Kein Fleisch macht gluecklich
Weideflächen, auch für den Sojaanbau werden kräftig artenreiche Regenwälder und Savannen zerstört, meist mittels Brandrodung – und das, obwohl der Boden für die Landwirtschaft nicht geeignet ist. Man vernichtet nicht nur unwiederbringlich wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sondern enteignet und vertreibt auch Ureinwohner und Kleinbauern, besonders in Brasilien, Argentinien und Paraguay. Obwohl die brasilianischen Kleinbauern nur 2 bis 3 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewirtschaften, tragen sie mit 70 Prozent zur Ernährungssicherung der Bevölkerung bei. Würden auf mehr Flächen Lebens- statt Futtermittel angebaut, wären die Preise für Nahrungsmittel in diesen Ländern wesentlich günstiger. In Argentinien müssen sogar Nahrungsmittel importiert werden, weil man dort nicht mehr genug für den Eigenbedarf anbaut. Schutzgebiete werden von großen Konzernen oftmals nicht beachtet, die Landschaft für neue Plantagen zerstückelt. 700000 Hektar Wald gehen jährlich für neue Sojaanbauflächen drauf. Ich erspare mir hier einen Vergleich mit Fußballfeldern. Experten befürchten, dass in 20 Jahren 40 Prozent des Amazonas-Regenwaldes zerstört und weitere 20 Prozent geschädigt sein werden. Nach der Ernte des Tropenholzes wird der Rest der Pflanzen verbrannt. Die Asche dient als Dünger für den Boden, weil der Boden des Regenwaldes kaum Nährstoffe enthält. Ist der Wald einmal gerodet, werden Nährstoffe und Boden allerdings schnell weggespült und lagern sich in den Gewässern ab. Dort verändern und schädigen sie das empfindliche Ökosystem. Die nährstoffarmen Böden werden für einen ertragreichen Anbau gedüngt, obwohl die eigentlich anspruchslose Sojapflanze als Hülsenfrucht (Leguminose) selbst Stickstoff in den Boden bringt. Auch setzt man in den Monokulturen Pestizide ein, die Böden, Flüsse und Grundwasser zusätzlich belasten. Die inzwischen mehrheitlich gentechnisch veränderten Sojapflanzen sind robust gegenüber Unkrautvernichtungsmitteln und vereinfachen somit deren Einsatz. Saatgut und Pestizid verkaufen die cleveren Hersteller gleich im Doppelpack. Die am meisten verbreitete gentechnisch veränderte Pflanze ist die Sojabohne RoundupReady® des US-Konzerns Monsanto. Sie überlebt als einzige Pflanze den Einsatz des dazugehörigen »Totalherbizids« Roundup®. Das Mittel schädigt nicht nur das Gemüse, sondern auch die Gesundheit von benachbarten Kleinbauern und Landarbeitern. Häufig kommt es hier zu Fehlbildungen bei Neugeborenen, Krebs und Todesfällen, klagen Umweltverbände. Viele Menschen sehen sich zum Abwandern in die Städte gezwungen.
Es geht nicht um die Sojawurst
Was wird aus der Sojabohne? 80 Prozent der Sojabohnen werden zu Sojaschrot und Sojamehl weiterverarbeitet, knapp 20 Prozent zu Öl. Weltweit steigt die Produktion von Sojaöl deutlich an. International war es lange das Speiseöl Nummer eins. Als solches ist Sojaöl in Deutschland zwar weniger verbreitet, es findet sich hierzulande aber in diversen Speisefetten, und es liefert Lezithin zur Verwendung in etlichen industriell hergestellten Lebensmitteln. Zunehmend wird es auch für Agrosprit wie »Biodiesel« eingesetzt. Nur das berüchtigte, weil bisher so gut wie nie nachhaltig produzierte Palmöl hat das Sojaöl seit 2005 auf den zweiten Platz der Weltölproduktion verdrängen können. Abgesehen vom Öl spielt Soja trotz steigender Nachfrage nach Sojamilch und Tofu für die direkte Ernährung von Menschen mengenmäßig kaum eine Rolle. Nur 2 Prozent des Sojamehls dienen als Backzutat und Fleisch- und Milchalternativen, 98 Prozent werden für Nutztierfutter verwendet. Der Vorwurf, dass Vegetarier mit ihren Tofuwienern den Regenwald schädigen, erscheint mir daher haltlos. Das »böse« Soja aus den Riesenplantagen in Übersee ist zudem häufig gentechnisch verändert. In den USA und Argentinien wächst nahezu ausschließlich Gensoja, in Brasilien zumindest zu drei Vierteln. Auch Tiere in Deutschland fressen es. Die Kennzeichnungspflicht für Futtermittel gilt ab einem Anteil von 0,9 Prozent. Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Organismen oberhalb der Nachweisgrenze von 0,1 Prozent enthalten, müssen entsprechend gekennzeichnet sein. Auf welche Produktgruppen oder Inhaltsstoffe das in Deutschland zutrifft, erfährt man auf der Internetseite transgen.de . Das Fleisch, die Milch und die Eier von Tieren, die mit genetisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen bislang jedoch
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