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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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überleben wolle. Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz seien daher an der Tagesordnung. Es sei gute tierärztliche Praxis, bei Krankheitsfällen den Bestand zu untersuchen. Laut Ebner reiche es aber meist aus, wenn der Tierhalter den Veterinär um ein Antibiotikum bitte. Der verschreibe dann das Medikament auch ohne Untersuchung. Die Landwirte legten verbotenerweise Vorräte an Antibiotika an und behandelten zuweilen lediglich nach telefonischer Absprache mit dem Veterinär die Erkrankungen, die sie glaubten festgestellt zu haben. Bisweilen schrieben Ärzte gar falsche Diagnosen auf, um vorzutäuschen, dass eine Antibiotika-Behandlung gerechtfertigt sei. Es ist schließlich eine Win-win-Situation für Halter und Ärzte: Die Tierärzte verdienen am Verkauf der Antibiotika, die Antibiotika lassen schlechte Haltungsbedingungen zu und beschleunigen nebenbei das Wachstum der Tiere. Die Pharmafirmen belohnen zudem mittels großzügigen Rabatten die Veterinäre, die große Mengen an Antibiotika abnehmen. Eine wirksame Kontrolle der Medikamentenabgabe hingegen ist offenbar bisher nicht möglich oder nicht gewollt.
    Tiere aus ökologischer Tierhaltung dürften weniger mit resistenten Keimen belastet sein, denn dort gelten weitaus strengere Regeln für den Umgang mit Antibiotika. Hühner, die mit mehr als einem Antibiotikum behandelt werden, dürfen nicht mehr unter dem Biolabel verkauft werden. Allerdings gibt der Tierarzt Matthias Wolfschmidt von foodwatch e. V. zu bedenken, dass auch Tiere unter Demeter- und Bioland-Haltungsbedingungen nicht zwangsläufig gesünder seien als aus konventionellen Betrieben, denn auch deren Zieldefinition sei es nicht, gesunde Tiere zu haben, da gehe es eher um artgemäße Haltungsbedingungen.
    Alles fließt
    Der ehemalige Veterinäramtsleiter Hermann Focke warnt in seinem Buch über den Antibiotika-Missbrauch in der intensiven Nutztierhaltung Die Natur schlägt zurück davor, dass mit den Ausscheidungen der Tiere, etwa über die Gülledüngung, 80 Prozent der verabreichten Antibiotika oder deren noch teilweise wirksamen Abbauprodukte auf landwirtschaftlichen Nutzflächen landen. Von dort geht es ins Oberflächen- und Grundwasser. Mancherorts ist dadurch schon das Trinkwasser erheblich belastet. Die ständige Belastung durch Antibiotika führt bei den Keimen im Boden und Grundwasser zu Resistenzentwicklungen. Gemüsefelder darf man zwar nur vor der Aussaat düngen, bei der sogenannten Kopfdüngung von Getreide kommt die belastete Gülle aber mit der Nutzpflanze in Kontakt. Feldsalat und Winterweizen – und in experimentellen Studien noch weitere Pflanzen – können durch die Gülledüngung offenbar Antibiotika-Rückstände über ihre Wurzeln aufnehmen. In der Umwelt oder über die Lebensmittel aufgenommen, können diese Rückstände dann dazu führen, dass sich andernorts resistente Keime entwickeln.
    Ich bin froh, dass wenigstens in meiner Küche keine Lebensmittel zubereitet werden, die besser nur mit Gummihandschuhen angefasst werden sollten. Über das Risiko, sich zu Hause mit gefährlichen Keimen zu infizieren, brauche ich mir keine Gedanken machen – über die Bedrohung, die weltweit von Viren und Bakterien aus Tierhaltungsbetrieben ausgeht, aber schon. Diese Bedrohung ist jedoch wohl nicht die einzige globale Gefahr, der wir uns durch unseren Umgang mit Nutztieren aussetzen.

Erde, Wasser, Feuer, Luft
    Über Klimaschweine, Ressourcenmangel und Hunger
    Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Fleisch nicht essen sollte.
    Frei nach einem Spruch der westdeutschen Umweltbewegung der 1980er-Jahre, angeblich eine Weissagung der Cree-Indianer
    In der Zusammenfassung ihrer populären Veröffentlichung Lifestock’s Long Shadow , zu Deutsch »Der lange Schatten der Nutztiere«, von 2006 schreibt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen – oder kurz Welternährungsorganisation – (FAO), dass der Nutztiersektor einer der Hauptstressfaktoren für viele Ökosysteme und für die Erde als Ganzes sei. Weltweit sei er eine der größten Quellen von Treibhausgasen sowie eine der grundlegenden Ursachen für den Verlust der Artenvielfalt und in Industrie- und Schwellenländern womöglich der Hauptgrund für die Wasserverschmutzung. Auf der anderen Seite fordert die FAO in ihrem aktuellen Bericht World Livestock 2011 – Livestock in Food Security , dass aufgrund der steigenden Nachfrage

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