein Interview. Am Ende der Demo ist die Kuh auf etlichen Handyfotos, meist zusammen mit jungen Frauen. Veganer sind mit verschiedenen Gruppierungen hier vertreten. Ich stelle fest, dass ich inzwischen viele kenne, sogar ein paar Gesichter von Tierbefreiern aus Thüringen erkenne ich wieder. Bin ich jetzt schon auf dem Weg zum Aktivisten? Mit der Fahne einer Tierrechtsorganisation im Huf grüßt die Kuh herzlich die hier frei laufenden Rinder, Schweine, Hühner und Kaninchen. Sogar zwei Hunde tragen künstliche Kuhfelle – oder sind es Zwergkühe mit Hundemasken?
    Um an die Spitze der Demo zu gelangen, eilt die Kuh abseits des Zuges am gegenüberliegenden Spreeufer entlang. Eine Passantin grüßt mit Alaaf. »Frei, sozial und national«, skandiert eine Gruppe schwarz Gekleideter und eilt, eine Fahne mit dem Berliner Stadtwappen schwenkend, weg von der Demo Richtung Parlament. Die Polizei hinterher. Sind das Sympathisanten der braunen Ökologen, die sich mancherorts ansiedeln, um dort ein »artgerechtes« Dasein zu führen? Oder waren es gar vegane Neonazis? Es soll ja selbst das geben. Na ja, auch Hitler ernährte sich weitgehend veget-arisch. Kein Polizist will der Kuh über die Ernährungsweise der inzwischen nach links (!) abgedrängten und festgehaltenen Freisozialnationalisten eine Auskunft erteilen. Das auf der Demo vertretene Bündnis reicht zwar von Biolandwirten und Imkern über Verdi, die ÖDP und Greenpeace bis zu Tierbefreiern, aber Neonazis will wohl keiner dabeihaben, egal wie öko, tierlieb oder vegan sie sind. Ansonsten bleibt alles ganz friedlich, selbst vor McDonald’s wird nur gewinkt (und nicht gewunken). Die Scheiben zweier FDP-Büros an der Strecke werden mit Ökoaufklebern dekoriert. »KEIN GOTT STAAT FLEISCH SALAT«, fordert ein Plakat. Kein Salat? Demonstriert hier auch ein Frutarier mit, der weder Blatt- noch Wurzelgemüse isst, weil die Pflanze dabei stirbt? Vermutlich fehlt aber nur ein Bindestrich hin zum Fleisch.
    Der Mann mit dem mobilen Bratwurststand am Bahnhof Friedrichstraße darf der Kuh leider nicht mal eben schnell die Tofuwürste braten, die sie von einem Mitdemonstranten geschenkt bekommen hat. Das Deutsche Lebensmittelrecht erlaubt das Vermischen von Grillgut angeblich nicht. Wie gut, dass bei unseren Lebensmitteln alles so gut geregelt ist, denkt die Kuh. Bratwurst gibt es auch am Brandenburger Tor, ein großer Stand, ganz offiziell als Teil der Veranstaltung, zwischen veganem Eintopf und den Ständen von Tierschutzpartei und Tierversuchsgegnern. Am Tresen steht: »Wann hatten Sie zum letzten Mal Schwein?«

… und für eine andere Landwirtschaft
(Quelle: Silja Kallsen, www.albert-schweitzer-stiftung.de )

Die Kuh, die lacht nicht nur
    »Die größten Klimaschweine sind die Rinder«, habe ich mal geschrieben, als ich noch im Klimaschutz arbeitete. In den

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