Kein Fleisch macht gluecklich
Gülle eher ein großes Entsorgungsproblem als wertvolle Nährstoffe für den Boden dar.
Stickstoffdünger herzustellen erfordert viel Energie, was die Atmosphäre mit Treibhausgasen belastet. Noch gravierender ist die Wirkung des Stickstoffs im Boden. Dort bildet sich daraus Lachgas (Distickstoffmonoxid), ein hochwirksames Treibhausgas (310-mal so wirksam wie CO 2 ), das sich lange in der Atmosphäre hält. Die Lachgasemissionen stammen zum weitaus größten Teil aus der Landwirtschaft, vor allem aus der Düngung mit stickstoffhaltigem Kunstdünger, Gülle und Mist. Sie verursachten 2004 gut 17 Prozent der Treibhausgase der Landwirtschaft. Aus deren Um- und Abbauprodukten entstehen weitere stickstoffhaltige Stoffe wie Nitrat und Ammoniak, die ebenfalls das Klima sowie die Umwelt schädigen. In vielen Klimaberechnungen zu den Folgen der Landwirtschaft sind diese Effekte noch nicht berücksichtigt.
Je mehr man die Böden düngt und je mehr sie durch den Einsatz schwerer Landmaschinen verdichtet werden, desto mehr Lachgas bildet sich. Die Düngung riesiger Mais- und Sojamonokulturen in den USA, die auch europäische Nutztiere füttern, sowie die Bodenverdichtung mit riesigen Landmaschinen führen dazu, dass Lachgas dort innerhalb der Landwirtschaft den größten Teil zur Klimaerwärmung beiträgt. Auch die Böden selbst werden durch die Intensivierung stark geschädigt. Die verdichtete und an Bodenorganismen durch Düngung sowie Pestizide verarmte Erde kann Wasser schlechter aufnehmen. Fehlt dann noch eine ganzjährige Pflanzendecke, kann ein einzelner starker Regen die Bodenbildung von 30 bis 40 Jahren wegschwemmen. Auch das häufige Pflügen führt zu einem Abbau des Humus.
Nur 17 Prozent des Stickstoffdüngers nutzen die Pflanzen zum Wachsen. Der Rest belastet in Form von Nitrat oder Ammoniak Luft, Boden und Wasser. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood beklagt die Folgen der hohen Ammoniakbelastung, die in Europa zu 95 Prozent aus der Landwirtschaft stammt, größtenteils aus der Gülle und dem Stallmist der Tierproduktion. Aus den 1980er-Jahren kennen viele noch die Angstbegriffe »Saurer Regen« und »Waldsterben«. Ich war überrascht zu lesen, dass es diese Probleme in Deutschland immer noch gibt, auch wenn der Hauptverursacher hier nicht mehr die industriellen Schwefelgase sind, sondern die Ammoniakausdünstungen, die mit dem Regen in den Boden gelangen. Die Folgen sind ähnlich, die Böden übersäuern und bringen mit dem im Ammoniak in großen Mengen enthaltenen Stickstoff das Nährstoffgefüge durcheinander. Der Wald stirbt zwar nicht, wie man damals befürchtete, aber die Schäden haben teilweise sogar zugenommen, verstärkt noch durch den Klimawandel. Zwei Drittel der deutschen Waldbäume sind geschädigt, bei Laubbäumen sind es sogar 80 Prozent. Pflanzen mit entzückenden Namen wie Frühlings-Kuhschelle, Nordischer Augentrost, Sumpf-Knabenkraut, Rosmarin-Seidelbast stehen nebst 80 weiteren Pflanzenarten sowie etlichen Moosen, Flechten und Pilzen aufgrund der Stickstoff-Überdüngung auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Wasserschäden
Die Artenvielfalt in Gewässern ist ebenfalls bedroht, weil der übermäßige Nährstoffeintrag Blau- und Grünalgen sprießen lässt, die den Gewässern zu viel Sauerstoff entziehen, Fischsterben auslösen können und zudem Giftstoffe produzieren, die auch für Menschen gefährlich sind.
Die in der industriellen Tierhaltung anfallende Gülle landet mit allem, was an Antibiotika und Krankheitserregern darin ist, in zu großen Mengen auf den Feldern, auch wenn die Düngeverordnung festlegt, wann und wo wie viel Dünger aufgebracht werden darf. Das Grundwasser, aus dem in Deutschland drei Viertel des Trinkwassers stammen, ist oft erheblich mit Nitraten belastet. Bei der Hälfte der deutschen Trinkwasser-Messstellen fällt die Belastung deutlich zu hoch aus, bei 15 Prozent so hoch, dass das Wasser nicht ohne Weiteres als Trinkwasser genutzt werden kann. Im Nutztierland Niedersachsen ist der Grenzwert bereits bei 20 Prozent der Messstellen überschritten. Bisweilen muss dann Wasser aus anderen Gegenden herangeschafft werden. Die Kosten für das »Fernwasser« trägt der Verbraucher, nicht der Verursacher.
Das Problem bei der Wassernutzung in der Landwirtschaft ist vor allem die Verschmutzung. Sie macht große Mengen an sauberem Wasser erforderlich, um das verschmutzte Wasser ausreichend zu verdünnen, damit es wieder nutzbar wird. Aber auch der direkte
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