Kein Fleisch macht gluecklich
vergangenen Jahren habe ich mich immer wieder intensiv mit den Klimagasen befasst, die hinter unseren Lebensmitteln stecken. Als persönliche Konsequenz daraus habe ich Butter von meinem Speiseplan verbannt. Butter fand ich zwar lecker, aber sie ist nicht gerade gesund und vor allem ein Lebensmittel mit einer äußerst schlechten Klimabilanz. Hinter einem 250-Gramm-Päckchen stecken quasi Emissionen von rund 6 Kilo CO 2 , in etwa so viel wie hinter 2 Litern Diesel oder 30 Kilometern Autofahrt. Bei einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 6 Kilo macht Butter immerhin ein Siebtel der Lebensmittel-Treibhausgase einer durchschnittlichen Ernährung aus. Da ich die letzten Jahre praktisch kein Fleisch gegessen habe, dürfte bei mir die Butter deutlich mehr ins Gewicht (auch ins körperliche) gefallen sein. Das Problem bei der Butter ist die Menge an Milch, die man dafür benötigt – und das berühmt-berüchtigte Problem bei der Milch ist das Methan, das hinten und vorne aus der Kuh kommt. Methan ist als besonders schädliches Treibhausgas verrufen (laut Umweltbundesamt ist es über einen Zeitraum von 100 Jahren gerechnet 21-mal wirksamer als CO 2 ). Eine westliche Milchkuh produziert mit etwa 120 Kilo Methan im Jahr das Tausendfache eines Menschen. Die Verdauungsgase machten 2004 nach Angaben der Deutschen Bank Research mit 1800 Millionen Tonnen CO 2 -Äquivalenten über 14 Prozent der Treibhausgase der Landwirtschaft aus. (Um die Auswirkung verschiedener Treibhausgase auf das Klima besser vergleichen zu können, rechnet man sie in eine entsprechende Menge an CO 2 um. Man spricht dann von CO 2 -Äquivalenten.)
Viele Kühe machen Mühe
Zurück zu den Klimaschweinen: Rindfleisch ist in Deutschland trotz schlechter Klimabilanz nicht der entscheidende Treibhausgas-Faktor bei der Ernährung. Mit der BSE-Krise (H öhepunkt in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2001) ist der Verzehr pro Kopf seit 1995 um 3 Kilo auf 8,5 Kilo im Jahr 2010 gesunken. Schweinefleisch schneidet pro Kilo klimamäßig weniger schlecht ab, gegessen wird davon hierzulande jedoch mehr als das Vierfache. Daher trägt Schweinefleisch beim Durchschnittsdeutschen deutlich mehr zur Klimabilanz der Ernährung bei. Milchprodukte schlagen bei ihm noch mehr zu Buche als Schweinefleisch, vor allem wegen des Käse- und Butterverbrauchs. Die ernährungsbedingten Emissionen der Treibhausgase CO 2 , Methan und Lachgas (Distickstoffmonoxid) sind erheblich: Das Umweltbundesamt geht in Deutschland pro Person und Jahr von der Klimawirkung von 1,5 Tonnen CO 2 aus, ein bedeutender Anteil der Klimabelastung durch private Haushalte. Das Ökoinstitut hat ausgerechnet, dass die Ernährung 20 Prozent der Klimabilanz der EU ausmacht. Allein die Produktion tierischer Lebensmittel ist nach Angaben der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission für 13 Prozent der EU-Klimabilanz verantwortlich. Hierbei sind die Landnutzungsänderungen wie etwa das Trockenlegen von Mooren, der Umbruch von Grünflächen und das Abholzen von Wäldern, das überwiegend im außereuropäischen Ausland geschieht, mit einbezogen. Die Deutsche Bank Research, eine von der Deutschen Bank AG abhängige Forschungseinrichtung und somit nicht gerade der Umwelthysterie verdächtig, weist der Landwirtschaft aktuell 25 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen zu, wenn man die Entwaldung zu landwirtschaftlichen Zwecken mit einrechnet. Die Viehhaltung verursacht laut Welternährungsorganisation (FAO) weltweit 18 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, mehr als der gesamte Transportsektor einschließlich Schiffen und Flugzeugen.
CO 2 -Zählerei
Über die genauen Zahlen der Klimabilanzen einzelner Lebensmittelgruppen kann man trefflich streiten. Da bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede, je nach Mess- und Produktionsmethoden und den gewählten »Systemgrenzen«, also dem, was man alles in der Berechnung mit berücksichtigt, etwa Landnutzungsänderungen, die Dünger- und Pestizidproduktion oder den Überseetransport der Futtermittel. Unstrittig ist jedoch, dass pflanzliche Lebensmittel meist die bessere Wahl für das Klima sind. Wer als Veganer nicht fortwährend Flugmangos, baumgereifte Bananen oder die vegane Tiefkühlpizza aus den USA kauft, hinterlässt also ziemlich sicher einen kleineren CO 2 -Fußabdruck als ein durchschnittlicher Vegetarier oder Allesesser. Ein rein auf Treibhausgase optimierter Speiseplan enthielte vermutlich nur sehr wenige tierische Produkte, müsste aber nicht unbedingt
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